Ganz andere Frage: Wann kommt das Apple Auto? Das Unternehmen hat kürzlichen ihren Kollegen Ulrich Kranz von Canoo abgeworben.

Wann es kommt, kann ich nicht sagen. Aber ich bin sicher, dass es kommt. Es wäre sonst eine vertane Chance für die Marke. Für die nächste Generation wäre das doch ein totaler Traum – ein Auto von Apple.

Wer soll das bauen? Apple selbst?

Nein, dafür wird sich schon ein Autohersteller finden. Die sind klug beraten, genau das zu machen.

Und darüber zum Lohnfertiger zu werden?

Solche Eitelkeiten kann sich die Autoindustrie nicht mehr leisten. Es wird in Zukunft nur noch eine Handvoll ganz großer Autohersteller geben – noch weniger als heute – die Autos entwickeln und bauen können. Bei Canoo haben wir uns früh entschieden, das Auto nicht selbst zu bauen. Denn niemand kann besser Autos bauen als VW, GM und wie sie alle heißen. Oder wie Magna. Und wie ich gelernt habe, kann sie auch niemand so gut entwickeln. Das hat wohl auch inzwischen Elon Musk gelernt. Auf beiden Feldern hat er keinen großen Durchbruch erzielt. Ein Auto wie den Taycan könnte er nicht bauen. Es wäre viel schlauer von ihm gewesen, wenn er GM beauftragt hätte, die Plattform zu entwickeln und darauf Autos nach seinen Vorstellungen zu bauen.

Das neue Werk in Grünheide könnte er sich dann sparen.

„Niemand kann besser Autos bauen als VW, GM und wie sie alle heißen“
Nach Ansicht von Karl-Thomas Neumann hätte Tesla-Chef Elon Musk viel Geld sparen können, wenn er auf den Bau eigener Fabriken verzichtet und die Fertigung der Fahrzeuge in die Hände eines anderen Autokonzerns gegeben hätte. Foto: Ramon Haindl

Genau. Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft mehr Auftragsfertigungen sehen werden. Die Frage wird sein, was dann von BMW oder Mercedes bleibt. Die sind doch eigentlich zu klein. Die werden, so denke ich, in Zukunft auch von anderen Firmen bauen lassen und haben sich bis dahin hoffentlich komplett transformiert in Technologieunternehmen für Mobilität – mit Zugriff auf und Beteiligungen an Top-Technologiefirmen. Es ist doch eigentlich absurd: Alle entwickeln das vollautonome Fahren – und in Europa gibt es keinen einzigen Hersteller, der die nötigen Technologien liefern könnte. Wir geben dafür Milliarden aus und kriegen es nicht hin.

Deshalb hat sich Volkswagen entschlossen, in Eigeninitiative eine Betriebssoftware zu entwickeln. Mit großer Manpower und für viele Milliarden.

In einer Welt, in der das Auto nur noch ein Device ist, auf dem Mobilitäts-Services laufen, ist das Betriebssystem natürlich super, super wichtig. Es ist richtig, dass VW sagt: Da müssen wir ran. Nur leider kommen sie damit zehn Jahre zu spät. Sie hätten gerne ein Betriebssystem wie Tesla, und entwickeln das nun in ihrer eigenen Kultur. Glauben Sie ernsthaft, die hätten nur den Hauch einer Chance, mit den Top-Technologiefirmen dieser Welt Schritt halten zu können?

„Ein Auto wie den Porsche Taycan könnte Elon Musk nicht bauen.“

Karl-Thomas Neumann über den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos

Das kann ich nicht beurteilen. Was meinen Sie?

Aus meiner Sicht gab es eine starke Entwicklung in jüngster Zeit. Volkswagen hat seine Software Entwicklung in die neue Firma CARIAD, quasi ein Start-Up, ausgegründet.  Vielleicht besteht damit die Chance eine neue agile Kultur zu schaffen und sich mit jungen Software-Firmen zusammenzutun. Eine Firma, die in der Lage wäre, ein allumfassendes Betriebssystem fürs Auto zu liefern,  würde an der Börse sicherlich mit mehreren Milliarden Euro bewertet und könnte sich so über den Kapitalmarkt finanzieren statt aus dem eigenen  Cash Flow. GM hat das mit Cruise besser gemacht. Da sind inzwischen Honda, Microsoft und Softbank an Bord. Der Konzern hat damit einen globalen Champion geschaffen und sich den  Zugriff auf die Technologien für das autonome Fahren gesichert. So hat es Hyundai auch mit Aptiv in dem Joint Venture MOTIONAL gemacht. So geht das.

Sie sind als Aufsichtsrat in zahlreichen Firmen tätig, die sich mit dem autonomen Fahren und der Elektromobilität befassen. Auch sind Sie an einigen Firmen beteiligt – unter anderem am Elektro-Lkw-Hersteller Nikola. Ins operative Geschäft wollen Sie nicht mehr zurück?

Nein, nicht mehr an verantwortlicher Stelle in einem klassischen Unternehmen.

Das wollen Sie sich nicht mehr antun?

Wenn jemand kommt und ankündigt, die Welt auf den Kopf stellen zu wollen, dann stehe ich bereit. Aber nicht für einen Großkonzern, in dem der Langsamste das Tempo bestimmt.     

Herr Neumann, vielen Dank für das Gespräch.

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