Günther Schuh gibt nicht auf. Der inzwischen 65-jährige Professor der RWTH Aachen und Seriengründer, der mit dem StreetScooter einst die Deutsche Post elektrifizierte und später mit dem e.Go Life die urbane Mobilität neu denken wollte, meldet sich zurück. In Düren will er am 24. Juni den StreetRunner UpVan vorstellen – ein neues, vollelektrisches Lieferfahrzeug, das speziell für die Herausforderungen der urbanen Logistik entwickelt wurde.

Der Clou: Anders als bei den Vorgängerprojekten setzt Schuh diesmal nicht auf Eigenentwicklung, sondern auf eine kluge Partnerschaft mit dem chinesischen Hersteller U Power Tech. Der UpVan basiert auf der Elektro-Plattform „UP Super Board“ – einem modularen Chassis, das nicht nur kostengünstig, sondern auch flexibel anpassbar ist. Produziert wird das Fahrzeug in China. Schuhs neues Unternehmen StreetRunner GmbH will das Fahrzeug in dem früheren Streetscooter-Werk in Düren für den europäischen Markt fit machen und vertreiben.

Wirtschaftlich, modular, elektrisch

„Gerade für Unternehmen, die auf nachhaltige und effiziente urbane Lieferkonzepte setzen, bietet der besonders wirtschaftliche UpVan eine zukunftsweisende Lösung für ihre Flotte“, sagt Schuh auf LinkedIn. Und in der Tat klingt das Datenblatt des StreetRunner UpVan vielversprechend:

  • 110 kW starker E-Motor (220 Nm);
  • Zwei Batteriegrößen: 42 oder 54 kWh auf Basis langlebiger LFP-Zellen;
  • Reichweite im Stadtverkehr: bis zu 387 Kilometer (WLTP-City);
  • Ladevolumen: 7,6 bis 10,0 Kubikmeter;
  • Nutzlast: bis zu 1,6 Tonnen bei 3,2 bis 3,4 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht;
  • Führerschein-Klasse B genügt für den Fahrer.
Variantenreich 
Der in China produzierte UpVan soll in Europa in drei Versionen angeboten werden. Versprochen werden Reichweiten von über 300 Kilometer und Zuladungen von bis zu 1,6 Tonnen.
Variantenreich
Der in China produzierte UpVan soll in Europa in drei Versionen angeboten werden. Versprochen werden Reichweiten von über 300 Kilometer und Zuladungen von bis zu 1,6 Tonnen.

Auch an die praktischen Bedürfnisse der Paketbranche wurde gedacht: Zwei Dachhöhen, ein niedriger Ladeboden (49 cm), kompakte Außenmaße (4,80 bis 5,10 Meter) und eine modulare Struktur machen den Van zu einem vielseitigen Werkzeug für KEP-Dienste, Handwerker und City-Logistiker.

Neue Spielregeln auf einem hart umkämpften Markt

Doch Schuh startet nicht ins luftleere Innovationsfeld. Anders als beim Start des StreetScooter-Projekts – als etablierte Hersteller noch keine elektrischen Transporter im Programm hatten – ist der Wettbewerb heute deutlich härter. Ford, VW, Mercedes, Stellantis, Kia, Flexis: Sie alle wollen ein Stück vom Kuchen im heiß umkämpften Segment der elektrischen Transporter unter 3,5 Tonnen.

Auf Effizienz getrimmt
Der UpVan soll die Betreiber von Paketdiensten nicht nur mit einem großen Ladevolumen und leichter Zugänglichkeit überzeugen, sondern durch einen niedrigen Energieverbrauch von weniger als 19 kWh pro 100 Kilometer. Fotos: StreetRunner 

Trotzdem könnte Schuhs Ansatz aufgehen. Denn während andere Hersteller oft auf schwer modifizierte Verbrennerplattformen setzen, kommt der UpVan von Beginn an als reines Elektrofahrzeug auf die Straße. Das spart Gewicht, schafft Platz – und senkt die Kosten. Insbesondere Flottenbetreiber, die wirtschaftlich denken und emissionsfrei liefern wollen, könnten dem UpVan eine Chance geben.

Große Erwartungen, zweite Chance

Für Günther Schuh ist der StreetRunner UpVan mehr als nur ein neues Fahrzeug. Es ist eine Chance, verlorenes Terrain gutzumachen – und ein Beweis dafür, dass Pioniergeist in der Elektromobilität nicht aufgibt, sondern sich neu erfindet. Nach StreetScooter, e.Go Mobile und dem gescheiterten e.Volution-Projekt wird sich zeigen, ob das neue Konzept trägt.

Corona-Opfer
Zwischen 2015 und 2020 produzierte die e.Go Mobile AG unter Leitung von Günther Schuh in Aachen den vollelektrischen Kleinwagen e.Go Life. Bis zur Insolvenz auch der Nachfolgegesellschaft Next.e.Go Mobile 2024 wurden 1350 Exemplare des E-Autos produziert.
Corona-Opfer
Zwischen 2015 und 2020 produzierte die e.Go Mobile AG unter Leitung von Günther Schuh in Aachen den vollelektrischen Kleinwagen e.Go Life. Bis zur Insolvenz auch der Nachfolgegesellschaft Next.e.Go Mobile 2024 wurden 1350 Exemplare des E-Autos produziert.

Noch sind viele Details bei dem neuen Schuh-Projekt offen: vor allem der Preis und das Servicekonzept für Flottenkunden. Doch eines ist klar: Sollte der UpVan halten, was er verspricht, könnte er sich zu einer echten Alternative im urbanen Lieferverkehr entwickeln – und Günther Schuh endlich den nachhaltigen Durchbruch in der E-Mobilität bescheren.

Die offizielle Premiere steigt am 24. Juni in Düren. Dann wird sich zeigen, ob der „StreetScooter 2.0“ das Zeug zum Gamechanger hat.

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