Eine Ladekarte oder -App ist nicht mehr erforderlich: Im Auto sind bereits sämtliche Informationen hinterlegt. Beim Eintreffen an der Ladestation reicht es, das Kabel anzustecken – der Strom fließt dann automatisch. Was der Strom kostet, hat der Fahrer zuvor schon über das Navigationssystem erfahren. Und von unterwegs hat der aus dem Fahrzeug heraus auch gleich schon den Ladeplatz reserviert. Kein Suchen, kein Warten – einfach Laden.

Was Bernd Vollmayr, Produktmanager von Digital Charging Solutions, im Gespräch mit EDISON skizziert, wird schon bald Realität sein – exemplarisch im neuen Mercedes EQS. Digital Charging Solution (DCS), Teil des Mobilitäts-Joint-Ventures zwischen der BMW Group und Daimler, hat die Mercedes-Ingenieure bei der Entwicklung eines smarten Ladedienstes für das neue Elektro-Flaggschiff der Stuttgarter unterstützt. In punkto Komfort und Transparenz setzt dieses nach Ansicht von Vollmayr Maßstäbe: „Einfacher geht es nicht mehr.“

Ladeplätze können bald reserviert werden

„Electric Intelligence“ haben die Marketingleute von Mercedes-Benz ihr neues Angebot für den EQS genannt. Das Navigationssystem sucht nicht nur die kürzesten, schnellsten und schönsten Routen zum Zielpunkt heraus. Auf Wunsch wird auch eine Streckenführung entlang der preisgünstigsten Ladeplätze ermittelt – DCS liefert die dafür notwendigen Informationen. Und der Dienstleister hat auch geholfen, das Elektroauto „Plug&Charge-fähig zu machen. Die Vertragsdaten – von Mercedes me Charger oder anderen E-Mobility-Providern sind hier im Bordcomputer hinterlegt.

Einfach und komfortabel laden 
Mercedes EQS an einem Schnelllader von Ionity. Die Kundendaten sind bereits im Fahrzeug hinterlegt - Plug&Charge wird damit möglich. Foto: Mercedes-Benz
Einfach und komfortabel laden
Mercedes EQS an einem Schnelllader von Ionity. Die Kundendaten sind bereits im Fahrzeug hinterlegt – Plug&Charge wird damit möglich. Foto: Mercedes-Benz

Und wie Vollmayr verrät, wird das System auch schon bald eine Verfügbarkeits-Prognose erstellen und damit einen Ladeplatz reservieren können. Natürlich nicht schon am Vortag, aber immerhin 20 Minuten vor Eintreffen. Dazu wird über Funk ein „Fake-Ladevorgang“ programmiert, der es unmöglich macht, dass andere Fahrzeuge in der Zeit bis zum Eintreffen an der betreffenden Säule Strom zapfen. Voraussichtlich im dritten Quartal des Jahres werde das möglich sein, sagt der DCS-Manager.

DCS versucht „Silent Enabler“ die Interessen der Ladeplatz-Betreiber mit denen der Fahrzeughersteller und deren Kunden unter einen Hut zu bringen. Und was die Fahrer von Elektroautos wollen, weiß Vollmayr nur zu gut, unter anderem aus seiner Zeit bei BMW, wo er für den i3 Ladelösungen entwickelte. „Diese Kunden wollen ein einfaches Preismodell, Komfort und vor allem Transparenz.“ Über die Strompreise, über die Verfügbarkeit der Ladeplätze.“ Da DCS die Ladestrompreise für seine Kunden individuell aushandelt, sind die Informationen leicht verfügbar.

Timo Sillober von EnBW im Ladetalk Timo Sillober ist Chief Sales & Operations Officer bei der EnBW. In der Funktion leitet er auch den Aufbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Wie gut. Denn da gäbe es einiges zu besprechen. Laden

Und das natürlich nicht nur für die Fahrer eines Mercedes EQS. Auch anderer Kunden von DCS könnten diesen Service dann anbieten – für die Elektroautos von BMW und Mini, für Audi, Fiat und Hyundai. „Vor allem für unsere Flottenkunden ist das interessant“, weiß Vollmayr. Also für Alphabet Fuhrpark Management, Siemens und Digital Energy Solutions. Die Betreiber der Ladestationen, ahnt er, werden von dem Reservierungs-Service nicht gerade begeistert sein. „Sie wollen eine hohe Auslastung und deshalb eine ständige Verfügbarkeit der Ladeplätze für Laufkundschaft.“

Grünstrom-Zertifikate fürs gute Gewissen

Und noch eines werde in Zukunft wichtiger: „Wer ein Elektroauto fährt, möchte dieses auch klimaverträglich mit Grünstrom betreiben.“ Daheim ist das einfacher darzustellen als unterwegs. Nominell fließt fast überall Wind- und Sonnenstrom in den Akku, tatsächlich aber ist aktuell noch jede Menge Strom darunter, der in Kohle- und Atomkraftwerken produziert wird. Damit die Elektromobilisten trotzdem ein ruhiges Gewissen und tatsächlich mit ihrem Stromer zum Klimaschutz beitragen, hat DCS das so genannte Green Charging entwickelt. Der Ladestrom wird hier mit Herkunftsnachweisen hinterlegt. Fließt tatsächlich „Graustrom“ in den Akku des Elektroautos, werden zur Kompensation entsprechende Mengen Grünstrom ins Netz eingespeist. Vollmayr: „Bilanziell hat der Fahrer des Elektroautos damit eine saubere Weste.“

Im Mercedes EQS wird das über den Bordcomputer ebenfalls angezeigt. Und das angeblich sogar grenzüberschreitend.

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1 Kommentar

  1. Kristin

    DCS sollte umfassend zum Einsatz kommen, genauso ist es richtig und einfach!

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