Der Skoda Enyaq zählt zu den populärsten Elektroautos in Europa. Im vergangenen Jahr konnte die tschechische VW-Tochter von dem 4,65 Meter langen E-SUV insgesamt 81.800 Einheiten absetzen, über 50 Prozent mehr als im Jahr davor. In der Tschechischen Republik und der Slowakei war der Enyaq das meistverkaufte Elektroauto überhaupt, in Deutschland rangierte das Modell mit einem Absatz von 23.498 Fahrzeugen auf Position drei – hinter dem Tesla Model Y und den VW-Schwestermodellen ID.4 und ID.5.
Doch nun bekommt das Erfolgsmodell Konkurrenz aus dem eigenen Lager: Am 1. Oktober feierte in Prag der neue Skoda Elroq Weltpremiere, ein 4,49 Meter Kompakt-SUV mit ähnlichen Antriebsleistungen wie der Enyaq und ebenfalls einem guten Platzangebot, aber deutlich preisgünstiger: Startet der Enyaq 85 bei 48.900 Euro, ist das ebenfalls heckgetriebene Basismodell des Elroq mit 52 kWh-Akku und 125 kW (170 PS) Antriebsleistung sowie 350 Kilometer Reichweite schon für 33.900 Euro zu bekommen. Der Stromer wäre damit nur geringfügig teuer als der Skoda Karoq (ab 33.140 Euro), das Pendant des Elroq aus der alten Verbrennerwelt.

Skoda-Chef Klaus Zellmer bei der Weltpremiere des Elroq in Prag. Mit einem Einstiegspreis von rund 33.000 Euro ist der Stromer „in ausgewählten europäischen Märkten“ genauso teuer wie der Karoq, sein benzingetriebenes Pendant.
„Dieses Fahrzeug bietet die perfekte Balance aus Größe, geräumigem Innenraum sowie elektrischer Mobilität für die Stadt und darüber hinaus“, umreißt Skoda-Chef Klaus Zellmer die Positionierung des neuen Modells zwischen der Enyaq-Familie und Epiq, dem kommenden Elektro-SUV im Fabia- oder Polo-Format.
„Tech-Deck“ statt „Crystal Face“
Kannibalisierungseffekte sind da nicht ausgeschlossen: Der Elroq dürfte, was das Platzangebot anbetrifft, den meisten Skoda-Kunden völlig reichen. Und im Alltagsverkehr ist der Jüngste im Vergleich zu seinem großen Bruder bei gleicher Antriebsleistung noch etwas agiler und dank eines Wendekreises von 9,3 Metern (Enyaq: 10,5 Meter) auch deutlich wuseliger, wie eine erste Ausfahrt mit einem 210 kW (286 PS) starken und grünfolierten Elroq 85 durch Amsterdam und über Landstraßen durchs Umland eindrucksvoll demonstrierte. Der Bordcomputer versprach dabei eine Reichweite von 560 Kilometer – den Aktionsradius hätten wir locker vergrößern können.

Mit einer Länge von 4,49 Metern kommt der Skoda Elroq mit schmalen Gassen wesentlich besser klar als der 16 Zentimeter größere Enyaq. Und günstiger ist er obendrein – so könnte er ein Verkaufsschlager werden. Bilder: Skoda
Hinzu kommt: Der Elroq macht auch optisch einen großen Sprung nach vorne. Statt eines „Crystal Face“ trägt der kompakte Stromer das neue „Tech-Deck-Face“, statt eines konventionell gestylten Kühlergrills einen schwarz glänzenden schmalen Streifen, hinter dem sich die umfangreiche Sensorik für das teilautomatisierte Fahren verbirgt. Das „Tech-Deck-Face“ wird das zukünftige Design-Merkmal von Skoda sein“, verriet Skoda-Exterieur-Designer Jiří Hadaščok bei der Vorpremiere des Elroq im Move Amsterdam. Auch die sechs Elektroautos, die in den kommenden Jahren noch folgen, werden es tragen. Ob es auch der Enyaq beim nächsten Facelift erhält, bleibt abzuwarten.
Clevere Ideen für Ladekabel und Ladeport
Ein weiteres Highlight sind im wahrsten Sinne des Wortes die neuen Matrix-LED-Scheinwerfer, die den Elroq auch in der Nacht funkeln lassen sollen. Fernscheinwerfer und Kurvenlicht sind dabei vom aus vier rechteckigen Lichtsegmenten bestehenden Tagfahrlicht getrennt. Ähnliches kennt man schon vom Kia Niro. Für das geflügelte Pfeil-Logo von Skoda bleibt da kein Platz mehr – es ist künftig nur noch auf den Radabdeckungen und am Lenkrad zu finden.

