Elektroautos – egal ob Kleinwagen oder Mittelklassemodell – sind auch trotz der hohen Stromkosten in Deutschland deutlich günstiger im Betrieb als Auto mit konventionellem Antrieb. Das geht aus dem europäischen „Car Cost Index“ hervor, den das Autoleasing- und Fuhrparkmanagement-Unternehmen Lease Plan nun bereits zum sechsten Mal erstellt hat. Beleuchtet wurden dabei die monatlichen Gesamtbetriebskosten (TCO, Total Cost of Ownership) eines Fahrzeugs über die ersten vier Jahre und einer Jahresfahrleistung von 30.000 Kilometern. Enthalten sind in der Kalkulation die Kosten für die Antriebsenergie und Steuern, für Versicherung und Wartung. Auch der Wertverlust floss in die Rechnung ein – die Anschaffung des Autos hingegen nicht.

Das Ergebnis: In den meisten der untersuchten 22 europäischen Ländern können Elektroautos der Kompakt- und Mittelklasse inzwischen kostenseitig mit Benzinern und Dieselautos mithalten. Und in Ländern, in denen E-Autos preislich noch nicht in derselben Liga wie Verbrenner spielen, habe sich der Preisunterschied deutlich verringert, teilte das Unternehmen mit. Im vergangenen Jahr lag der Unterhalt für ein Elektroauto in Deutschland noch knapp über dem Diesel und dem Benziner, stellte LeasePlan bei der Analyse der Daten fest. Durch die aktuellen Preissteigerungen bei Kraftstoffen dürfte der Wettbewerb der Antriebssysteme in diesem Jahr noch deutlicher zugunsten des Elektroautos ausfallen.

Ende vergangenen Jahres sei ein reiner Stromer in der gehobenen Mittelklasse – etwa ein VW ID.4 oder ein Tesla Model 3 – hierzulande mit 760 Euro monatlichen Kosten genau 200 Euro günstiger gewesen als ein Diesel (960 Euro) und mehr als 100 Euro günstiger als ein Benziner (878 Euro). Auch ein Plug-in-Hybrid lag mit insgesamt 851 Euro Unterhalt inzwischen deutlich unter dem Diesel – aber war fast 100 Euro teurer als ein reines E-Auto. Auch bei Kleinwagen hat ein Elektroantrieb laut LeasePlan inzwischen Kostenvorteile: Ein Fahrzeug vom Kaliber der Renault Zoe kostete im Schnitt etwa 570 Euro im Monat – ein Benziner gleicher Größenordnung 19 Euro, ein Diesel sogar 48 Euro mehr.

Sollten auch Teilzeitstromer in den Genuss der Umweltprämie kommen? Der Bundesverband Fuhrparkmanagement findet: nein. E-Mobilität

„Elektrofahrzeuge sind in Deutschland endlich erschwinglich und wettbewerbsfähig. Aber die Maßnahmen für die Infrastruktur lassen weiterhin an vielen Stellen zu wünschen übrig“, resümiert Roland Meyer, Geschäftsführer von Lease Plan Deutschland. Wichtig sei, weiterhin kräftig in die Ladeinfrastruktur zu investieren.

Autofahren ist in Portugal am teuersten

Aus dem Index geht weiterhin hervor, dass die durchschnittlichen Kosten für das Fahren eines Autos über alle Antriebsarten in Europa sehr unterschiedlich ausfallen. Der Betrieb eines eigenen Autos ist in Griechenland mit durchschnittlich 743 Euro über alle Fahrzeugklasse und Antriebskonzepte hinweg am günstigsten, in der Schweiz mit 1.138 Euro am teuersten. Deutschland war mit durchschnittlichen Autokosten von 838 Euro im Monat noch das viertgünstigste Land in Europa.

Noch interessanter wird es bei einem Kostenvergleich nach Antriebsarten in der Kompaktklasse – die meisten Geschäftswagen werden in der Kategorie zugelassen. Nach dem „Car Cost Index“ ist in zwölf von 22 Ländern in Europa der Betrieb eines VW ID.3 inzwischen deutlich günstiger als der eines VW Golf.

Die Golfklasse wird elektrisch
Vergleich der Unterhaltskosten in der Kompaktklasse nach Ländern und Antriebstechniken

Nach den Berechnungen von LeasePlan kostet der Betrieb eines ID.3 in Deutschland 576 Euro. Für einen Golf mit Dieselmotor werden im Monat 735 Euro fällig, für einen Golf GTE Plug-in Hybrid 724 Euro. Mit einem Wort: Die Verbrenner und der Teilzeitstromer rechnen sich in der Kompaktklasse oft nicht mehr. Insofern hat VW-Konzernchef Herbert Diess mit seiner indirekten Warnung, sich noch einen Verbrenner zuzulegen. Nur in Spanien, Griechenland, Polen, einigen Balkan-Ländern ist der Unterhalt eines VW Golf aktuell noch kostengünstiger als der eines vollelektrischen ID.3.

