Das leise Heulen erinnert an ein Fluggerät aus Star Wars. Und auch die Form scheint, mit etwas Phantasie, dem „Biker-Aufklärungskommando-Gleiter“ – kurz BARC-Gleiter – der Großen Armee der Republik entlehnt. Doch statt Böses im Schilde zu führen, sorgt der BMW Scooter mit der Typenbezeichnung CE 04 für positive Vibes.

Der seit März 2022 angebotene Roller hat sich nach Angaben von BMW bisher rund 11.000 Mal in 38 Ländern verkauft. Vor allem in Frankreich ist der e-Roller beliebt, aber auch in Deutschland findet er inzwischen viele Abnehmer: In den ersten Monaten 2023 verkaufte BMW davon in Deutschland rund 400 Einheiten und liegt damit vor Wettbewerbern Horwin, Scutum und Seat.

CE 04 mit Marktanteil von 80 Prozent

Das ist durchaus ein Erfolg. Denn vom Vorgänger C evolution, der 2014 auf den Markt kam, wurden in sechs Jahren nur 8.750 Exemplare verkauft. In seinem Segment – Elektroroller und -motorräder mit über 11 kW oder 15 PS Spitzenleistung – kommt der CE 04 jetzt schon weltweit auf einen Marktanteil von 80 Prozent. Wer hätte das bei einem 2,30 Meter langen und 231 Kilogramm schweren E-Roller in Kastenform gedacht?

Länge läuft 
Mit einer Länge von 2,30 Metern übertrifft die BMW CE 04 eine klassische Piaggio Vespa um einen halben Meter.
Länge läuft
Mit einer Länge von 2,30 Metern übertrifft die BMW CE 04 eine klassische Piaggio Vespa um einen halben Meter.

Der CE 04 steht innerhalb der BMW-Nomenklatur für einen Elektro-Roller der 400 Kubikzentimenter-Klasse, der wahlweise mit 23 kW (31 PS) und einer Dauerleistung von 11 kW (fahrbahn mit Führerschein-Erweiterung B196 und der Klasse A1) oder mit 31 kW (42 PS) für Inhaber des Motorradführerscheins A2 angeboten wird.

Bis zu 120 km/h sind drin

Beide Varianten werden bei einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h abgeregelt. Und hier wie da liegen 40 Akkuzellen mit einer Brutto-Kapazität von 8,9 kWh hintereinander vor dem Hinterrad. Bei der antriebsschwächeren Version sind davon allerdings nur 4,2 kWh für den Fahrbetrieb verfügbar. Trotzdem sollen beide Varianten bis zu 130 Kilometer mit einer Akkuladung kommen – bei starker Rekuperation im Stadtverkehr ist das nach unserem Eindruck durchaus realistisch. Und genau dort gehört der Roller hin, trotz seiner Länge und seines hohen Gewichts.

Gut verstaut 
Der Helm hat auch hier seinen Platz unter der Sitzbank. Entnommen wird er aber seitlich. Fotos: BMW
Gut verstaut
Der Helm hat auch hier seinen Platz unter der Sitzbank. Entnommen wird er aber seitlich. Fotos: BMW

Der CE04 ist ein ideales Gefährt für den urbanen Raum, also Großstädte und Metropolen wie Barcelona, Mailand, Paris, Berlin oder München. Überall dort, wo der Autoverkehr in den Spitzenzeiten mehr oder minder zum Erliegen kommt und Roller-Fahrer sich frech zwischen den Autos hindurchquetschen. Auch wenn das in Deutschland nicht erlaubt ist. Und da die meisten Städte Fahrzeuge mit Verbrennungskraftmaschinen garantiert irgendwann aussperren, macht hier ein elektrischer Roller sehr viel Sinn.

Rollern mit futuristischem Sound

Mit ausreichend Leistung ausgestattet und einem beherzten Dreh am rechten Griff surrt der BMW-Roller schnell davon – untermalt mit einem futuristischen Sound. Da ist er wieder der BARC-Gleiter. Je nach Laune oder Wetter stehen verschiedene Modi wie Rain, Eco, Road und Dynamic (optional) zur Wahl. Der Antrieb nimmt dann je nach Drehgriffumdrehung direkt oder zaghaft Gas an, rekuperiert härter oder sanfter. Im Eco-Modus lässt sich der CE 04 bei vorausschauender Fahrweise fast ohne Betätigung der Bremsen fahren – praktisch und energieschonend.

Ingenieurskunst auf zwei Rädern 
Blick in den (aufgeschnittenen) Bauch der BMW CE 04 mit Antrieb, Motorsteuerung und Akku.
Ingenieurskunst auf zwei Rädern
Blick in den (aufgeschnittenen) Bauch der BMW CE 04 mit Antrieb, Motorsteuerung und Akku.

Die Beine verstecken sich hinter dem großen Beinschild und der Wind drückt ab 60 km/h anständig gegen die Brust – das Windschild dient hauptsächlich der Optik. Praktisch: Das 10,25 Zoll große TFT-Display lässt sich mit dem Smartphone und der BMW-App verbinden, so dass es als Navi funktioniert. Über dem Akku liegt ein großes Staufach für Helm, Ladekabel oder Einkäufe, beim Rangieren hilft ein Rückwärtsgang. Für den Alltag sind das alles sehr nützliche Details.

