Florian Huettl fährt Astra. Einen vollelektrischen „natürlich“, wie der 47-jährige Opel-Chef sagt. Reichweitenangst habe er damit nicht. Am Firmenstandort gebe es jede Menge Lademöglichkeiten. Und die Schnellladestationen entlang der A3 zwischen Köln und Aschaffenburg kenne er inzwischen beinahe vollständig – „ich habe da noch immer einen Ladeplatz gefunden.“

Man nimmt es Huettl ab – sein Bekenntnis zur Elektromobilität. Einige seiner Kollegen sind hingegen inzwischen zurückgerudert. Mercedes-Chef Ola Källenius wollte ab 2028 eigentlich nur noch Elektroautos auf den Markt bringen. Doch kürzlich kündigte er einen Kurswechsel an: Die Transformation – gemeint war die Antriebswende – könne länger dauern als gedacht. Mercedes werde deshalb noch über das Jahr 2028 hinaus neue Autos mit Verbrennungsmotor bauen und anbieten – „wenn die Nachfrage da ist, bis deutlich in die 2030er Jahre.“

Opel hingegen hält weiter klaren Kurs in Richtung Elektromobilität: Ab 2028 werde sein Unternehmen ausschließlich vollelektrische Neuwagen anbieten, versicherte Huettl am Wochenende erneut bei den Feiern zum 125-jährigen Bestehen der deutschen Traditionsmarke, die seit 2017 Teil des multinationalen Stellantis-Konzerns ist. Und noch in diesem Jahr werde Opel „als erste deutsche Marke“ für jedes Modell im Portfolio eine batterie-elektrische Variante anbieten.

„Wir haben unsere klare Entscheidung getroffen, wir werden den Weg auch weiter verfolgen – und wir stehen klar hinter dem Verbrennerverbot“, betonte der Opel-Chef bei einem Festakt in Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU).

Bloß kein Zickzack-Kurs

Letzterer hatte sich schon im vergangenen Jahr gegen das vom EU-Parlament beschlossene sogenannte „Verbrenner-Verbot“ gestellt und sich statt dessen für einen Einsatz von CO2-neutralen synthetischen Kraftstoffen stark gemacht. Eine Position, der Huettl gar nichts abgewinnen kann: „Wir können nicht zwei Jahre nach links gehen und zwei Jahre nach rechts – je nachdem, wie die Politikstimmung ist.“

Das Steuer mal fest im Griff
Bundeskanzler Olaf Scholz fuhr nach kurzer Einweisung einen im Werk Rüsselsheim gerade fertiggestellten Opel Astra Electric unfallfrei vom Band. Na also, geht doch. Fotos: Opel
Das Steuer mal fest im Griff
Bundeskanzler Olaf Scholz fuhr nach kurzer Einweisung einen im Werk Rüsselsheim gerade fertiggestellten Opel Astra Electric unfallfrei vom Band. Na also, geht doch. Fotos: Opel

Bei Opel setzen sie lieber auf einen geradlinigen, klar kalkulierbaren Kurs – Richtung Elektromobilität. Auch weil für einen Zickzack-Kurs selbst im 14 Marken zählenden Stellantis-Konzern (Jahresgewinn 2023: 18,6 Milliarden Euro) schlicht die Mittel fehlen würden. Laut Konzernchef Carlos Tavares – der bei dem Festakt in Rüsselsheim ebenfalls anwesend war – liegt die Unternehmensgruppe mit seiner Elektroauto-Strategie „perfekt auf Kurs“. Dazu passen auch die jüngsten Absatzzahlen von Opel: Im Mai konnte die Marke mit 15.500 Neuzulassungen 33 Prozent mehr Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahresmonat. Einer der Treiber des Erfolgs: Der neue Astra, von dem eine wachsende Anzahl nicht nur in Deutschland inzwischen mit Elektroantrieb geordert wird.

Opel Manta kehrt als Stromer zurück

Und mit dem neuen Grandland und dem neuen Frontera stehen zwei weitere Modelle vor der Markteinführung, von denen sich Huettl noch in diesem Jahr weitere Impulse für die Antriebswende erhofft. Beide Modelle wird es als Voll- und Teilzeitstromer geben, den Frontera in der Basisausführung schon zu einem Einstiegspreis von etwa 29.000 Euro.

Auch ist ein kleiner Stromer in der Entwicklung, der zu einem Preis um die 25.000 Euro angeboten werden soll, erfuhren wir am Rand der Opel-Feierlichkeiten. Der neue Citroën ë-C3 (Basispreis: 23.300 Euro) zeigt, was mit den Plattformen und Modulen des Stellantis-Konzerns darstellbar ist. Ebenso wie eine Neuauflage des legendären Opel Manta mit Elektroantrieb: Entgegen böswilligen Gerüchten wird nicht nur in der Designabteilung von Opel in Rüsselsheim an dem Auto gearbeitet, versicherten Huettl und andere Spitzenkräfte des Unternehmens am Rande der Jubiläums-Feier.

Manta elektrisiert 
Opel-Chefdesigner Mark Adams ist es Fan des Manta A von 1970. Der Manta GSe ElektroMOD von 2021 war aber nur eine Spielübung - so wird der neue Opel Manta sicher nicht aussehen. Immerhin: Das (alte) Markenlogo leuchtete hier bereits.
Manta elektrisiert
Opel-Chefdesigner Mark Adams ist es Fan des Manta A von 1970. Der Manta GSe ElektroMOD von 2021 war aber nur eine Spielübung – so wird der neue Opel Manta sicher nicht aussehen. Immerhin: Das (alte) Markenlogo leuchtete hier bereits.

Gerne hätten wir mehr über beide Fahrzeuge erfahren. Aber Designchef Mark Adams – sein Lieblingauto ist der Opel Manta A von 1970 – wurden da bei einer Führung durch seine Abteilung ganz schmallippig. Nur so viel ließ sich von ihm entlocken: Die Geradlinigkeit, die den neuen Opel Grandland auszeichnet, werde sich in allen neuen Modellen der Marke wiederfinden, die sich nach den Schlüsselbegriffen „Bold“ (mutig) und „Pure“ (Rein) gestalterisch neu kalibriert hat. „Wir haben jetzt eine klare Vision, wo wir hinwollen.“

Den Opel-Blitz – Markenlogo seit Herbst 1963 – haben sie schon im vergangenen Jahr nach den neuen Kriterien dynamisch neu gezeichnet, in der Front des neuen Grandland wird er erstmals in illuminierter Form erscheinen (siehe Aufmacherbild). Adams: „Das passt doch perfekt zu einem Elektroauto – wir hätten es nicht besser erfinden können.“

Stimmt: Wer das Zeichen sieht, weiß sofort, was vor uns liegt – und wohin Opel steuert.

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