Zehn Jahre ist es inzwischen her, dass der ehemalige VW-Designer Murat Günak zusammen mit Partnern aus Frankreich das Konzept eines elektrisch angetriebenen Kleinbusses vorstellte. Der Mia electric war 2,87 Meter lang und 24 kW (33 PS) stark. Es gab drei bis vier Sitzplätze und mit dem serienmäßigen 8 kW-Akku an Bord kam der Fahrer im besten Fall 80 Kilometer weit. 22.500 Euro kostete damals der Elektro-Zwerg, der bei Heuliez in Frankreich gebaut wurde. Aber nicht lang: 2014, nach dem Verkauf von 1.600 Auto, wurde die Produktion gestoppt, musste Mia Electric Insolvenz anmelden.

Mia 1.0 
Auch ein sportliches Sondermodell des Elektromobils konnte nicht verhindern, dass der Hersteller 2014 in finanzielle Schieflage geriet und nach einer Produktion von 1600 Autos die Produktion einstellen musste. Foto: Mia Electric
Mia 1.0
Auch ein sportliches Sondermodell des Elektromobils konnte nicht verhindern, dass der Hersteller 2014 in finanzielle Schieflage geriet und nach einer Produktion von 1600 Autos die Produktion einstellen musste. Foto: Mia Electric

„Es war eigentlich ein tolles Auto, aber sie waren einfach zu früh. Es gab weder einen Markt für Elektroautos in Europa noch eine ordentliche Ladeinfrastruktur“, sagt Philippe Perret. Der ehemalige Chef des Energieversorgers Theolia hat das Auto und das Konzept von damals genau unter die Lupe genommen – und will den kleinen Mia in modifizierter Form zurück auf die Straße bringen. Zusammen mit dem ehemaligen BMW-Ingenieur Christian Jung als Cheftechniker und dem früheren Daimler-Manager Ulrich Hoernke hat er dazu im vergangenen Jahr Fox e-Mobility gegründet und mit der finanziellen Unterstützung namhafter Investoren an die Börse gebracht.

Mia 2.0 soll schon 2023 auf die Straße rollen

Und auch Murat Günak war wieder dabei: Zusammen mit seinem Team hat er das Ursprungskonzept optisch weiterentwickelt und konzeptionell weitergebracht. Denn wenn der Mia wie geplant 2023 sein Comeback feiert, soll es auch eine Version als leichtes Nutzfahrzeug geben und beispielsweise als rollende Ladestation für Elektroautos zum Einsatz kommen – das Startup e-tree aus Stuttgart hat bereits Interesse bekundet.

Schicker Elektro-Lieferwagen 
Von Anfang an soll der neue Mia auch in einer Version für Gewerbebetriebe angeboten werden. Das Stuttgarter Unternehmen e-tree hat bereits Interesse bekundet, das Elektroauto als mobile Ladestation einzusetzen. Foto: Fox e-mobility
Schicker Elektro-Lieferwagen
Von Anfang an soll der neue Mia auch in einer Version für Gewerbebetriebe angeboten werden. Das Stuttgarter Unternehmen e-tree hat bereits Interesse bekundet, das Elektroauto als mobile Ladestation einzusetzen. Foto: Fox e-mobility

Angepeilt wird diesmal ein Verkaufspreis des Basisfahrzeugs mit einem Fahrersitz vorn und zwei Sitzplätzen in der Reihe von 16.000 Euro. Das 950 Kilogramm schwere Leichtfahrzeug wäre damit auch ohne Förderung durch den Steuerzahler eines der preisgünstigsten Elektroautos überhaupt. Und mit einer angepeilten Batteriekapazität von 25 Kilowattstunden und einer Reichweite von über 200 Kilometer und der Möglichkeit zum kabellosen Laden nach heutigem Stand auch beinahe konkurrenzlos. Das Auto soll zudem eine Menge Fahrfreude bereiten. Über die Antriebstechnik und die Leistungsdaten des kleinen Hecktrieblers machten die Entwickler allerdings noch keine konkreten Angaben. Nur so viel: Das Auto werde in der zweiten Generation eine „deutlich höhere“ Antriebsleistung bieten als in der ersten.

Auch ein Cabrio wäre möglich

Perret äußerte sich bei der Premiere des Protoypen auch deshalb sehr zuversichtlich, den Mia in der Version 2.0 zum Erfolg führen zu können. In Europa, in Lizenzproduktion möglicherweise auch in China. Die Rahmenbedingungen seien besser, die notwendigen Komponenten preiswerter geworden geworden. Zudem schaffe der Verkauf von CO2-Verschmutzungsrechten eine weitere Erlösquelle – Tesla ist allein dadurch in die Gewinnzone gerutscht.

Schuhkarton mit Schiebetüren
Die Raumökonomie wird beim Mia 2.0 groß geschrieben. Der Fahrer sitzt allein vorn - bis zu drei Passagiere haben in der Reihe dahin Platz. Und auch ein wenig Gepäck. Geladen werden die Akkus im Fahrzeugboden kabellos. Foto: Fox e-mobility
Schuhkarton mit Schiebetüren
Die Raumökonomie wird beim Mia 2.0 groß geschrieben. Der Fahrer sitzt allein vorn – bis zu drei Passagiere haben in der Reihe dahin Platz. Und auch ein wenig Gepäck. Geladen werden die Akkus im Fahrzeugboden kabellos. Foto: Fox e-mobility

Wer das Auto produziert und wo, steht noch nicht fest – Fox e-Mobility will den Teil des Geschäfts an einen Auftragsfertiger delegieren und sich auf die Weiterentwicklung des Konzepts konzentrieren. Die Skateboard-ähnliche Plattform gibt die Möglichkeit, die unterschiedlichen Karosserieformen zu realisieren – vom Personenwagen über den Pick-up bis hin zu Cabrio sei alles möglich, hieß es. Als Option soll auch ein Solardach angeboten werden. Und wer noch nicht weiß, wie er das Fahrzeug nutzen will, kann es erst einmal nur mit einem Akku bestellen – und einen zweiten Energiespeicher für bis zu 450 Kilometer Reichweite später nachordern. Später soll es sogar möglich sein soll, eine der Batterien durch ein mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen-Modul zu ersetzen, um von der Ladeinfrastruktur unabhängiger zu werden.

Perret und sein Team haben sich viel vorgenommen. Jetzt aber gilt es erst einmal, das Elektroauto serienreif zu machen und einen Produktionspartner zu finden: Ende kommenden Jahres soll schließlich schon mit dem Bau der ersten Autos begonnen werden.

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3 Kommentare

  1. Onkelchen

    Meines Wissens kommen Leichtfahrzeuge bisher nicht in den Genuss des Umweltbonus.

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    • Franz W. Rother

      Korrekt.

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    • Wolfbrecht Gösebert

      Schon der („die“) Mia 1.0 ist als PKW (M1 Homologation!) zugelassen.
      Kauf- und Innovationsprämie könnten also gezahlt werden.

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