Das futuristische Design scheint anzukommen, trotz des stolzen Preises von mindestens 12.950 Euro. Oder vielleicht liegt der Erfolg auch darin, dass es bisher keine richtige Konkurrenz gibt.

BMW lässt CE 02 in Indien fertigen

Der Markt der großen E-Roller ist im Vergleich zum aktuellen Angebot an Elektroautos klein. Doch BMW will in dem Segment weiter wachsen. Vor kurzem hat BMW daher eine kleinere Variante angekündigt. Die hört auf den Namen CE 02 und setzt wie die CE 04 auf einen vollelektrischen Antrieb, der mit dem AM-Führerschein (ab 15 Jahre) A1 und dem Autoführerschein der Klassen B und 3 gefahren werden kann – also wie bei einem konventionellen 50-ccm-Roller wie etwa die Vespa.

Nur das Nötigste
Der Motorroller CE 02 von BMW sieht auch futuristisch aus, spart im Unterschied zur CE 02 aber die Verkleidungen.
Nur das Nötigste
Der Motorroller CE 02 von BMW sieht auch futuristisch aus, spart im Unterschied zur CE 02 aber die Verkleidungen.

Das Design des „eParktourer“ (BMW-Werbung) für junge Stadtbewohner lehnt sich ein wenig an der CE 04 an, sieht mindestens ebenso futuristisch aus. BMW gibt an, dass beim Partner TVS Motor Company im südindischen Hosur produzierte CE 02 „weder E-Motorrad noch E-Scooter“ sei, sondern genau dazwischen positioniert wurde, um speziell Jugendliche anzusprechen. Tatsächlich ist die BMW CE 02 ist deutlich kleiner, mit 132 Kilogramm auch leichter und handlicher, verzichtet auch auf die Vollverkleidung der großen Schwester. Es gibt zwei Versionen mit 4 und 11 kW (15 PS) Maximalleistung für Höchstgeschwindigkeiten von 45 und 90 km/h. Der Sprint von 0 auf 50 km/h ist mit der großen Version in drei Sekunden erledigt. Je nachdem, ob gerade die Fahrstufe „Surf, „Flow“ oder „Flash“ eingelegt ist. Die Reichweite mit einer Akkuladung (3,92 kWh) bei 90 Kilometern. In der leistungsreduzierten Version ist eine 1,96 kWh große Batterie für Reichweiten um die 45 Kiometer verbaut.

Auch CE 02 ist kein Billigangebot

Geladen wird die BMW CE 02 wie auch die Vespa Elettrica an der Haushaltssteckdose, innerhalb von 100 Minuten von 20 auf 80 Prozent der Speicherkapazität. Mit einem Schnellladegerät mit bis zu 11 kW Ladeleistung ist der E-Roller mit seinem Riemenantrieb sogar nach 40 Minuten wieder voll einsatzbereit.

Bavarian Graffiti
Im Unterschied zur Vespa gibt es bei der CE 02 weder Beinschild noch einen Durchstieg. Demnach ist es eigentlich kein richtiger Roller. BMW spricht deshalb auch von einem "eParcourer".
Bavarian Graffiti
Im Unterschied zur Vespa gibt es bei der CE 02 weder Beinschild noch einen Durchstieg. Demnach ist es eigentlich kein richtiger Roller. BMW spricht deshalb auch von einem „eParcourer“.

Der Preis? Beträgt mindestens 9.380 Euro – es ist halt eine BMW. Auf Wunsch und gegen Aufpreis gibt es zudem eine mehrfarbige Lackierung, eine beheizbare Sitzbank, auch eine Cockpitvetkleidung und Seitentaschen. Damit landet man dann bei einem Gesamtpreis von um die 10.000 Euro. Der Markstart ist für das Frühjahr 2024 geplant.

Erstes E-Motorrad nicht vor 2026

Dem kleinen Bruder folgt übrigens ab 2026 noch ein größerer zweirädriger Stromer – nämlich ein vollwertiges BMW-Elektromotorrad. Angelehnt ist das, so hören wir, an die futuristische Studie DC Roadster von 2019. DC steht, na klar, für Direct Current, also Gleichstrom, mit dem der Motor angetrieben wird. Die Rede war damals von einem vollkommen neuen Erlebnis von Dynamik, dank Leichtbau und Highperformance-Antrieb. Die Serienversion, die möglicherweise den Namen DC 04 tragen wird, soll angeblich die elektrischen Komponenten vom Elektroroller CE 04 übernehmen. Allerdings werden das Akku-Paket und der Elektromotor schräg aufgestellt, berichten Fachmedien.

BMW plant für die nächsten Jahre dann alle 18 Monate eine weitere Elektrovariante – als Ergänzung zu den immer noch beliebten Verbrennern wie der neuen BMW R1300 GS – und als weiteres Modell der BARC-Gleiter-Reihe. Für die Kürzel DC 01, DC 02, DC 03, DC 04, DC 05, DC 06, DC 07, DC 08 und DC 09 hat sich BMW die Namensrechte bereits gesichert. Da kommt also noch so einiges auf uns zu.

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