Alle fiebern dem Urlaub entgegen, doch bevor man am Strand liegt oder durch die Berge wandert, steht immer noch eine Sache im Weg: die stressige Anreise. Ob mit Auto, Zug oder Flugzeug, Entspannung kommt erst wirklich auf, wenn man sich am Zielort aufs Hotelbett schmeißen kann. Steve Lee möchte so lange nicht warten. Wenn es nach ihm geht, tritt man in Zukunft aus der eigenen Haustür mit wenigen Schritten direkt ins Hotelzimmer.
Die Idee des kanadischen Designers vom „Aprilli Designstudio“: eine autonome Reise-Suite. Diese ist eine Art Hotelzimmer auf Rädern. In der fahrerlosen, mobilen Suite gibt es einen Schlafbereich mit Matratzen. Und dann findet sich da noch das Bad mit WC und Sitzdusche, ein Arbeitszimmer und die Miniküche.
Im Hotel auf Rädern können sich bis zu fünf Menschen tummeln. „Es ist im Grunde genommen ein Hotelzimmer“, sagt Lee. Aber eben eines, dass sich fortbewegt. „Ob es nun sechs oder zehn Stunden sind, du wirst dich darin wohlfühlen.“ Sein Konzept, die „Autonomous Travel Suite“ gewann 2018 den Radical Innovation Award. Der Designwettbewerb sucht die besten Ideen und Lösungen im Gastgewerbe.
Hotelanlagen für die rollenden Suites
Im Gegensatz zum Auto können die Nutzer im rollenden Hotel spielen, arbeiten oder schlafen. Bedeutet: immer noch viel Zeit auf der Straße, doch in einem feineren Ambiente. Reisende sollen das Hotel einmal über eine Netz-App bestellen, in der dann Ziel und die bevorzugten Dienstleistungen notiert werden. Die selbstdenkende Schnittstelle würde dann die besten Routen finden. Für längere Reisen plant Lee die Entwicklung einer autonomen Hotelkette. Die soll aus einem Hotelanlagen-Netzwerk bestehen, welches stationäre Einheiten und weitere Pluspunkte wie Fitnesscenter, Pools oder Konferenzräume vereint. Lee glaubt, dass Hotelmultis wie Marriott International in der Lage sind, die passende Infrastruktur auf deren Arealen aufzubauen, um dort die Suites unterzubringen.
Bis die Idee des Designers Realität wird, ist es aber noch ein sehr langer Weg. Er prognostiziert, dass seine rollenden Räume bis 2030 unterwegs sein werden. Zunächst muss aber noch das autonome Fahren den Durchbruch schaffen.
Die Vorteile der Autonomous Travel Suite wären jedenfalls zahlreich. Die Fahrzeuge sind batteriebetrieben und somit umweltfreundlicher als die Verbrenner, mit denen heute die meisten Urlaubsfahrten gemacht werden – von inländischen Flugreisen ganz zu schweigen. Verspätungen von Züge können einem egal sein, genauso wie der lästige Check-in und die Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Dazu kommt noch mehr Privatsphäre. Und auch die Reisekosten sollen sinken, denn der Mietpreis der Suite läge weit unter den Kosten aller Reiseleistungen.