Kommerziell war er sicher kein Erfolg, der Elektro-Scooter C Evolution. Seit dem Start der Serienproduktion 2014 konnte BMW von dem Motorroller insgesamt nur etwa 8000 Exemplare zum Preis von rund 15.000 Euro absetzen. In Deutschland, vor allem aber in Frankreich und Italien. „Das erscheint eine kleine Stückzahl, aber einen Elektro-Roller damals auch ein mutiger Schritt“, sagt Timo Resch, der seit 2017 für Vertrieb und Marketing der BMW-Motorradsparte verantwortlich ist. Trotzdem sei es ein Erfolg gewesen: „Wir haben viel gelernt, über den Markt und die Kundenbedürfnisse.“

Deshalb endet nun im Motorradwerk in Berlin die Produktion des Elektro-Rollers – und wird das nächste Kapitel aufgeschlagen. Im Frühjahr 2021 – einen genauen Termin mag Resch noch nicht nennen – wird in Spandau die Fertigung des Nachfolgemodells anlaufen. Der Name CE 04. C für City, E für elektrisch. Und die 04 steht gewissermaßen für Mittelklasse: „Es lässt Platz für ein kleineres wie ein größeres Modell“, deutet Markus Schramm, der Leiter von BMW Motorrad in einem Pressegespräch die weitere Planung an.

„Neue urbane Ästhetik“

Das Design des neuen Stromers wird vielen bekannt vorkommen: Es entspricht weitgehend dem futuristischen Concept Link von 2017. „Wir haben es geschafft, viele innovative Elemente und Details des Konzepts in die Serie zu übertragen“, freut sich Designchef Edgar Heinrich. Für ihn war es wichtig, eine neue Formensprache zu finden, sich von der traditionellen Scooter-Ästhetik zu lösen, die in den 1950er Jahren vom italienischen Hersteller Vespa und von der Heinkel Lambretta geprägt wurde.

Neue Formensprache
Mit einem Motorroller a la Vespa hat der E-Scooter von BMW nichts mehr gemein. Foto: BMW

BMW Motorrad setzt also eher auf Revolution als Evolution. „Die technischen Gegebenheiten des Elektroantriebs wie der flache Energiespeicher im Unterboden und der kompakte Heckantrieb geben uns die Möglichkeiten, eine neue urbane Ästhetik zu definieren“, führt Heinrich aus. „Ein Design, das den Grundbedürfnissen nach sachlicher Funktionalität, klarer Ästhetik und der digitalen Realität der heutigen Nutzer folgt.“

Die Sitzfläche ist langgestreckt und und, wie die Fotos vermuten lassen, nur dünn gepolstert. Darunter befindet sich unter anderem ein beleuchtetes Staufach unter anderem für Helme. Unterwegs blickt der Fahrer auf ein gut zehn Zoll großes Display, das nicht nur die wichtigsten Fahrinformationen liefert, sondern eigehende E-Mails anzeigt: Der neue City-Roller ist voll vernetzt – mit dem Smartphone, auf Wunsch auch mit den Lichtleitern im Hightech-Parka, den BMW Motorrad speziell für die Nutzer des DE 04 entwickelt hat, um die Sicherheit im Stadtverkehr zu erhöhen.

Bis zu 130 Kilometer mit einer Akkuladung

Und wie sieht es mit den Fahrleistungen des E-Scooters aus? Schramm und Resch halten bei dem Punkt mit den Informationen noch hinter dem Berg. Nur so viel ließen sie bei dem Pressegespräch raus: Der Scooter wird eine elektrische Reichweite von 130 Kilometer haben und bis zu 120 km/h schnell sein. Zum Vergleich: Der 11 kW (15 PS) starke C-Evolution kam in der Standardversion mit einer Akkuladung 110 Kilometer weit, in der Ausführung „Long Range“ zum Preis von 16.495 Euro rund 160 Kilometer – je nach Außentemperatur und Fahrverhalten.

Bei Tempo 120 war beim Standardmodell Schluss, die Long-Range-Version regelt bei knapp unter 130 km/h ab. „Je größer die Reichweite, desto schwerer wird die Batterie und damit der Roller. Und desto teurer wird das Fahrzeug“, umriss Motorrad-Chef Schramm den Zielkonflikt der Entwickler.

BMW C-Evolution in Bi-Color-Lackierung
Elektrischer Zwitter aus Motorrad und Roller, mit bis zu 160 Kilometer Reichweite und zu Preisen zwischen 15 und 17.000 Euro. Die Produktion in Berlin läuft nun aus. Foto: BMW

Im Vergleich zum C-Evolution ist der CE 04 aber deutlich leichter und damit angeblich noch wendiger. Und die Batterie, wissen wir nun, ist fest in das Fahrzeug integriert, kann also nicht zum Laden an einer Steckdose entnommen werden. Dazu wäre die Batterie, die Lithium-Ionen-Zellen des neuen BMW iNext nutzt, wahrscheinlich auch zu schwer. Und der Preis? Bleibt natürlich ebenfalls noch ein Geheimnis. Auch mit Blick auf den Wettbewerb, der ebenfalls an Elektro-Scootern arbeitet. Denn der Markt für motorisierte Zweiräder hat sich infolge der Corona-Krise spürbar belebt: Im vergangenen verkaufte BMW so viele Motorräder wie noch nie. Der

Nicht nur für Europa, sondern auch für China

Angeboten werden soll der E-Scooter diesmal nicht nur in Europa, sondern weltweit, also auch in USA und China, wie Vertriebschef Schramm sagte. Und damit sich der Entwicklungsaufwand auch rechnet, soll der Antrieb zu einem späteren Zeitpunkt auch in anderen Modellen genutzt werden, in kleineren und größeren Rollern, aber auch Motorräder von BMW. Denn in einigen Jahre werde es in einigen Großstädten möglicherweise nicht mehr erlaubt sein, mit einem konventionell angetriebenen Motorrad zu fahren.

Möglicherweise, schränkte Schramm ein, werde aufgrund der wachsenden Verbreitung von Elektroautos in den Städten die Luft aber auch wieder so gut sein, dass die Politik Verbrenner weiterhin toleriere. „Wer weiß? Wir bleiben flexibel.“ Und bleibt zumindest beim Motorrad vorerst noch beim klassischen Zwei- und Vierzylinder.

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2 Kommentare

  1. Franz Pfister

    Schade, dass BMW den genialen Grossroller Evolution nicht weiter entwickelt hat mit mehr Reichweite. Er hatte in seiner Klasse ein Alleinstellungsmerkmal. Der neue C4 hat mit seinen Leistungsdaten nun einige Mitspieler, die zudem billiger sind. Ich werde von meiner Evolution long Range sicher nicht auf das neue Modell umsteigen, da ich auch öfter außerhalb der Stadt unterwegs bin.

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  2. Traugott Oeß

    Hallo, so viel hat sich also nicht getan. Aber umso mehr in der Vergangenheit! Da gab es also eine Lambretta von Heinkel! Dabei hießen alle Heinkelroller Tourist, und waren auch ideal in der Stadt und auf Reisen. Und Viertakter mit geringem Spritverbrauch und hohem Komfort und Platzangebot!

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