Eher wie eine Kunstgalerie denn wie ein Autohaus wirkt der Polestar „Space“, den die junge Tochtermarke von Volvo an diesem Freitag (21. August) in der Düsseldorfer Innenstadt eröffnet. Es gibt zwar auch Autos zu sehen. Aber an den Wänden prangen keine Markenbotschaften. Und Prospekte gibt es auch keine. Dafür edle Bodenbeläge und Wandpanele in verschiedenen Grautönen, viel Silber und ein paar Akzente in „Schwedengold“. Dazu mehrere großdimensionale Monitore. Und in einer Ecke einen mächtiger Glastisch, auf dem allerlei bunte Quadraten liegen. Er erinnert ein wenig an das Kommandodeck von Raumschiff Enterprise. Doch gesteuert wird darüber nicht der Warpantrieb oder der Schutzschirm. Die bunten Quadrate dienen vielmehr dazu, einen neuen Polestar 2 zu konfigurieren wie „Captain Kirk“ alias Alexander Lutz, der Geschäftsführer von Polestar Deutschland, am Vorabend der offiziellen Eröffnung des ersten deutschen Polestar-„Space“ erläutert. Jede Kachel steht für ein Gestaltungselement. Die Außenlackierung, die Tapezierung des Innenraums, die Felgen und das eine oder andere Extra, mit dem sich der Polestar 2, das erste vollelektrische Auto der jungen Marke aufpeppen lässt. Man schiebt sie nach und nach zusammen – und erblickt dann auf dem Großbildschirm an der Wand seinen Traumwagen, hochauflösend und plastisch, eindrucksvoller und realistischer als auf jedem Monitor eines Heim-PC. Lutz: „So geht Autokauf heute.“

Kachelei am Kommandostand
Alexander Lutz, Geschäftsführer von Polestar in Deutschland, erläutert im Düsseldorfer „Space“ die Funktionsweise des digitalen Groß-Konfigurators. Bild: EDISON

An der ersten Stelle soll im Polestar Space das Markenerlebnis stehen – und die Vision von einer besseren Welt, ohne Straßenlärm und Luftverschmutzung. Der Kauf kommt irgendwann später, erläutert Lutz das Konzept des stylishen Showrooms.

Der „Polestar Space“ an der Berliner Allee ist der erste seiner Art in Deutschland. Sechs weitere sollen in den kommenden Monaten noch in Deutschland eröffnet werden. In Köln und Frankfurt, Stuttgart, Hamburg, Berlin und Stuttgart. Betrieben werden sie nicht von Polestar selbst, sondern von Unternehmen mit langjähriger Erfahrung im Autohandel.

In Düsseldorf ist es die Moll-Gruppe, die an zwölf Standorten in Nordrhein-Westfalen sowie in Hannover bereits Fahrzeuge von Volvo und der Marken des Volkswagen-Konzerns vertreibt. Auf ganz klassische Art, mit großen teuren „Markenpalästen“, die praktisch bis unters Dach mit Neu- und Gebrauchtwagen gefüllt sind. Dazwischen hocken die Verkäufer an Schreibtischen und warten auf die Kunden, mit denen dann später um Rabatte gefeilscht wird.

Beratung ohne jeden Verkaufsdruck

Das ist die alte Art und Weise, Autos zu verkaufen. Das Konzept von Polestar ist für Moll-Geschäftsführer und Inhaber Timm Moll „der moderne Weg“ von der analogen in die digitale Verkaufswelt. Seine acht Mitarbeiter im Space arbeiten ohne Verkaufs- und Provisionsdruck – „sie leiten im besten Fall nur durch den Bestellprozess“. Denn bezahlt wird Moll nicht pro Vertrag, der im Showroom zustande kommt. Vielmehr erhält er seinen Anteil an allen Autos der Marke Polestar, die im Postleitzahlgebiet 4 abgesetzt werden – auch wenn die Bestellung des Fahrzeugs über das Internet erfolgt. Und das Gebiet ist riesig. Es reicht von Düsseldorf und Mönchengladbach bis rauf nach Osnabrück und kurz vor Bielefeld im Norden. Ein Terrain mit rund 18 Millionen Einwohnern – also jede Menge potenzielle Polestar-Kunden.

Die Moll-Gruppe organisiert die Probefahrten, kümmert sich um die Auslieferung der Fahrzeuge, auch um den späteren Service, obwohl das Aftersales-Geschäft bei Elektroautos, Moll ahnt es schon, „eine Katastrophe“ ist, weil kaum etwas zu reparieren ist und ein Ölwechsel entfällt. Moll: „Aber das ist nicht zu ändern.“

Das Neuwagengeschäft von Polestar hingegen lässt sich sehr verheißungsvoll an. Das erste Auto war nach Freischaltung des Konfigurators nach nicht einmal zwei Minuten verkauft, berichtet Lutz. Und über 90 Prozent der Menschen, die den Polestar 2 Probe gefahren haben, kaufen das Auto auch. Lutz: „Das habe ich noch nie erlebt.“ Weder bei Audi noch bei Maserati, wo er vorher tätig war.

Jahreskontingent für Europa fast ausverkauft

Exakte Verkaufszahlen will der Deutschland-Geschäftsführer gleichwohl ebenso wenig verraten wie die Größe des Fahrzeug-Kontingents, das für Deutschland bestimmt ist. Nur so viel: „Wer heute bestellt, kriegt sein Auto noch im November.“ In Norwegen und Schweden sowie in den Niederlanden ist das Auto bereits ausverkauft – Kunden dort müssen sich bis 2021 gedulden. Diskussionen über Rabatte auf den Listenpreis machen vor dem Hintergrund keinen Sinn: Polestar hat es nicht nötig. Und die Berater interessiert es nicht, weil es nicht ihr Geschäft ist.

Trotzdem ist auch Moll verwundert, „wie groß das Interesse an dem Polestar 2 ist“. Viel Überzeugungsarbeit müsse man nicht leisten: Es reiche, die Leute ins Auto zu setzen und sie ein paar Kilometer elektrisch fahren zu lassen. Sofern man denn eine Probefahrt anbieten kann: In den kommenden vier Wochen sind alle Termine ausgebucht.

Polestar 1 ruft Polestar 2
Mit großem Aufwand und viel Geschmack hat Timm Moll die ehemaligen Verkaufsräume von Volkswagen in den ersten deutschen Polestar-Space verwandelt. Foto: EDISON
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4 Kommentare

  1. Andreas V.

    Aber die Hintergrund-Info zum Provisionsmodell ist ganz interessant.

    Ansonsten, emobly, bitte mal wieder die Rechtschreib-Korrektur einschalten!
    Danke!

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    • Andreas V.

      ‚Tschuldigung, „Edison“ natürlich. Gerade zuviele THemen-Streams parallel im Kopf gehabt

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  2. Andreas V.

    Polestar „Space“, geschenkt … !
    Ich will den „2“ mal zur Probe fahren, und zwar länger als nur 1 Stunde.
    Dann wird sich zeigen ob der was taugt.
    Danach kann man den ja dann gerne online bestellen. Aber einen „Space“ braucht ein rationaler Kunde nicht. Das ist nur Eindruck-Schinderei à la „Schöner Wohnen“

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  3. fcd04

    Toll! Da mache ich sogar mal die Fahrt nach Düsseldorf. Der Laden sieht Spitze aus. Repräsentativ ist der Mann von Polestar obendrauf auch noch!

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