Alle Autohersteller haben seit Jahresbeginn auf dem deutschen Markt kräftig Federn lassen müssen – Corona und die Schutzmaßnahmen der Bundesregierung haben bei den Pkw-Neuzulassungen für eine brutale Vollbremsung gesorgt. Seit Jahresbeginn sind die Fahrzeugverkäufe quer durch die Bank um ein gutes Drittel zurückgegangen, bis Ende Juli verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt ein Minus von 30.8 Prozent.
Zuwächse gab es lediglich in einem Marktsegment: Bei den Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Konkret bei den Elektroautos – von erdgasbetriebenen Pkw redet ohnehin kaum jemand mehr. Die Neuzulassungen von Plug-in Hybriden haben sich seit Jahresbeginn fast versechsfacht. Und bei den rein elektrischen Autos gab es einen Aufschlag von 182 Prozent: Jedes 20. Auto, das inzwischen neu in den Verkehr gebracht ist, ist mittlerweile ein Stromer. Tendenz steigend,.
Die „Peugeot Société Anonyme“, die hierzulande als PSA-Konzern bekannt ist und nach dem Zusammenschluss mit FiatChrysler „Stellantis“ heißen soll, surft mit seinen vier Marken Peugeot, Citroën, DS und Opel dank einer intelligenten Plattformstrategie bereits kräftig auf der Welle. Opel mit dem Corsa-e und dem Grandland X Hybrid, Citroën mit dem C5 Aircross Hybrid. Und DS mit dem DS C3 Crossback e-tense sowie dem großen DS C7 Crossback e-tense.
2021 kommt ein Stromer mit Brennstoffzelle
Am weitesten fortgeschritten mit seiner Elektrifizierungsstrategie ist allerdings Peugeot: Die Marke mit dem Löwen hat bereits fünf Voll- und Teilzeitstromer im Programm – vom Kleinwagen bis zur ausgewachsenen Limousine. Und das ist, wie EDISON am Rande einer Veranstaltung im Bergischen Land erfuhr, erst der Anfang. Bis zum nächsten Jahr sollen weitere E-Mobile hinzukommen, mit zwei und vier Rädern, mit Batterieantrieb, aber, psst, auch ein erstes Fahrzeug, bei dem der Fahrstrom mit Hilfe von Wasserstoff und einer Brennstoffzelle erzeugt wird.
Mit dem Konzeptauto „207 epure“ hatte Peugeot schon 2006 gezeigt, was ein solches Antriebssystem leisten kann. Bei einer Luxuslimousine soll im kommenden Jahr nun die Probe aufs Exempel gemacht werden. Über technische Details schweigt sich das Unternehmen zwar noch aus. Aber die neue Elektro-Plattform eVMP (Electric Vehicle Modular Platform) macht wohl auch eine Antriebsvariante mit Brennstoffzelle möglich. Stilistisch weist das Konzeptauto e-Legend den Weg.
Die aktuellen Zahlen ermuntern Peugeot jedenfalls, auf dem Weg der Elektrisierung der gesamten Modellpalette zügig weiterzumarschieren. Beim Kleinwagen 208, in der aktuellen Ausführung seit Sommer vergangenen Jahres auf dem Markt, entfallen bereits 23 Prozent auf die Version E. Tendenz steigend. Im Juli etwa wurde fast jedes zweite verkaufte Modell der Baureihe als Stromer verkauft. Der etwas größere City-SUV 2008 ist noch nicht so lange auf dem Markt. Aber auch hier macht der Anteil der Elektro-Version bereits über 20 Prozent aller Verkäufe aus.
Und auch bei den größeren Modellen verändert sich der Antriebs-Mix rasant: Beim 508, der sowohl als Limousine wie als Kombi gerne als Geschäfts- und Dienstwagen genutzt wird, ist der Anteil der Version Plug-in Hybrid (PHEV) seit Jahresbeginn bereits auf fast 50 Prozent geklettert. Und beim 3008 machen die Teilzeitstromer mit einer elektrischen Reichweite von derzeit 52 Kilometern bereits knapp 30 Prozent der Verkäufe aus, obwohl das Modell überwiegend von Privatkunden geordert wird. Dies alles dürfte Konzernlenker Carlos Tavares in seinem Plan bestätigen, den Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2025 allmählich in den Ruhestand zu verabschieden und die Entwicklungsarbeiten an neuen Benzinern oder gar Dieselaggregaten einzustellen.
Tavares setzte bislang auf eine Multi-Energy-Strategy: Die Fahrzeug-Plattform CMP (Common Modular Platform) eignet sich sowohl für einen Betrieb mit klassischem Verbrennungsmotor als als auch für einen Hybridantrieb. Und in der Variante E lässt sie sich nutzen, um rein batterielektrische Autos auf die Räder zu stellen. Produktionstechnisch und kostenseitig bot dies große Vorteile, zwang die Ingenieure aber zu Kompromissen.
Deutlich wird das am Peugeot 208, dem aktuell populärsten Modell in der Fahrzeugpalette. Antriebstechnisch lässt die Elektro-Variante e-208 kaum Wünsche offen: Der 100 Kilowatt (136 PS) starke Elektromotor an der Vorderachse treibt den 1,5 Tonner zügig an, die flüssigkeitsgekühlte Batterie im Fahrzeugboden mit einer Speicherkapazität von 50 Kilowattstunden lässt im Alltagsbetrieb kaum Reichweitenängste aufkommen, zumal es der CCS-Anschluss erlaubt, bei Bedarf an einer Schnellladesäule mit einer Ladeleistung von 100 Kilowatt (kW) Gleichstrom zu zapfen. Auch die Ladeleistung des Onboard-Chargers von 11 Kilowatt kann sich sehen lassen.
Überdimensionierter Motorraum
Dafür verschenkt der kleine E-Sportler (speziell in der Ausstattungsvariante GT spielt er den sportlichen Charakter sehr schön aus) einiges an Möglichkeiten, weil der Motorraum mit Rücksicht auf die Diesel- und Benzin-Variante überdimensioniert ist. Das bekommen insbesondere die Fondpassagiere zu spüren. Beim Einsteigen in die zweite Reihe wie bei der Beinfreiheit dort. Weil die B-Säulen zu weit hinten sitzen, ist Einfädeln angesagt.
Und dass der e-208 noch in einer Ära konzipiert wurde, als die Priorität klar den Verbrennern galt, zeigt sich auch bei der Positionierung der Ladeklappe: Hinten links ist sie bei Fahrzeugen, die überwiegend im Rechtsverkehr bewegt werden, vorsichtig formuliert, suboptimal. Ein Platz hinten rechts wäre besser – aber der ist bei der Plattform für die Version mit Tankklappe reserviert. Dieses Handicap teilt der Peugeot e-208 logischerweise mit seinen Konzernschwestern Opel Corsa-e und DS 3 Crossback e-tense, die wir schon früher testen durften.
Mit der neuen Plattform e-VMP soll sich das angeblich ändern, weil hier der Elektroantrieb die erste Geige spielen wird. Wir wollen es hoffen. Die Richtung stimmt auf jeden Fall schon einmal.