Eine Ladeleistung von 11 kW an der Wallbox ist mittlerweile Branchenstandard, die maximale Ladeleistung am Schnelllader beträgt 175 kW. Smart ist die Gestaltung des Ladeports, die ein Festfrieren des Kabels im Winter verhindern soll.
Und natürlich haben sie sich bei Skoda auch für den Elroq wieder ein paar smarte Lösungen einfallen lassen – „Simply Clever“ lautet schließlich der Claim der Marke. Das Ladekabel beispielsweise findet in einem Netz unter der Gepäckraumabdeckung Platz. Zudem wurde der Ladestecker so gestaltet, dass Regenwasser besser abfließen kann – ein Festfrieren des Ladekabels bei eisigen Temperaturen soll so nicht mehr möglich sein.
Schnell mal laden mit bis zu 175 kW
Apropos Laden: Auch hier lässt sich der Elroq nicht lumpen. Auf ein 800-Volt-Bordnetz muss der Kompakt-Stromer verzichten, dergleichen gibt der Elektro-Baukasten von Volkswagen derzeit noch nicht her. Aber mit einer maximalen Ladeleistung von 175 kW sind zumindest die beiden 180 km/h schnellen Topmodelle Elroq 85 und 85X (mit Allradantrieb) gut aufgestellt. Spätestens nach 28 Minuten soll der netto 77 kWh fassende Akku damit zu 80 Prozent gefüllt sein. Die kleineren Versionen mit 52 und 59 kWh-Akku müssen mit 125 und 135 kW Gleichstrom klarkommen – bei einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h sind Ladestopps ja auch seltener nötig.

Elektroautos haben in Deutschland derzeit mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. Der neue Skoda Elroq bringt neben einem günstigen Preis vieles mit, um gut auf dem Markt zu bestehen. Bestellungen werden an 3. Oktober entgegengenommen.
An der mit Wechselstrom betriebenen Wallbox herrscht mit 11 kW wiederum Gleichstand. Ebenso, was die Ladeplanung und die Vorkonditionierung der Batterie für eine schnelle Stromaufnahme anbetrifft. Wichtiger aber noch: Plug&Charge – das Laden ohne App und Ladekarte – ist bereits an Bord, das bidirektionale Laden des Fahrzeugs immerhin schon vorbereitet, hören wir.
Absatzziel: 29.000 Elroq allein in Deutschland
Auch sicherheitstechnisch ist der Elroq natürlich auf dem neuesten Stand – da gibt sich der kleine Bruder des Enyaq keine Blößen. Der intelligente Parkassistent beispielsweise ermöglicht es sogar, das Elektroauto per Smartphone-App aus bis zu vier Metern Entfernung in eine Parklücke hinein – und auch wieder heraus zu lotsen. Oder in die und aus der Garage – der Skoda muss dazu allerdings erst angelernt werden.
Alles in allem bringt der Elroq beste Voraussetzungen für einen Verkaufserfolg mit. Das sehen sie wohl auch in der Skoda-Zentrale in Mlada Boleslav so: Dort rechnet man im kommenden Jahr mit einem Absatz von 29.000 Fahrzeugen des Elroq in Deutschland, weiteren 19.000 Auto in Großbritannien. Ausgeliefert werden die ersten Fahrzeuge im ersten Quartal kommenden Jahres – dann kriegt der Enyaq auch ein großes Facelift.