Es war klar, dass es dabei nicht bleiben würde: Ab 1. Februar kostet das Schnellladen von Elektroautos an den europaweiten Stationen von Ionity 79 Cent pro Kilowattstunde statt wie bisher acht Euro pro Ladevorgang. Und nun ziehen andere Ladeanbieter und Mobility-Service-Provider (MSP) nach: Am Vorabend des 1. Februar gab Plugsurfing, mit rund 130.000 Ladepunkten einer der größten Autostrom-Plattformen in Europa bekannt, künftig an den Ladesäulen von Ionity einen Preis von 86 Cent pro Kilowattstunde (kWh) aufzurufen. Die Deutsche Telekom ruft bei ihrem Lade-Dienst GetCharge sogar 89 Cent/kWh auf. Vattenfall hingegen verzichtet auf ein „Serviceentgelt“ und stellt Nutzern seiner InCharge-App lediglich 79 Cent/kWh in Rechnung.

„Wir wissen, wie wichtig Preise für Sie sind und dass Änderungen von Ladepreisen in Ihrer Umgebung sie besonders treffen“, entschuldigt sich das Plugsurfing-Team in einer E-Mail bei seinen Benutzern, zu denen unter anderem viele Kunden von JaguarLandRover, Renault, Nissan und Kia zählen. Aber das neue Preismodell von Ionity lasse keine Wahl. Alternativ versucht das Unternehmen nun, seinen Kunden ein Abo-Modell schmackhaft zu machen: Gegen einen monatlichen Preis von 19,99 Euro könne man dann an allen Ladestationen für nur 34 Cent pro Kilowattstunde laden – egal ob Wechselstrom (AC) oder Gleichstrom (DC). Vorerst stehe der Service allerdings nur einem eingeschränkten Nutzerkreis zur Verfügung, da es sich erst einmal um einen Test handele.

Am Anfang gab es den Strom hier kostenlos
Ladestation von Ionity an der Raststätte Brohltal Ost in Niederzissen. Foto: Rother

Mit ähnlichen Modellen versuchen auch die deutschen Autohersteller, die hinter dem Ionity-Konsortium stehen, ihre Kundschaft an sich zu binden. Fahrer eines Audi e-tron etwa zahlen im so genannten Transit-Tarif eine monatliche Grundgebühr von 17,95 Euro (also 215,40 Euro jährlich) und dürfen dafür aus den „High Power-Chargern“ (HPC) von Ionity den Strom zu einem „Vorzugstarif“ von 31 Cent pro Kilowattstunde ziehen. Im Zulassungsjahr entfällt diese Grundgebühr noch. Bei Mercedes Me Charge wird für Fahrer etwa eines Mercedes EQC im zweiten Jahr eine Jahresgebühr von 99 Euro fällig, um bei Ionity weiterhin in den Genuss von Sonderkonditionen (29 Cent/kWh) zu kommen. Im ersten Jahr entfällt die Grundgebühr beim so genannten „Ionity-Paket“ noch.

Audi E-Tron an Ionity-Ladesäule Das neue Preismodell von Ionity macht Fernfahrten mit dem Stromer deutlich teurer. Das Interesse am Elektroauto insgesamt könnte darüber erkalten, befürchten Experten. E-Mobilität

Porsche: 179 Euro Grundgebühr im Jahr

Bei Porsche entfällt sogar in den ersten drei Jahren nach Zulassung des Fahrzeugs die Grundgebühr, danach werden 179 Euro im Jahr fällig wird – und wird der Strompreis an den HPC-Stationen von Ionity vorerst bei 33 Cent/kWh eingefroren. An allen übrigen Schnellladestationen anderer Anbieter fällt ein Strompreis von 39 Cent/kWh an, zu der je nach Ladeleistung eine „Bereitstellungsgebühr“ zwischen 5 Cent (22kW) und 45 Cent (350 kW) pro Minute Ladezeit kommt. Klingt kompliziert, dürfte Taycan-Fahrer allerdings nicht weiter kratzen, da die Abrechnung über die App automatisch erfolgt und die Rechnung erst am Monatsende präsentiert wird.

