Erst im April erfuhr er von seiner neuen Aufgabe, erst seit 1. Juli ist er offiziell als Vorstandschef von Skoda im Amt – und schon Ende August konnte Klaus Zellmer in Prag vor über 450 Gästen aus Europa und Indien die neue Markenstrategie vorstellen: 30 Jahre nach der Übernahme des tschechischen Traditionsunternehmens fliegt der geflügelte Pfeil schneller und höher als jemals zuvor in der inzwischen über 125-jährigen Geschichte. Auch wenn der künftig nicht mehr so oft zu sehen sein wird.

Denn die Ziele sind ambitioniert: Bis 2030 soll der Anteil rein batterieelektrischer Fahrzeuge an den Verkäufen der Marke ŠKODA in Europa auf über 70 Prozent steigen, bis 2026 drei komplett neue Elektroautos auf den Markt kommen. Ein kompakter SUV (Arbeitstitel: „El-Roq“), ein kleines Stadtauto als Nachfolger des Citigo iV, ein stylisches Crossover aus SUV und Van – sowie ein vollelektrischer Skoda Octavia.

Solide, funktional, authentisch 
Skoda-Chef Klaus Zellmer (l.) und Chefdesigner Oliver Stefani bei der Präsentation der neuen Markenwerte in Prag. Foto: Skoda
Solide, funktional, authentisch
Skoda-Chef Klaus Zellmer (l.) und Chefdesigner Oliver Stefani bei der Präsentation der neuen Markenwerte in Prag. Foto: Skoda

Wie Zellmer bei seinem ersten großen Auftritt als Skoda-Chef ankündigt, wird das Unternehmen dafür in den kommenden fünf Jahren insgesamt 5,6 Milliarden Euro in die Elektromobilität und und 700 Millionen Euro in die Digitalisierung investieren: Die neuen Autos werden nicht nur elektrisiert, sondern auch smartifiziert. Und sie werden sich deutlicher als bisher von den Konzernschwestern VW und Seat/Cupra differenzieren – auch um außerhalb des Konzerns und mit neuen Käuferschichten noch stärker als bisher wachsen zu können. Zellmer: „Wir wollen neue Kunden gewinnen und im Konzern nicht alle die Angeln in den gleichen Teich hängen.“

Skoda Octavia iV könnte 2026 starten

„Dazu heben wir Skoda auf das nächste Level“, kündigte Zellmer im Prag an. Sein Vorgänger Thomas Schäfer, der inzwischen an der Spitze von VW steht, hat dazu in den zurückliegenden zwei Jahren die Basis gelegt. Mit Erfolg: Vom ersten Vollstromer der Marke, dem Skoda Enyaq, hat das Unternehmen inzwischen 70.000 Exemplare verkauft – 22.200 Exemplare allein im ersten Halbjahr 2022. Und es wären sicher noch etliche Zehntausend mehr, wenn die Produktion nicht durch den Mangel an Kabelbäumen und Computerchips immer wieder eingebremst worden wäre.

Meistverkauftes Modell ist jedoch nach wie vor mit deutlichem Abstand der Skoda Octavia. Von der beliebten Mittelklasse-Limousine wurden zwischen Januar und Juni dieses Jahres allein 61.000 Stück verkauft. So ein Erfolgsmodell nimmt man nicht so einfach aus der Produktion, bloß weil die Ära der Verbrenner dem Ende entgegen geht. 2024 wird das Modell deshalb noch einmal kräftig aufgefrischt – optisch, inhaltlich und auch technisch.

Eine Etage höher 
Mit dem siebensitzigen Elektro-Crossover will Skoda den ersten Schritt auf ein höheres Level gehen - auch um dem konzerninternen Wettbewerb speziell mit VW zu verringern und Kannibalisierungseffekte zu mindern. Foto: Skoda
Eine Etage höher
Mit dem siebensitzigen Elektro-Crossover will Skoda den ersten Schritt auf ein höheres Level gehen – auch um dem konzerninternen Wettbewerb speziell mit VW zu verringern und Kannibalisierungseffekte zu mindern. Foto: Skoda

Und auch eine Elektrovariante ist in Vorbereitung, erfuhr EDISON. Mit super viel Platz, typischen Simply Clever-Features und reisetauglicher Reichweite Nur das Timing ist noch nicht so ganz klar. Stand der Dinge: Der völlig neue, betont schneidig gestylte Stromer dürfte im zweiten Halbjahr 2026 bei uns starten – als Limousine und selbstverständlich auch als praktischer Combi. Basis ist die neue SSP-Plattform des VW-Konzerns, viele Eckdaten sind schon grob umrissen. Dank verfeinertem cW-Wert und hoher Effizienz soll die elektrische Reichweite per 80-kWh-Akku die 600 Kilometer erreichen, heißt es im Unternehmen. Die Leistung wird anfangs bei gut 150 kW liegen, die Spitze bei 160 km/h, der Verbrauch unterhalb von 15 kWh pro 100 Kilometer. Und angepeilt wird eine Ladeleistung von bis zu 200 kW.

Auch eine RS-Version in Planung

Draußen schlägt sich die neue Designsprache der Marke nieder, die Zellmer und Designchef Oliver Stefani jetzt am Beispiel des (seriennahen) Konzeptautos „Vision 7S“ vorstellten. Wie dort werden sich auch im Cockpit des Octavia iV intuitiv bedienbare digitale Technologien und hochwertige vegane Materialien finden – sowie dank längerem Radstand jede Menge Platz für Passagiere und Gepäck. Das Ladevolumen des Skoda Combis soll bei umgelegten Rücklehmen auf üppige 1800 Liter wachsen, heißt es.

Die Preise könnten zwischen knapp 35.000 und 45.000 Euro liegen – auch für die Tschechen haben sich sämtliche Rohstoffe und Materialien in letzter Zeit massiv verteuert. Trotzdem soll Skoda auch in Zukunft für breite Käuferschichten erreichbar sein, wie Zellmer im Gespräch mit Edison versichert. Was nicht heißt, dass nach oben noch Luft wäre: Natürlich kommt dieser Octavia auch als rasanter RS mit Sportfahrwerk, schwarzen Deko-Details, mindestens 220 kW und einer Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h.

Jetzt muss Skoda nur noch zusehen, ausreichend Batterien für seine Elektroautos zu bekommen. Zellmer macht sich große Hoffnungen, dass die nächste Giga-Batteriefabrik nahe Mlada Boleslav entsteht. Noch sei allerdings nichts entschieden.

(Mit Passagen von Franz W. Rother)

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