Das erste Auto der neuen Marke hat noch einen Verbrennungsmotor an Bord und könnte ohne Probleme auch als Volvo-Coupe verkauft werden können. Auch das zweite Modell namens Polestar 2, dessen Produktion gerade anlief, ist der schwedischen Mutter noch wie aus dem Gesicht geschnitten, nicht nur mit der „Thors Hammer“ genannten Fahrlicht-Mimik. Immerhin besaß es bereits einen vollelektrischen Antriebsstrang und war damit bereits in der neuen Ära angekommen.
Vom Polestar 3, einem Highperformance-SUV, das Ende 2021 auf den Markt kommen soll, haben wir noch nicht viel gesehen. Aber seit Anfang März wissen wir, wie das vierte Modell der Marke aussehen könnte, die 2017 aus der Verbindung von Volvo Car Corporation mit der chinesischen Zhejiang Geely Holding Group hervorgegangen ist: Das Konzeptauto Polestar Precept gibt einen Vorgeschmack auf einen viertürigen Gran Tourismo Sport, mit dem Polestar ab 2022 das Model S von Tesla und den Porsche Taycan übertrumpfen will. Wie Chefdesigner Maximilian Missoni im Gespräch mit EDISON erklärte, ist der Precept aber in erster Linie ein „Befreiungsschlag“, für die Marke und von der Mutter, aber auch von vielen Konventionen im traditionellen Automobilbau. Zumindest Designelemente des Precept werde man im Polestar 3 und im Polestar 4 wiedersehen – irgendwann in den Jahren 2021 und 2022.
Ursprünglich war geplant, das avantgardistische Konzeptauto Anfang März auf dem Genfer Automobilsalon vorzustellen. Doch der Ausbruch der Corona-Seuche und die Absage der Automesse machte einen Strich durch diese Planung. Statt dessen müssen Polestar-Chef Thomas Ingenlath und sein Chefdesigner den „Precept“ nun auf dem Youtube-Kanal von Polestar im Internet vorstellen und in Einzelgesprächen erläutern. Über technische Daten wird dabei noch nicht viel gesprochen, schon gar nicht über eine konkrete Verbindung zwischen Konzeptauto und der geplanten Luxuslimousine. Nach unbestätigten Informationen wird der rund fünf Meter lange Polestar 4 wohl eine Batterie mit einer Speicherkapazität von 120 Kilowattstunden (kWh) an Bord haben, allradgetrieben und preislich in der Luxusklasse angesiedelt sein.
Auto für die Ära der Nachhaltigkeit
Aber bis 2022 kann noch eine Menge passieren, in der Entwicklung neuer Elektromotoren und auch in der Speichertechnik. Missoni mag darüber deshalb gar nicht reden, es liegt schließlich auch nicht in seiner Verantwortung. Seine Zunge löst sich erst, als die Rede auf die Markenwerte kommt, auf die Positionierung von Polestar in der anbrechenden „Ära der Nachhaltigkeit“ (Ingenlath) – und welche Beiträge der „Precept“ dazu leisten wird. Missoni: „Das Auto ist keine Träumerei, sondern transportiert Ideen mit einem realistischen Hintergrund.“
Dazu zählt beispielsweise ein neues Bedienkonzept mit einem Eyetracking-Sensor auf dem Armaturenbrett, das dem Fahrer regelrecht die Wünsche von den Augen abliest – und diese an das Android-basierte Infotainment-System von Google weitergibt, wo dann mit Hilfe Künstlicher Intelligenz die entsprechende Funktionalität aufgerufen wird. Zudem wird das Infotainment-System die Daten auswerten, das die empfindliche Sensorik im „Smart Zone“ genannten Frontträger permanent sammelt – etwa über den Verkehr, den Fahrbahnverlauf, die Witterungsverhältnisse und viele andere Dinge mehr. Über ein Head-up-Display und einen 15,5 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole – Tesla lässt grüßen – werden diese dann ausgespielt. Auf Wunsch auch dreidimensional, in vollplastischer Darstellung. Für die reinen Fahrinformationen gibt es zusätzlich einen zweiten Monitor direkt hinter dem Lenkrad.
Luxus-Ästhetik neu definiert
Das Auto der Zukunft ist ein rollender Datenträger, vollgestopft mit Sensorik. Polestar will diese Sensorik in der „Smart Zone“ – Radar- und Ultraschallsensoren sowie Laserscanner – im Unterschied zu den etablierten Automarken nicht länger verstecken, sondern ganz bewusst sichtbar machen: „Statt über Holz und Leder definiert sich unser Luxus über die Technologien, die wir zelebrieren werden.“ Kleine Schriftzüge etwa verraten neugierigen Passanten, was das Auto so alles mit sich herumträgt und über welche Auflösung etwa ein Radarsensor verfügt.
