Über fünf Millionen Personenwagen in Deutschland sind auf Unternehmen zugelassen, werden als Dienstwagen sowohl gewerblich als auch privat genutzt – und immer noch größtenteils mit einem Verbrennungsmotor betrieben. Aber die Antriebswende schreitet auch in den Firmenfuhrparks voran. Und obwohl deutsche Unternehmen zur Bindung von Mitarbeitern inzwischen auch in großer Zahl alternative Mobilitätsangebote anbieten, gibt es derzeit keine Hinweise daraus, dass darüber die Zahl der Firmenwagen zurückgeht. Zumindest nicht in der jüngsten Ausgabe des „Mobility Observatory„, den der Leasinganbieter Arval erstellt hat. Zum bereits 18. Mal in Folge wurden dafür insgesamt 7.576 Flottenverantwortliche aus 26 Ländern befragt.
Zum Zeitpunkt der Befragung war der Krieg in der Ukraine noch nicht ausgebrochen, hatte sich die Explosion der Energiepreise noch nicht abgezeichnet – Corona war da noch das dominierende Thema. Aber auch das hatte nur vorübergehend und wohl nur kurz einen Einfluss auf die Beschaffungs- und Flottenpolitik der Unternehmen. Die Mehrheit der Befragten in der EU wie in Deutschland – um die wichtigsten Märkte herauszunehmen – erwartet, dass die Größe der Fahrzeugflotten in den kommenden drei Jahren zumindest stabil bleiben oder sogar noch leicht wachsen wird.
Auto bleibt Motivationsinstrument
Trotz Corona und der wachsenden Bedeutung des Homeoffice. Weil entweder das Unternehmen wächst oder weil Firmenwagen weiterhin ein wichtiges Motivationsinstrument sein werden. Letzteres gilt insbesondere für Deutschland, wie Arval-Beraterin und Studienleiterin Katharina Schmidt im Gespräch mit EDISON ausführt. „Das Auto hat in Deutschland immer noch einen hohen Stellenwert.“
Alternative Mobilitätsangebote – Corporate Carsharing, Ridesharing oder ein Mobilitätsbudget – würden hierzulande mittlerweile in fast jedem Unternehmen wahrgenommen. Aber nicht um die Zahl der Autos abzuschmelzen, sondern als Zusatzangebot – beispielsweise für mitarbeiter, die nicht in den Genuss eines Firmenwagens kommen.
Immerhin zeichnen sich in den Firmenfuhrparks deutliche Verschiebungen bei der Antriebstechnik ab. Hierzulande wird der Anteil der Benziner und dieselgetriebenen Pkws an der Flotte in den nächsten drei Jahren auf durchschnittlich 41 Prozent sinken. Deutlich stärker als in der EU, wo die Verbrenner nach Einschätzung der befragten Manager 2025 noch auf einen Anteil von 52 Prozent kommen werden. Bei den leichten Nutzfahrzeugen werden die Verbrenner auch in Zukunft immer noch das Gros ausmachen.
„Hybrid ist Trumpf“
Für die Firmen ist die Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge nach der Befragung immer noch eine große Herausforderung. Zwar nutzen mittlerweile bereits 74 Prozent der deutschen Unternehmen mit einer Firmenflotte bereits Fahrzeuge mit alternativen Antrieben – deutlich mehr als europaweit, wo erst 66 Prozent der Fahrzeuge elektrifiziert sind. Doch große Stückzahlen stehen noch nicht dahinter. Und das Gros der bereits eingesetzten Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb (70 Prozent) fährt mit einem Hybridantrieb lediglich wenige Kilometer elektrisch. Batterieautos sind nach dem Arval-Barometer erst in 26 Prozent der Firmenfahrzeuge vertreten. Und daran wird sich wohl auch in den nächsten drei Jahren nicht viel ändern.
Zwar wachse das Angebot der Fahrzeughersteller an reinen Elektroautos, aber der Aufbau der Ladeinfrastruktur in den Unternehmen geht nur schleppend voran. Mit dem Ergebnis, dass von den Mitarbeitern überwiegend Teilzeitstromer geordert werden – in Deutschland aus steuerlichen Gründen vor allem Plug-in Hybride. „Hybrid ist Trumpf“, formuliert es Katharina Schmidt, die auch für den Fuhrpark des eigenen Unternehmens zuständig ist. Für viele Mitarbeiter seien die Plug-in Hybride eine gute Möglichkeit, sich an die Elektromobilität heranzutasten. „Man darf sie deshalb nicht verteufeln.“
Die Pläne der Bundesregierung, die Förderung der Teilzeitstromern zum Jahresende komplett einzustellen, sorge deshalb bei ihren Kollegen wie auch vielen Dienstwagen-Berechtigten für eine große Verunsicherung.