Wer mit dem Elektroauto auf Reisen gehen will, tut gut daran, sich vorher bei EnBW und Ionity als Kunde zu registrieren und die Smartphone-Apps der beiden E-Mobility-Provider herunterzuladen. Denn dann hat er später unterwegs den wenigsten Stress.

Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ein Ladenetztest von „Connect“ in Kooperation mit der Ingenieursgesellschaft „umlaut“ (ehemals P3) aus Aachen. Mit zwei Elektroautos vom Typ Mercedes EQC 400 und Porsche Taycan hatten die Tester eine Tour von München nach Aachen und zurück unternommen und unterwegs acht Ladestationen mit mindestens 150 Kilowatt Ladeleistung angefahren. Ausgewählt wurden dafür die drei beliebtesten E-Mobility-Provider (EMP) sowie sechs große Ladepunkt-Betreiber (CPO). Bewertet wurden wurden der Ablauf des Ladevorgangs, die Servicequalität sowie die Preistransparenz. Die Ladeperformance floss in die Bewertung nicht ein. Auch wurde die Preisgestaltung nicht hinterfragt.

Noch einiger „Optimierungsbedarf“

Erfahrene Elektromobilisten dürfte das Ergebnis nicht überraschen. Unter den getesteten EMPs schnitt EnBW Mobility mit der Gesamtnote „Gut“ am besten ab. Lediglich die Einrichtung des Benutzerkontos kritisierten die Tester als „etwas hakelig“. Dafür punktete EnBW später bei Bedienung der Smartphone-App und dessen Funktionsumfang. Das Laden selbst funktionierte „weitgehend problemlos“ und das Preismodell sei transprarent. Dafür gaben die Tester 830 von 1000 möglichen Punkten.

Auf den zweiten Platz kam mit 782 Punkten das Angebot „EinfachStromLaden“ von Maingau. Auch hier liefen die Ladevorgänge „ohne größere Probleme“ ab. Die Tester kritisierten allerdings, dass die Suche nach einem Ladepunkt nicht immer auf Anhieb zum Ziel führte. Zudem seien bei der Ersteinrichtung zunächst keine Preisinfos angezeigt worden.

„Optimierungsbedarf“ konstatierten die Tester auch beim Drittplatzierten, dem Ladeservice „GetCharge“ der Deutschen Telekom. Zwar trumpfe das Telekom-Angebot mit der besten Abdeckung des Ladenetzes in Deutschland. Dafür seien die Infos, die der Elektromobilist während des Ladevorgangs erhält, mickrig. Zudem wünschten sich die Tester zusätzliche Filterfunktionen in der Lade-App.

Wunsch nach mehr Wetterschutz

Ab 2. April können EnBW-Kunden nicht mehr an den Ultra-Schnellladern von Ionity Strom zapfen: Die Preispolitik sei "nicht akzeptabel", kritisiert der Energieversorger. E-Mobilität

Bei der Bewertung der Ladepunkt-Betreiber (CPOs) landeten bei dem Langstrecken-Test die Schnellladestationen von Ionity mit 810 Punkten auf dem Spitzenplatz: Die hochmodernen Anlagen arbeiteten einwandfrei und waren am Rande der Autobahn leicht zu finden. Potenziale für Verbesserungen entdeckten die Tester lediglich bei der Markierung der Ladeplätze sowie beim Wetterschutz – ein Dach über den Säulen könnte das Ladeerlebnis bei schlechtem Wetter oder starker Sonneneinstrahlung verbessern. „Auch bei den Bezahlmöglichkeiten könnte Ionity nachlegen“, fanden die Tester.

Den hohen Preis von 79 Cent pro Kilowattstunde, der unter Elektromobilisten in den vergangenen Monaten für einigen Diskussionsstoff sorgte, ließen sie unerwähnt. Kein Wunder: Porsche Taycan und Mercedes EQC genießen an den Ladestationen des Ionity-Konsortiums – zu dem der VW-Konzern und Daimler gehören – Sonderkonditionen.

Den fehlenden Wetterschutz sowie die Ausweisung der HPC (High Power Charging)-Ladeplätze bemängelten die Tester auch beim Zweitplatzierten EnBW, der in der Testkategorie auf 753 von 1000 Punkten kam. Die Displays der neuen Ladestationen lieferten während des Ladevorgangs zahlreiche aufschlussreiche Informationen. Zudem gebe die Kommunikation des Strompreises keinen Anlass zu Klagen. „Schön wären mehr Bezahloptionen und ein besserer Komfort rund um die Ladesäulen“, lautete das Fazit.

Als Drittplatzierter landete bei dem Test der Ladepunkt-Betreiber überraschenderweise der bayerische Anbieter E-Wald mit 668 Punkten auf dem Siegertreppchen – knapp vor Fastned aus den Niederlanden (658), aber mit deutlichem Vorsprung vor Allego (532). Das vom Freistaat Bayern geförderte Unternehmen betreibt rund 300 Ladestationen, davon eine Handvoll Schnelllader mit über 150 kW Ladeleistung. Aber diese verstecken sich meist in Industriegebieten und sind entsprechend schwer zu finden, wie die Tester monierten. Die Bedienung der Ladesäulen selbst sei problemlos. Verwundert zeigten sie sich, dass sich unter der Hotline von E-Wald das Callcenter des Carsharing-Anbieters Flinkster meldet. Aber die Mitarbeiter hätten bei der Lösung der Probleme kompetent helfen können.

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2 Kommentare

  1. i_Peter

    Mein persönlicher Sieger ist weder EnBW noch IONITY (letzterer bietet nicht einmal Schnelllademöglichkeiten gem. dem EU-Typ2 AC Standard und kein CHAdeMO).
    FastNed Ist eindeutiger Sieger. Weil sie erstens ein Dach haben und zweitens weil sie AutoCharge ermöglichen. Also das komfortable Plug&Charge Laden ohne Kleingeld, ohne Kreditkarte, ohne RFID Karte und ohne App benutzen zu müssen.

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  2. Jürgen Baumann

    Interessanter wäre ein Vergleich von Elektrofahrzeugen gewesen, die auch in grösseren Stückzahlen verkauft werden. Porsche und Mercedes zählen meines Wissens eben nicht dazu. Das sind eher Nischenhersteller.

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