Faszination Technik statt einer Inszenierung des Luxus mit Hilfe von edlen Hölzern, Chromapplikationen oder narbenfreie Lederbezüge: Mit dem „Precept“ will Polestar, so Missoni „Luxus-Ästhetik neu definieren“.
Überhaupt Leder: Das Material werden Kunden der Marke in Zukunft nur noch auf Nachfrage und ausdrücklichen Wunsch bekommen. Ab Werk sind die Innenräume mit veganen Materialien ausgeschlagen. Mit Kork und mit Stoffen aus Naturfasern. Und wenn Kunststoff zum Einsatz kommt, dann solcher aus recycelten Materialien. Missoni: „Das führt zu einer neuen Ästhetik und sorgt obendrein für ein gutes Gewissen.“
Die Umstellung auf ökologisch einwandfreie Materialien sorgen obendrein für einen Wettbewerbsvorteil. Nicht nur bei der Gewinnung von Kunden, sondern handfest in der Produktion. So sind im Precept beispielsweise Verkleidungen aus einem „powerRibs“ genannten Material auf Flachs-Basis verbaut, das deutlich leichter als konventionelles ist, besser Vibrationen auffängt und obendrein stabiler ist, was das Crashverhalten des Autos verbessert. Recyceltes Nylon aus alten Fischernetzen sowie Sitzbezüge aus einem Stoff, der mit Hilfe von 3-D-Maschinen aus geschredderten PET-Flaschen gestrickt wird, seien zudem pflegeleicht und inzwischen auch kostengünstig herstellbar, weil bei dem Verfahren weniger Verschnitt anfällt.
In zwei Jahren werden wir sehen, was von all diesen schönen Ideen übrig geblieben ist.
Alles wunderbar. Traumhaft schön in MEINEN Augen. Aber die Autoindustrie liegt in meinen Augen weitgehend daneben mit ihren E-Auto-Konzepten:
– Zoe & Co – allenfalls für Behörden oder für die (reiche) Mama als Zweitwagen geeignet. Das gleiche gilt für VW Up et al.
– VW ID3 – als Zweitwagen viel zu teuer. Als Familienfahrzeug hat das Auto einen lächerlich kleinen Kofferraum. Damit fallen auch bei diesem Auto unnötig viele potentielle Käufer von vornherein aus
– Hyundai Ioniq – s. VW ID3- lächerlich kleiner Kofferraum
– Tesla Model 3 – über dieses Auto müssen wir nicht diskutieren. Um diese Kiste wird ein riesiger Hype gemacht und nur deren Besitzer reden sich das Auto schön. Wenn man die Mängelberichte über dieses Autos liest, kann einem schlecht werden. Kein Fahrzeug auch für Otto Normalo, weil viel zu teuer. Ein halbwegs ´vernünftig´ ausgestatteter Wagen wechselt nicht für unter 50.000.- bis 55.000.- € den Besitzer
– Damit bin ich generell beim Preis: Audi e-tron, Mercedes-Benz EQC, Jaguar I-Pace, Polestar II u.v.a. – geradezu dummwitzige Preise.
Die Autoindustrie und ´interessierte´ Kommentatoren dieser jetzt noch völlig insuffizienten Akku- und Ladeinfrastruktur reden sich diese Technik schön.
Wollte die Industrie E-Autos in relevanter (sic!) Zahl auf den Markt bringen, müssten ihre Autos gänzlich anders aussehen. Was kaufen denn die Leute heute für Autos? Sie ahnen es – SUV. Weil die Fahrer alle blöd sind? Das Gegenteil ist richtig und ich habe außer pauschalem SUV-Gebashe auch noch kein einziges gutes Argument gehört, das gegen SUV spricht. Wenn es SUV nicht gäbe, müssten sie erfunden werden. Nein, meine Frau und ich fahren kein! SUV…
Einen VW ID3, 25 cm länger und 10 cm höher und Otto Normalo bräuchte kein anderes Auto mehr, und die definitiv kommende Konkurrenz aus China würde ausbleiben. Wenn der Preis dann auch noch moderat höher ausfiele, als bei einem vergleichbaren Verbrenner, würden die Zulassungszahlen aus meiner Sicht sehr bald um eine Zehnerpotenz höher liegen.
Ein letzter, immer wieder angesprochener Punkt: Ionity hat mit seiner Preispolitik einen unverzeihlichen Fehler begangen. SO kann man kein Vertrauen in diese neue Technologie schaffen. Nach diesem Husarenstück können wir potentiellen E-Autokäufer doch keinem Stromanbieter mehr über den Weg trauen.