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8 Kommentare

  1. haarthhoehe

    Mein plug-in soll sich nicht rechnen? Also Tischrechner her und das ganze einmal für meinen Prius PIP nachkalkuliert. Ergebnis: ja, die Rechnung stimmt, aber eher mit einer Tendenz nach unten, sobald meine PV-Anlage funktioniert. Wenn man also Fahrtkosten reduzieren will, dann klappt es mit den klassischen Antworten nicht mehr so ganz, siehe Spritpreise. Denn wo will man noch einsparen? Bei der Versicherung, den Reifen, usw.? Man sieht, dass das ganze mittlerweilen eine ökologische Ausrichtung bekommt. Je weniger Umweltbelastung, umso günstiger im Betrieb. Und das Thema plug-in ist in der Diskussion, ob es aus der Förderung herausfallen soll. Das hängt nun mal vom Betrieb ab, ob ich viel Kurzstrecke fahre und Ökostrom lade oder ein Vertreterfahrzeug habe. Ein vernichtendes Pauschalurteil wäre auch wiederum zu pauschal. Ich für meinen Teil mache erst mal weiter mit plug-in. Mein Geldbeutel weiß warum.

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  2. Andreas

    Was mich in diesem Zusammenhang sehr interessieren würde ist die Frage: Was passiert mit einem E-Auto am Ende seines Lebens? Wird der Akku weiter verwendet, wird er recycelt? Wer bleibt auf den Kosten sitzen? Der Hersteller oder der Autofahrer? Gibt es eine Regelung, dass der Hersteller zur Rücknahme verpflichtet ist?

    Diese Kosten sollten auch in eine Gesamtkostenrechnung einfließen!!

    Solange ich darüber noch keine Informationen habe, halte ich mich mit dem Kauf eines E-Autos zurück …

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    • Franz W. Rother

      Wie lange halten sie ein Auto? 20 Jahre? Am „Ende seines Lebens“ wird das E-Auto selbstverständlich recycelt werden. Schon weil die Inhaltsstoffe wertvoller sein werden als die eines Verbrenners. Die Batterie wird vermutlich schon vorher einmal getauscht und nach einer Zweitverwertung als stationärer Stromspeicher zerlegt werden. Die Kosten dafür werden im Preis für den neuen Akku enthalten sein. Wer zahlt für die Rücknahme eines alten Vierzylinders beim Kauf einer Austauschmaschine heute? Genauso wird es auch bei Elektroautos sein. Eine Gesamtkostenrechnung für die Lebensdauer eines Verbrenners mit all diesen Details habe ich übrigens noch nirgendwo gesehen. Warum muss die bei einem E-Mobil vorliegen? Zumal bei der Antriebstechnik deutlich weniger kaputt gehen kann als bei einem Verbrenner – manche haben mit einem Stromer bereits mehr als eine Million Kilometer ohne Pannen zurückgelegt.

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    • PaniBodo

      Der KAUF eines E-Autos wäre m.E. ein riesengroßer Fehler. Die Entwicklung ist so rasend schnell, dass man diese Autos nach ein paar Jahren nur noch mit riesigem Verlust wird verkaufen können. Leasing heißt das Stichwort. Auch teuer, aber…
      Die Akkus sollen zu riesigen Stromspeichern, z. B. in Afrika, ‚zusammengebunden‘ werden.

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    • Matthias Geiger

      Das Recycling u.a. des Akkus wird nicht das Problem sein. Es gibt jetzt schon in der Niederlande Recycling über 85 % der Akkus. Jedoch ist der Wiederverkaufswert das kritische Thema. Aufgrund der Technologieentwicklung sind die Fahrzeuge nach 3 Jahre schon veraltet, ähnlich wie beim Mobilphon und PC. Daher habe ich meinen Elektro auf 3 Jahre geleast. Beim Firmenwagen Leasing ist das noch bezahlbar. Mit dem Privat-Leasing rechnet sich das noch nicht. Der ADAC bietet hier mit dem Renault Zoe ein interessantes Angebot.

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  3. Klaus

    Warum wird keine Gesamtkostenrechnung incl. Kaufpreis gemacht? Und welche Lebensdauer wird für ein BEV angesetzt?
    Das ein BEV im Unterhalt in den ersten Jahren gut im Vergleich günstig ist, sei ja unbestritten. Aber wie sieht das nach 20 Jahren und 250 Tsd. km aus?
    Diese angebliche Alternativlosigkeit macht Bürger skeptisch und ist der guten Sache nicht zuträglich.

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    • Franz W. Rother

      Die Kalkulation stammt von einem Leasingunternehmen auf der Basis der langjährigen Erfahrungen mit Verbrennern bezüglich Wertverlust, Wiederverkaufswert und Betriebskosten in drei bis vier Jahren. Der Kaufpreis eines Autos schlägt sich da in den Leasingraten wieder. Wie die maximale Lebensdauer von Elektroautos sein wird, kann derzeit niemand sagen – dafür ist die Technik noch zu neu. Aufgrund der Innovationssprünge, die bei der Antriebstechnologie derzeit erfolgen und in den kommenden Jahren zu erwarten sind, würde ich vom Kauf eines Elektroautos in den kommenden Jahren ohnehin abraten: Mit Leasing hat man alle drei oder vier Jahre ein Auto auf dem neuesten Stand der Technik und bei entsprechender Vertragsgestaltung auch kein Restwert-Risiko.

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  4. Kona64

    Was mich an der Studie etwas stört ist die doch sehr hoch angenommene Jahresfahrleistung von 30000km. Der Durchschnitt in Deutschland liegt etwa bei 12000km.

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