42. Diese Zahl ist längst Teil des Pop-Kulturguts dieser Welt. Denn schließlich ist sie die Antwort auf die Frage aller Fragen. Der britische Schriftsteller Douglas Adams hat sich für seinen Mega-Bestseller „Per Anhalter durch die Galaxy“ den Supercomputer Deep Thought ausgedacht, der sieben Millionen Jahre herumrechnete, um auf eben die Antwort zu kommen: 42. Wie allerdings Frage lautete, hat er vergessen.
All das erlebt Arthur Dent, weil er sich hat unfreiwillig auf die Reise machen müssen. Denn die Erde ist für eine galaktische Umgehungsstraße einfach gesprengt worden. Auf seinem Trip durch Alls hat Dent zwei sehr praktische Helfer: einen elektronischen Reiseführer namens „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“. Der versammelt wichtige – und nicht so wichtige – Informationen über die Zivilisationen, denen der Weltraumtourist begegnet. Auch das Restaurant am Ende der Galaxy namens Milliways, in dem Dent sich stärkt, taucht dort auf. Und den Babelfisch, der im Ohr seines Wirtes lebt, sich von dessen Gehirnströmen ernährt und im Gegenzug jede Sprache des Weltalls übersetzen kann.
Als der mittlerweile verstorbene Adams 1979 den ersten Band seiner „Trilogie in fünf Teilen“, so der Untertitel, herausbrachte, waren beide Erfindungen für die Leser Hirngespinnste – heute trägt sie fast jeder mit sich herum: in Form seines Smartphones. Mit dessen Hilfe kann er per mobilem Internet in der Online-Enzyklopädie Wikipedia herumstöbern, die fast alle Sehenswürdigkeiten dieser Welt verzeichnet. Die Autoren sind die Nutzer selbst. Genauso hatte es sich Adams bereits vor 40 Jahren ausgedacht: Den „Guide to the Galaxy“ verfassten die Weltraumtouristen größtenteils selbst. Und der Babelfisch? Steckt heute auf gewisse Weise in Skype, der Videokonferenz-Software von Microsoft, die Gespräche zwischen Menschen maschinell live übersetzt, etwa vom Englischen ins Deutsche und zurück.
Lorie löst jedes Problem
So wie Adams haben sich viele Science-Fiction-Autoren über das Reisen und die Ferien in der Zukunft Gedanken gemacht. Und ihr damit auch eine Richtung gegeben, weil sich viele Erfinder, Ingenieure und Programmierer an ihren Geschichten orientieren. Der französische Schriftsteller Jules Verne beschrieb in seinem 1873 erschienenen gleichnamigen Roman, wie sich in 80 Tagen die Erde umrunden ließ. Heute ist der Round-the-world-Trip für viele die Reise ihres Lebens. Wer mag, kann es per Flugzeug in weniger als 80 Stunden schaffen.
Für das spanische Software-Unternehmen Amadeus, bekannt für seine Reservierungssysteme, war das Anlass genug, zwei Autoren zu bitten, ihr Bild vom Reisen der Zukunft zu entwerfen. Der Amerikaner Ian Douglas beschreibt in seiner Kurzgeschichte eine Reise mit einem virtuellen persönlichen Assistenten namens Lorie. Die schafft es, einfach jedes Problem auf einem Geschäftstrip voller Hindernisse zu lösen. Der Brite Jay Eales malt sich aus, wie Stewardessen mit Daten-Brillen und Verbindung zu jeder nur denkbaren Datenbank das Fliegen komfortabler und sicherer machen. Die Lufthansa testet diese Brillen bereits.
Wenn der Dino hungrig wird
Das sind noch relativ naheliegende Ideen. Wesentlich radikalere Visionen hatte der bereits verstorbene US-amerikanische Bestsellerautor und Regisseur Michael Crichton. Er hat sich in Romanen und Filmen immer wieder mit dem Vergnügungspark der Zukunft beschäftigt. Sein vielleicht bekanntestes Werk ist „Jurassic Park“, 1990 erschienen. In ihm geht es um ein tropisches Eiland, auf dem Touristen echten Dinosauriern begegnen können – wieder auferstanden per Gentechnik. Erfolgsregisseur Steven Spielberg hat 1993 daraus einen äußerst erfolgreichen Kinofilm gemacht. Der bereits mehrere Fortsetzungen erlebt hat: Der fünfte Teil „Jurassic World: das gefallene Königreich“ ist gerade in die Kinos gekommen.
In Jurassic Park malte sich Crichton aus, was passiert, wenn die Menschen die Kontrolle über die biotechnisch geschaffenen Geschöpfe verlieren. Denn natürlich tun die Dinosaurier nicht das, was sie sollen, sondern entwickeln ein äußerst wildes Eigenleben. Schließlich muss es ja auch kräftig Action geben.
Ganz ähnlich der Plot im Film „Westworld“ aus dem Jahr 1973, für den Chrichton das Drehbuch schrieb und bei dem er Regie führte. Auch hier ging es um einen Vergnügungspark. Er ermöglicht es den Besuchern, in eine Western-Welt einzutauchen und sich wie Revolver-Helden aufzuführen. Ihre Gegenspieler sind lebensechte Roboter, die sie nach Herzenslust drangsalieren dürfen – bis die Androiden beginnen, sich zu wehren.
Die Handlung bildete wiederum die Grundlage für die sehr erfolgreiche und mit Preisen überhäufte Fernsehserie Westworld, die der US-Kabelsender HBO 2016 erstmals ausstrahlte und deren zweite Staffel gerade läuft. Auch hier geht es um die Frage, was Menschen zu ihrem Vergnügen mit Maschinen anstellen dürfen und ob hochintelligente Roboter Respekt verdienen. Oder etwas handfester formuliert: Dürfen wir es im Urlaub so richtig krachen lassen, so lange kein anderer Mensch zu Schaden kommt?
Welche Rechte Roboter haben
In einer virtuellen Welt muss dagegen auf den ersten Blick niemand Skrupel haben. In der Comic-Verfilmung „Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten“ laufen etwa Touristenhorden durch eine Wüstenei, in die exotische Städte nur hineinprojiziert werden. Dann nimmt niemand Schaden, falls jemand über die Stränge schlägt.
Erst recht nicht, wenn wir auf dem heimischen Sofa sitzen bleiben und uns die Virtual Reality-Brille überziehen, um in Urlaubswelten einzutauchen. Dann wird sogar die Umwelt geschont, weil beispielsweise Reisen mit lärmenden und Abgas-produzierenden Flugzeugen überflüssig würden. Nur die Serverparks müssen mit Strom gefüttert werden.
Ein solches Szenario hat Regie-Star Spielberg gerade im Film „Ready Player One“ durchgespielt. Und übt darin vorsichtige Kritik an einem Leben, das nur noch im Virtuellen stattfindet. Und was passiert, wenn die Avatare, die eine überlegene Künstliche Intelligenz erschafft hat, plötzlich ein eigenes Bewusstsein entwickeln? Dürften wir sie dann in der Virtuellen Realität einfach so vernichten?
Die Diskussion beginnt gerade, welche Rechte Roboter, Algorithmen und Künstliche Intelligenzen einmal haben könnten. Die Ideen und Visionen von Science-Fiction-Autoren helfen, den Diskurs anschaulich zu machen – und sich die Zukunft in bunten Farben auszumalen.