Der Audi Q6 e-tron ist eine schwere Geburt. Genauso wie die elektrische Version des Porsche Macan. Grund sind Probleme bei der Premium Plattform Electric (PPE). Doch jetzt sind scheinbar alle Stolperfallen entfernt und sukzessive zieht Audi das Tuch vom neuen BEV-SUV. Nachdem schon die ersten Kilometer in Prototypen gefahren wurden, sind jetzt das Interieur sowie das Infotainment dran. Die sind bei einem modernen Auto und vor allem auf dem chinesischen Markt mindestens genauso wichtig sind wie die Agilität und die Dynamik eines Elektroautos.

Beim Audi Q6 e-tron steht der Mensch im Mittelpunkt. Das sollte eigentlich bei jedem Automobil der Fall sein. Doch der Ingolstädter Autobauer kehrt die Design-Philosophie um. Von innen nach außen lautet das Prinzip jetzt. „Mit dem Audi Q6 Etron geben wir unserer Vision bereits in der Gegenwart eine konkrete Form“, sagt Chef-Designer Marc Lichte.

Im Stil der Zeit
Den neuen Q6 e-tron haben die Audi-Designer um den Fahrer herum gebaut. Das gebogene Display hinter dem Lenkrad ist aus einem Guß und ermöglicht einen leichten Zugriff auf alle Apps und Bedienelemente. Fotos: Audi
Im Stil der Zeit
Den neuen Q6 e-tron haben die Audi-Designer um den Fahrer herum gebaut. Das gebogene Display hinter dem Lenkrad ist aus einem Guß und ermöglicht einen leichten Zugriff auf alle Apps und Bedienelemente. Fotos: Audi

Wie diese Zukunft der Elektroautos aussieht, sieht man am Innenraum, der sich deutlich vom Ambiente des Audi Q4 e-tron oder auch Q8 e-tron unterscheidet. So halten jetzt auch bei der VW-Tochter wie bei BMW und Porsche gekrümmte Monitore Einzug. Der Vorteil dieses „Curved Displays“ ist, dass der Fahrer den Touchscreen leichter erreicht.

Eigener Tocuscreen für den Beifahrer

Bei Audi besteht das Infotainment aus einem 14,5 Zoll großen Touchscreen, einem 11,9 Zoll Cockpit und einem optionalen 10,9 Zoll Beifahrerbildschirm. Wie man es vom Porsche Tacan kennt, ist das Bild auf diesem zweiten Monitor vom Fahrerplatz nicht zu erkennen. Also kann der Co-Pilot in Ruhe die Netflix-Serie genießen, ohne dass der Fahrer etwas davon mitbekommt. Eine Spracheingabe, die deutlich besser funktionieren soll als im Q4 und ein Head-up-Display mit Augmented Reality komplettieren das Bedienkonzept.

Evolution statt Revolution 
Der Q6 e-tron ist dem Q4 wie auch dem Q8 mehr oder minder aus dem Gesicht geschnitten. Man muss schon genau hinschauen, um die Modellreihen voneinander unterscheiden zu können.
Evolution statt Revolution
Der Q6 e-tron ist dem Q4 wie auch dem Q8 mehr oder minder aus dem Gesicht geschnitten. Man muss schon genau hinschauen, um die Modellreihen voneinander unterscheiden zu können.

Also fliegen beim Q6 e-tron die angezeigten Elemente auf einem scheinbaren 88 Zoll großen Bildschirm in etwa 200 Meter Entfernung vor der Windschutzscheibe. Man möchte meinen, dass dieses unabdingbare Element des Bedien-Anzeigekonzepts serienmäßig wäre. Das ist allerdings nicht der Fall, da manche Autofahrer sich mit diesem Konzept nicht anfreunden können. Ein Paradebeispiel sind die USA, wo die Fahrer aufgrund der dort sehr beliebten polarisierten Sonnenbrillen die Anzeigen nicht gut wahrnehmen können. Vom bewährten Drehdrücksteller müssen sich die Audi-Fahrer dennoch verabschieden.

Audi setzt nun auch auf Android Auto

Die Infotainment-Plattform basiert auf Android Auto, die die VW-konzerneigenen Softwareschmiede Cariad auf den Q6 e-tron zugeschnitten hat. Wahrscheinlich war es nötig, sich mit den Amerikanern ins Bett zu legen, um das Auto möglichst schnell auf den Markt zu bringen. Dennoch bestehen die Audi-Techniker darauf, dass entscheidende Elemente der Software von Cariad stammen. Der Sprachassistent soll sich dank künstlicher Intelligenz an die Gewohnheiten der Fahrzeugbesitzer anpassen und ständig dazu lernen. Auch das Kartenmaterial stammt nicht von Google, sondern von dem gemeinsam mit BMW und Mercedes erworbenen Kartenspezialisten Here.

Zurück zu den Stärken des Autobauers. Das Interieur macht einen gelungenen Eindruck. Die Bildschirme passen sich angenehm in die Umgebung ein und bei einer ersten Sitzprobe konnten wir den Touchscreen problemlos erreichen. Allerdings sind die digitalen Direktwahltasten ziemlich klein, so dass man schon kurz zielen muss. Die Kacheln der Apps sind größer und leichter zu treffen.

Kurz mal zielen
Die digitalen Direktwahltasten auf dem Zentraldisplay sind ziemlich klein geraten, so dass man schon kurz zielen muss, um sie auch während der Fahrt zu treffen. Die Kacheln der Apps sind größer und leichter anzuvisieren.
Kurz mal zielen
Die digitalen Direktwahltasten auf dem Zentraldisplay sind ziemlich klein geraten, so dass man schon kurz zielen muss, um sie auch während der Fahrt zu treffen. Die Kacheln der Apps sind größer und leichter anzuvisieren.

Klasse ist die Tatsache, dass man per USB-C-Anschluss vorne mit 60 Watt und hinten (optional) auch mit 100 Watt laden kann. Also auch den Laptop. Im Fond haben großgewachsene Europäer gut Platz und die Kopffreiheit ist mehr als ausreichend. Der Kofferraum hat ein Volumen von 526 Litern, bei umgelegten Lehnen der Rückbank werden 1.529 Liter daraus. Dazu kommt ein (optionaler) Frunk mit 64 Litern Volumen.

Lederfreier Innenraum

Bei den Stoffen des Schöner-Wohnen-Ambiente spielen Nachhaltigkeit und Recycling eine große Rolle. In den Sitzbahnen oder Fußmatten befinden sich recycelte PET-Flaschen, die Lenkradkränze sind mit veganem Leder – also ebenfalls mit Kunststoff – überzogen, dass genauso haltbar und so griffig sein soll wie die tierische Variante. Das Gleiche gilt für die Wangen der Ledersitze, die ebenfalls vegan sind.

Audi setzt bei den Ausstattungslinien auf kombinierbare Pakete. Nicht zuletzt, um die Komplexität bei der Produktion des Fahrzeugs und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren. Das Interieur macht einen schicken Eindruck, auch wenn aufgrund der vielen Klavierlackflächen immer ein Microfasertuch zur Hand sein sollte. Licht spielt beim Audi Q6 e-tron ohnehin eine große Rolle. Seien es die wechselnden Grafiken der OLED-Rückleuchten, die bei Gefahr auch die nachfolgenden Autos mit einem roten Dreieck warnen. Oder die Ambientebeleuchtung im Auto, die Teil des Bedienkonzepts ist und beim Laden der Batterie farblich den Fortschritt anzeigt.

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