Sie ist leichter, stabiler und hochflexibel einsetzbar. Sie wird Elektroautos mit mehr Leistung und größerer Reichweite ermöglichen: Die neue, stark standardisierte „Electric Global Modular Platform“, kurz E-GMP, die der Hyundai-Konzern jetzt vorgestellt hat.

Je nach Bedarf kann die Skateboard-ähnliche Konstruktion Akku-Pakete in unterschiedlichen Größenordnungen aufnehmen, zwei Elektromotoren samt Getriebe, Inverter und Steuerungselektronik. Die Hinterachse ist bereits in die Tragstruktur integriert, die Crashelemente ebenfalls. Nur die Karosserie fehlt noch. Aber die ist schnell aufgesetzt und angepasst – so wie es die Märkte und die Marken des Unternehmens – Hyundai, Kia , Genesis, Ioniq – gerade verlangen.

Und vielleicht auch andere Marken außerhalb des Konzerns: „Wenn Interesse besteht, können wir gerne darüber sprechen“, signalisierte Hyundai-Entwicklungsvorstand Albert Biermann bei einer Pressekonferenz im Internet die Bereitschaft der Koreaner, die neue Plattform mit anderen Autoherstellern zu teilen. So wie heute schon Volkswagen (mit Ford) und General Motors (mit Honda und Nikola). Das sorgt für Skaleneffekte und für noch mehr Effizienz.

Ioniq 5 profitiert als erstes Modell

Aber in erster Linie soll die Plattformstrategie Hyundai natürlich helfen, dem Absatzziel von einer Million Elektroautos im Jahr 2025 so schnell und so kostengünstig wie möglich näher zu kommen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr haben die Koreaner knapp 100.000 Stromer abgesetzt. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, soll das Modellangebot von Hyundai Motor in den kommenden fünf Jahren weltweit um elf neue batterieelektrische Fahrzeuge ergänzt werden. Die Schwestermarke Kia will im Rahmen seines „Plan S“ bis 2027 sieben neue Batterieautos auf den Markt bringen.

Hyundai 45-Studie alias Ioniq 5 auf der IAA 2019
Der Crossover wird das erste Elektroauto aus dem Hyundai-Konzern sein, das auf der neuen Plattform aufbaut. Das Fahrzeug soll schon im April nach Europa kommen. Foto: Hyundai

Den Anfang macht das neue vollelektrische Crossover Ioniq 5, das laut Biermann im April/Mai kommenden Jahres nach Europa kommt. Es ist das erste Modell, das auf der E-GMP aufbaut. Glänzen soll es mit einer Reichweite von deutlich über 500 Kilometern, einer Ladezeit von 18 Minuten auf 80 Prozent an einem High-Power-Charger und auch hohen dynamischen Qualitäten auf der Straße – Entwicklungschef Biermann war nicht umsonst in einem früheren Leben für die Hochleistungsfahrzeuge der BMW M GmbH verantwortlich.

Neuer ölgekühlter Elektromotor

Noch deutlicher wird man das wohl beim Ioniq 6 merken, der 2022 uf den Markt kommt, mit Allradantrieb und einer Antriebsleistung von 600 PS (441 kW), wie Biermann während der Präsentation der Plattform verriet. Allzu viele Leistungsdaten wollten er und seine Kollegen noch nicht verraten. Zu erfahren war noch, dass der neue, in Hairpin-Technik gewickelte und ölgekühlte (!) Elektromotor mit bis zu 20.000 Umdrehungen arbeitet und in drei Leistungsstufen angeboten wird.

Der südkoreanische Autokonzern kündigt gleichzeitig drei neue Stromer - und ehrgeizige Ziele der "Strategie 2025" an. Elektroauto

Die Pouch-Zellen für die Akkupakete kauft Hyundai zwar weiterhin zu, für den Ioniq 5 wohl beim koreanischen Hersteller SK Innovation (SKI). Dieser hatte kürzlich auf einem Fachkongress eine neue Generation von Lithium-Ionnen-Batterien mit höherer Energiedichte angekündigt. Aber auch Hyundai hat nach eigener Darstellung einiges unternommen, um den Stromspeicher zu optimieren. Besonders stolz zeigten sich die Ingenieure auch über das angeblich weltweit erste „Multicharging“-System, das den Akku sehr effektiv und schnell laden soll, ohne zusätzliche Komponenten oder Adapter wahlweise mit Spannungen von 400 und 800 Volt sowie mit Ladeleistungen von bis zu 350 Kilowatt.

800-Volt-Architektur wie im Porsche Taycan

Bislang verfügte über die 800 Volt-Technik nur der Porsche Taycan – nun wird der Ioniq 5 ebenfalls zum Lade-Sprinter. Der Beitritt von Hyundai zum europäischen Schnelllade-Konsortium Ionity ergibt vor diesem Hintergrund Sinn.

Zudem soll der neue Stromer über die CCS-Schnittstelle auch bidirektional laden, also bei Bedarf auch wieder in ein Stromnetz zurückspeisen können. Auch die Versorgung anderer Elektroautos oder auch Elektrogeräte mit Strom soll auf diesem Weg möglich sein. Und auch am induktiven, kabellosen Laden werde gearbeitet, verriet Biermann. Wann diese Technik verfügbar sein wird, ließ er allerdings offen.

Hyundai

Möglicherweise, so deutete der Deutsche an, werde man die neue Plattform auch für Brennstoffzellen-Fahrzeuge wie den Hyundai Nexo oder den geplanten Kia Sorento Fuel Cell nutzen, die der Konzern auch in Zukunft anbieten will. Nur eines schloss Biermann definitiv aus: Die Montage von Verbrennungsmotoren. Und sei es nur ein Hilfsantrieb für einen Plug-in-Hybrid: Wenn sich die elektrischen Antriebe weiterhin so rasant entwickelt, dürfte diese Zwitterlösung zumindest im Hyundai-Konzern bald der Vergangenheit angehören.

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