Andere Elektromobilisten dürften, wie Plugserfing richtig bermerkt, auf die Bewegung bei den Auto-Strompreisen schon sensibler reagieren. Wohl auch deshalb hat Ionity-Chef Hajesch inzwischen auf die Kritik an der Preiserhöhung reagiert und in einem Interview mit dem Branchendienst emobly klar gestellt: „Jeder Ad-hoc-Kunde, der uns spontan nutzen will, ohne Vertrag, kriegt die 79 Cent pro kWh und alle Kunden bekommen das gleiche Leistungsangebot von Ionity.  Alle anderen müssen sich dann mit ihrem Mobilitäts-Servcie-Anbieter auseinandersetzen, welcher Anbieter für Sie individuell das beste Angebot darstellt. Das sind dann aber deren Konditionen.“  Im Klartext: Bitte wenden sie sich an Ihren Mobility-Service-Provider – und beklagen sich dort.

Neue Strategien für die Reise mit dem Stromer?

Oder man wechselt gleich in ein anderes System und zu einem anderen Anbieter von Laeinfrastruktur. So gibt es inzwischen auch an den Stationen des niederländischen Anbieters Fastned Ladestationen, an denen mit einer Leistung von bis zu 350 kW Gleichstrom bezogen werden kann. Als „Gold Member“ (Monatsgebühr 11,99 Euro) zahlt man hier dann 35 Cent, als Laufkunde ohne Grundgebühr 59 Cent pro Kilowattstunde. Oder Allego: Auch hier zahlen Elektromobilisten maximal 59 Cent an den DC-Ladern, egal, wie schnell der Strom hier fliegt. Und auch ganz ohne Monatsgebühr. Ähnliche Ladeleistungen (bis zu 300 Kilowatt) und Konditionen bietet der Stromversorger EnBW: Im so genannten Vielfahrer-Tarif (monatlich 4,49 Euro) liegt der Preis aktuell bei 39 Cent pro Kilowattstunde. Wer sich nicht binden will, zahlt 49 Cent.

Schnellladestation De Watering von Fastned in den Niederlanden.
Offene Gesellschaft
An den Schnellladern von Fastned sind auch Fahrzeuge japanischer Anbieter mit einem Chademo-Anschluss willkommen. Einziges Handicap: In Deutschland gibt es derzeit erst 14 Stationen.
Foto: Fastned

Und bei allen drei Anbietern sind auch sind auch Fahrzeuge mit einem Chademo-Anschluss willkommen: Bei Ionity muss das Fahrzeug über einen Anschluss nach der europäischen CCS-2-Norm verfügen.

Wir würden darum gerne wissen: Wie reagieren Sie auf die neuen Tarifmodelle? Entwickeln Sie nun neue Lade-Strategien für Fernfahrten mit dem Elektroauto? Welche Ladeanbieter favorisieren Sie und was halten Sie von Abo-Modellen? Interessieren würde uns auch, welche Erfahrungen Sie im Alltag gesammelt haben – was die Preise, aber beispielsweise auch die Stabilität der Ladevorgänge anbetrifft. Schreiben sie uns (info@edison.media) oder diskutieren Sie hier mit uns.

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15 Kommentare

  1. Günther Guthier

    TeslaSupercharger, angemessener Preis und immer verfügbar
    Der Rest ist Stümperei der Verbrenner Lobby

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  2. Nissan Leaf Fahrererin

    Das juckt mich nicht, da ich nur an Triple Charger mit ChaDemo lade. Es lebe der japanische Standard.

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    • Franz W. Rother

      Ohne Ladekarte?

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  3. T-K-P (Tausend-Kilometer-Peter)

    Ich ändere meine Ladestrategie nicht: ich werde solange weiter bei IONITY laden, wie MSP‘s Angebote zu 25, 32,5 oder 35 Cent pro kWh an genau diesen IONITY Ladepunkten beibehalten. Insgesamt befinden sich Stand heute noch 3 meiner Verträge in diesem Preisrange an IONITY-Ladepunkten!
    Wenn alle 3 auf IONITY-Preisniveau erhöhen sollten, dann besteht ein gewisser Druck, auf eine Lösung umzusteigen, bei der man seinen eigenen PV-Strom EU-weit an öffentlichen Ladesäulen laden kann, wie z.B. beim Cloud2Go Angebot der EnBW: http://enbw.com/solar
    Sollte sich auch da ein Aufpreis für die teuren 350kW HPC materialisieren, dann lasse ich sie halt links liegen und lade an 50kW. Auf diese Weise habe ich schon 2018 an einem Tag 1000 km zurück gelegt.

