Gleich zu Beginn räumt Christophe Patois mit einer Fehlinterpretation des 3008er-Designs auf: „Es handelt sich um eine Fastback-Karosserie und nicht um ein Coupé.“ Denn bei einem Fastback, lernen wir von dem Peugeot-Chefingenieur, „beginnt die Dachlinie hinter der zweiten Sitzreihe abzufallen. Bei einem Coupé hingegen fällt die Karosserie direkt ab der zweiten Reihe ab.“ So, damit wäre auch das geklärt. Ebenso wie die Abmessungen: Die Gesamtlänge der dritten 3008-Generation ist im Vergleich zum Vorgänger der zweiten Generation um 9,5 Zentimeter gewachsen. Die Höhe ist leicht gestiegen und die Breite wurde um mehr als vier Zentimeter gestreckt. Zudem gibt es deutlich mehr Radstand und Spurweite, womit sich der erste vollelektrische 3008 deutlich von Wettbewerbern wie dem neuen Renault Scenic abhebt.
Sein Wachstum verdankt der 4,54 Meter lange e-3008 der neuen STLA-Medium-Plattform, die zukünftig von allen Mittelklasse-Elektroautos aus dem Stellantis-Konzern zum Einsatz kommt. In Kombination mit Stromspeichern von 73 und 98 kWh Größe und in drei Leistungsstufen, mit 157 und 170 kW Leistung als Fronttriebler und später mit 240 kW als Allradler. Damit sollen sich Reichweiten zwischen 525 und 700 Kilometer realisieren lassen. Die neue Plattform ermöglicht zudem ein etwas schnelleres Laden des Akkus: Die Ladeleistung an der Gleichstrom-Säule stieg von bisher eher beschaulichen 100 kW wie im Peugeot e-308 auf bis zu 160 Kilowatt.
Cockpit neu sortiert
Ebenso neu wie Antrieb und Akkutechnik präsentiert sich auf der zunehmend wertige Innenraum mit einem Cockpit, das je nach Ausstattung von einem 21 Zoll großen Panoramabildschirm dominiert wird. In der Mitte des Armaturenbretts befindet sich ein Touchpanel mit anpassbaren Tastenkombinationen, die einfach zu bedienen sind und die Suche nach den am häufigsten verwendeten Funktionen in den Menüs des mittleren Bildschirms überflüssig machen.
Auch das Lenkrad präsentiert sich in neuem Design, wobei der reduzierte Durchmesser und die abgeflachte Form beibehalten wurden. Auf der rechten Seite des Lenkrads befindet sich nun der Schalthebel für das Getriebe, der aus dem Bereich zwischen den Vordersitzen herausgezogen wurde, um mehr Stauraum zu schaffen. Der Wählschalter für den Fahrmodus (Eco/Normal/Sport) hat ebenfalls eine neue Form und ein moderneres Aussehen. Die Verarbeitung präsentiert sich insgesamt solide, wobei je nach Ausstattungsniveau verschiedene Softtouch-Materialien mit festen Kunststoffoberflächen kombiniert werden.
Ordentlich Luft auf allen Plätzen
Das Platzangebot in der zweiten Sitzreihe bietet eine angemessene Beinfreiheit und Personen bis 1,80 Meter Körpergröße haben ausreichend Kopffreiheit. Die Sicht nach hinten ist jedoch aufgrund der schmalen Heckscheibe und breiter C-Säulen schlecht. Das Kofferraumvolumen liegt je nach Antrieb zwischen 470 und 520 Litern.
Für die erste Ausfahrt haben wir den Peugeot e-3008 als 157 kW oder 213 PS starken Fronttriebler gewählt. Mit einem maximalen Drehmoment von 343 Newtonmetern hat der Antrieb keine Mühe mit dem 2,1 Tonnen schweren Elektro-Fastback. Die Beschleunigungsleistung ist für ein Familienauto akzeptabel (7,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h) und der Normverbrauch geht mit 16,8 kWh auf 100 Kilometern für ein Elektroauto dieser Größe ebenfalls in Ordnung. Gleiches gilt für die Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h – mehr braucht kein Mensch.
Die Lenkung ist recht präzise und das kleine Lenkrad trägt zu einem sportlicheren Fahrgefühl bei. Jedoch sind bei flotter Kurvenfahrt Wankbewegungen spürbar, da der e-3008 betont komfortabel abgestimmt wurde. Weniger als die Fahrwerksabstimmung gefällt die Bremswirkung: Das Bremsen ist nicht angenehm, weil das linke Pedal im ersten Drittel des Weges kaum verzögert und sich zu schwammig anfühlt. „Um die Rekuperation zu fördern und den Energieverbrauch zu senken“, erklärt Patois, „können wir zu Beginn der Pedalbewegung nicht viel mechanisch bremsen. Es ist ein Kompromiss; aber ich gebe zu, dass es nicht das angenehmste Gefühl ist.“
Preise beginnen bei 48.160 Euro
Stimmt, denn es erzeugt nicht nur ein unsicheres Fahrgefühl, sondern macht das Fahren auch weniger flüssig: Man neigt dazu, wegen der fehlenden Anfangsverzögerung zu stark auf das Pedal zu treten. Das führt dazu, dass die Front des Fahrzeugs ein wenig eintaucht – und dann löst man die Bremse, weil die Verzögerung zu groß wird und damit sich die Nase des Fahrzeugs hebt. Der Fahrer hat die Wahl zwischen drei Rekuperationsstufen, die über die am Lenkrad angebrachten Schaltwippen eingestellt werden können. Aber es gibt keine „One-Pedal-Funktion“ mit maximaler Rekuperations- und Kriechfunktion.
Der neue Löwen-Chic hat seinen Preis, denn 48.160 Euro für dieses Elektro-Einstiegsmodell sind für einen Peugeot allemal stattlich. Und Peugeot sieht durchaus noch Potenzial nach oben: Bis 2025 wird Peugeot den e-3008 auch als Allradler und in einer Version mit 98-kWh-Batterie für 700 Kilometer Reichweite auf den Markt bringen. Der Preis dürfte dann bei knapp 60.000 Euro liegen.