Mit neuen Modell-Entscheidungen forciert Sportwagen-Hersteller Porsche seine Elektrostrategie. So sollen jetzt, wie EDISON erfuhr, auch die Nachfolger der 718er Baureihe, also Cayman und Boxster, als komplett batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt kommen. Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2024. Testfahrzeuge gibt es bereits. Porsche will hier aber noch deutlich das Gewicht drücken und setzt auch auf Fortschritte in der Zellchemie der Batterien, zumal die Reichweiten der beiden heckgetriebenen E-Modelle klar oberhalb von 500 Kilometern liegen sollen. Plug-in-Hybrid-Lösungen wurden für die schlanken Zweisitzer aus Platz- und Gewichtsgründen frühzeitig verworfen, aber die Verbrenner-Versionen mit ihren Vierzylinder-Boxer-Motoren werden nach einem Facelift noch einige Zeit weiterverkauft – die Porsche-Händler hatten darauf gedrungen. Als Basis für die vollelektrischen Versionen dient eine verkürzte PPE-Plattform, die auch Audi für verschiedene Modelle nutzen wird.
Auch für Porsches großen SUV Cayenne, den es immerhin bereits als Plug-in-Hybrid (Reichweite 48 Kilometer) gibt, ist nun die Richtungsentscheidung gefallen. Es soll ihn bei seiner Neuauflage, die offenbar für 2025 terminiert ist, definitiv als Vollstromer geben — mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern und Top-Leistungen im Bereich von 500 kW (680 PS).
Porsche Macan ab Frühjahr 2023 elektrisch
Unterdessen nähert sich der neue, vollelektrische Mittelklasse-SUV Macan seiner Markteinführung. Vorstellung und Produktionsstart sind fürs nächste Jahr geplant, der Verkaufsstart spätestens für Frühjahr 2023. Bis zur Markteinführung sollen weltweit rund drei Millionen Testkilometer unter verschiedenen Bedingungen absolviert werden. Hinzu kommt eine intensive „Erfahrung“ des Vollstromers in virtuellen Räumen am Computer. Insbesondere des Thermomanagement des Antriebs, der wie beim Taycan auf einer 800 Volt-Architektur basiert, ist eine große Herausforderung. Während bei Verbrennungsmotoren ein Temperaturfenster von 90 bis 120 Grad angestrebt wird, verlangen Elektroantrieb, Leistungselektronik und die Hochvoltbatterie je nach Komponente einen Bereich zwischen 20 und 70 Grad. Und dabei treten die kritischen Szenarien nicht etwa beim Fahren, sondern beim Schnellladen mit hoher Leistung bei hohen Außentempera-turen auf.
Elektro-Macan kriegt eventuell neuen Namen
Was die „gußeisernen“ Fans der Sportwagenmarke beruhigen dürfte: Die bisherigen Verbrenner-Versionen mit ihren Vierzylinder-Boxermotoren werden nach umfangreicher optischer und inhaltlicher Überarbeitung (neue Front, verändertes Cockpit, neues Digital-Layout) noch mindestens drei Jahre weiterverkauft. „In Europa“, weiß Technikvorstand Michael Steiner, „steigt die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen kontinuierlich. Das Entwicklungstempo in den Weltregionen in Bezug auf die Elektromobilität ist jedoch unterschiedlich. Wir bringen daher im Jahresverlauf 2021 ein weiteres Nachfolgemodell des aktuellen Macan mit konventionellem
Antrieb.“
Porsche, so Steiner, wolle seine Kunden die freie Wahl lassen und nicht bevormunden. Zur besseren Unterscheidung des Modells nach Antriebsform wird der Elektro-Macan möglicherweise einen anderen Namen bekommen, erfuhr EDISON: Die Entscheidung darüber sei zwar noch nicht gefallen, aber aus Sicht des Vertriebs könnte eine Differenzierung über die Nomenklatur Sinn machen, heißt es in Stuttgart.
Grundsätzlich aber will Porsche den Anteil von Elektroautos in den kommenden Jahren rasant steigern. „Bis Ende des Jahrzehnts werden mehr als 80 Prozent unserer Sportwagen elektrisch angetrieben sein – als Hybrid oder vollelektrisch“, hat Vorstandschef Oliver Blume versprochen. Nur fürs legendäre Modell 911 soll es mit Rücksicht auf die Stammkunden noch lange Verbrennungsmotoren geben – die dann aber, so der Plan, mit umweltfreundlicherem synthetischem Treibstoff auf Wasserstoff-Basis, den so genannten E-Fuels betankt werden sollen.