Der Ladeverbund „Jet Strom“ zählt in Deutschland eher zu den kleinen Anbietern: Gerade einmal an 40 Standorten können aktuell Fahrer von Elektroautos an 184 Ladepunkten Strom ziehen, je nach Bedarf mit bis zu 400 kW. Dafür bietet das Unternehmen, das der US-Mineralölgesellschaft Phillips 66 sowie (neuerdings) einem Konsortium von Investmentfirmen gehört, einen besonderen Service: Wie viel der Strom kostet, wird an den Ladestationen wie an den Tankstellen klowattstundengenau und von weitem sichtbar an einem Preismast oder – wo das noch nicht möglich ist – mittels großen Plakaten angezeigt. Oliver Reichert, der Chef des Tankstellengeschäfts, will damit für Transparenz sorgen – wie schon in den 1970er Jahren: Damals waren die Jet-Tankstellen in Deutschland die ersten, die Preise für alle Kraftstoffe auf Preismasten anzeigten.

49 Cent für die Kilowattstunde am Schnelllader

Für Schlagzeilen und Diskussionen in den Sozialen Medien sorgt Jet derzeit noch aus einem anderen Grund: Das Unternehmen lockt Fahrer von Elektroautos mit Kampfpreisen an seine neuen Ladesäulen. Für die Kilowattstunde Gleichstrom ruft Jet 49 Cent auf – ohne Vertragsbindung, Grund- oder Transaktionsgebühren und ohne dass eine spezielle Lade-App oder -karte erforderlich wäre: Bezahlt werden kann mit Bank- oder Kreditkarte. „Wer sich dafür entscheidet, bei Jet zu laden, kann immer mit fairen Preisen rechnen“, warb Reichert im Interview mit „Auto, Motor, Sport“ (Bezahlschranke).

Schnellladestation von Jet 
Die Tankstellenkette ist erst im vergangenen Jahr in das Geschäft mit Ladestrom für Elektroautos eingestiegen. Die Zahl der Schnellladestation von Jet Strom ist dementsprechend klein. Foto: Samuel Smelty/Jet
Schnellladestation von Jet
Die Tankstellenkette ist erst im vergangenen Jahr in das Geschäft mit Ladestrom für Elektroautos eingestiegen. Die Zahl der Schnellladestation von Jet Strom ist dementsprechend klein. Foto: Samuel Smelty/Jet

Mit einem Preis von 49 Cent/kWh unterbietet Jet derzeit die meisten großen Ladestromanbieter. Im Schnellladenetz von Ionity kostet der Strom – sofern kein Vertrag mit monatlicher Grundgebühr gewählt wird – derzeit 69 Cent/kWh, im mobility+-Netz der EnBW beträgt der Preis 59 Cent/kWh, bei E.On 54 Cent/kWh. Shell ruft in seinem sogenannten Recharge-Netzwerk für das sogenannte Ad-hoc-Laden ebenfalls 59 Cent/kWh auf, zusätzlich aber eine Transaktionsgebühr von 79 Cent pro Ladevorgang zur Abdeckung der Fixkosten, wenn der Strom per Kreditkarte bezahlt werden. Bei Bezahlung mit der Shell Recharge-App sinkt die Transaktionsgebühr immerhin auf 35 Cent pro Ladevorgang. Noch deutlicher unterbietet Jet mit seinem Ladestrompreis Fastned (73 Cent/kWh), Aral Pulse (69 Cent/kWh bei einer Ladeleistung von über 50 kW).

Jet behält sich Preisanpassungen vor

Nur von einigen Discounter – die ihre Ladestationen zur Kundenbindung einsetzen und auf Einkäufe im Supermarkt während des Ladevorgangs hoffen – wird Jet unterboten. Bei Aldi etwa kostet Gleichstrom derzeit 47 Cent/kWh, an einigen Rewe-Märkten wird Wechselstrom schon für 22 Cent/kWh angeboten. Auf deren Preisniveau will Jet jedoch nicht gehen, weil man zusätzliche Leistungen anbiete, so Reichert im Interview: „Jet bietet neben verschiedenen Snacks, gekühlten Erfrischungen und Heißgetränken zahlreiche Services und Angebote für mobile Kundinnen und Kunden – von sauberen Toiletten über Eimer und Kannen für eine klare Sicht bis hin zu Luftdruckstationen und Autowäsche. Darüber hinaus ermöglichen unsere Ultraschnellladesäulen eine Ladeleistung von bis zu 400 kW – und damit deutlich mehr als viele Discounter-Standorte.“ Deshalb sei der etwas höhere Ladestrompreis auch angemessen.

Preisanpassungen schloss Reichert nicht ausdrücklich aus: „Wir beobachten den Markt auch weiterhin genau.“

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