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    • Franz W. Rother

      1000 Kilometer mit Visiten an 50 kW-Ladern – mit welchem Auto und in wie viel Stunden in Summe?

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  4. Matthias

    >>>Als Tesla Model 3 Long Range AWD Besitzer<< Bleibt alles, wie gehabt: Ionity, Plugsurfing, Shell, getcharge waren sowieso nur „Notnägel“, die noch nie gebraucht wurden. Und bleiben damit getrost weiter links liegen.

    „Entwickeln Sie nun neue Lade-Strategien für Fernfahrten mit dem Elektroauto?“
    ==> Nein. Als Maingau-ESL-Kunde und Haushaltsstromkunde bleibt es bei den vsl. weiterhin günstigen 25 ct./kWh. Selbst dann, wenn dort eine Erhöhung folgt, gibt es auch für günstigere 50-150 kW DC Lader sicherlich nicht die Ionity Abwehrkonditionen.

    „Welche Ladeanbieter favorisieren Sie und was halten Sie von Abo-Modellen?“
    ==> Erste Teilfrage: Tesla Supercharger Netzwerk! Einfach, transparent und hoch verfügbar! Zweite Teilfrage: Nichts. In vier Monaten (Weniger Winterreichweite) nur dreimal Schnellladen müssen.

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    • Franz W. Rother

      Danke für den Input. Bei Maingau sollte man in der Tat registriert sein. Ich bin gespannt, wie sich dort die Konditionen entwickeln werden.

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    • Mathias

      Genau meine Meinung!

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  5. Burghardt Garske

    Fahre einen Hyundai Kona ausschließlich auf der Langstrecke. Bei 49 CT ist meine Schmerzgrenze. Da der Kona so effizient ist, komme ich auch mit 50 KW Lader gut klar.

    Abo ist für mich nur dann ok, wenn ich auch eine Chance habe, bei diesem Anbieter regelmäßig zu laden. Daher habe ich einen Vertrag mit enbw und innogy.

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    • Franz W. Rother

      Danke für den Input

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  6. Gerd S.

    Mein Fazit als relativer Vielfahrer (50tkm p.a.) : Anstelle eines eTron ein MY bestellt.
    Tesla war, ist und bleibt die einzig halbwegs kalkulierbare Größe für die Langstrecke.

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    • Franz W. Rother

      Wie wohl man ja als Tesla-Fahrer inzwischen auch am Supercharger den Strom nicht mehr kostenlos bekommt – aufgerufen werden dort beim M3 meines Wissens 33 Cent pro Kilowattstunde.

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    • Manuel-Leonhard Rixen

      Sehe ich auch so.
      Tesla ist effizienter, reichweitenstärker, smarter, schicker, etc.

      Ich habe bisher keinen Grund gefunden warum man sich mit Ionity und Co. befassen sollte.

      Insbesondere bei solchen merkwürdigen Regelungen mit dem Laden, die obendrein auch noch teuer sind.

      Zum Vergleich:
      Bei Tesla zahlt man 33cent/kWh.
      Tesla will mit dem Laden nichts verdienen.
      Es gibt keine komplizierten Tarife mit denen man sich beschäftigen muss.

      Dranstecken und los gehts. 🙂

      Tesla bleibt meine 1. Wahl. In jeglicher Hinsicht.

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  7. alfons

    alle wollen über Nacht Reich werden. So bekommen wir nie eine Energiewende im KFZ Bereich hin.

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    • Burghardt Garske

      Den deutschen Herstellern fehlt die unternehmerische Weitsicht. Elon Musk hat die jahrelange Kritik ausgehalten und hat sich von seiner Vision und den Kundenbedürfnissen leiten lassen. Chapeau!

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