Ab Donnerstag, 2. April, können Kunden von EnBW mobility+ nicht mehr an den 222 Ultra-Schnellladestationen von Ionity laden. Wie der Energieversorger aus Baden-Württemberg am Donnerstagnachmittag (19. März) bekannt gab, ist die Roaming-Partnerschaft mit dem deutschen Konsortium nach wochenlangen Verhandlungen zerbrochen. Schuld seien „unterschiedlichen Vorstellungen über die Preispolitik“.

Wir erinnern uns: Zum 1. Februar hatte Ionity sein Preismodell umgestellt. Statt einer Pauschale von 8 Euro für eine Akkuladung werden an den Schnellladestationen an der Autobahn seitdem 79 Cent pro Kilowattstunde aufgerufen. Ausnahmen gelten nur für die Fahrer von Elektroautos jener Marken, die dem Ionity-Konsortium (BMW, Daimler, der Volkswagen-Konzern sowie Ford und Hyundai) angehören. Für die deutschen Hersteller zumindest – Hyundai-Fahrer wurden bislang auf das Angebot von EnBW verwiesen, Ford hat noch keinen Stromer im Angebot, der die Schnelllader nutzen könnte – gelten seitdem „Vorzugstarife“ mit Strompreisen zwischen 29 und 34 Cent pro Kilowattstunde – je nach Marke und Vertragskonstruktion.

Nicht nur in der Szene der Elektromobilisten hatte dies für Aufregung gesorgt, zumal die Maßnahme eine Preislawine lostrat. Auch den Roaming-Partnern von Ionity war das neue Preismodell übel aufgestoßen. Dank eines Roaming-Vertrages mit Ionity konnten Kunden der EnBW über die App mobility+ den Strom noch eine Zeitlang für nur 49 Cent im Standard-Tarif zapfen, im Vielfahrer-Tarif und als ADAC-Kunde sogar für nur 39 Cent. Doch der Tarif ließ sich nicht halten, weil Ionity bei den internen Verrechnungskosten eine Nachbesserung sehen wollte. Darüber zerbrach jetzt die Partnerschaft.

Ein Preis von 79 Cent je Kilowattstunde sei „nicht zielführend“

„Die EnBW“, hieß es in einem Statement des Unternehmens, das EDISON vorliegt, „engagiert sich seit Jahren mit Überzeugung und Nachdruck für eine alltagstaugliche Elektromobilität für alle.“ Man wisse als Ladeinfrastrukturbetreiber, „dass der Ausbau von Ladestationen eine signifikante Zukunftsinvestition bedeutet – und wir wissen, dass solche Investitionen klug und langfristig kalkuliert sein müssen.“ Doch einen Preis von 79 Cent je Kilowattstunde, wie ihn jetzt Ionity aufrufe, halte man „zur Förderung der Marktentwicklung nicht für zielführend.“

Ionity-Chef Michael Hajesch sieht das Ende der "Willkommensphase" in der Elektromobilität gekommen - und startet ein neues Preismodell an seinen Schnellladesäulen. Mit 79 Cent pro Kilowattstunde. Laden

Der Energieversorger wirft dem Ionity-Konsortium vor, nicht die Entwicklung der Elektromobilität insgesamt im Auge zu haben, sondern den Blick „nur auf die eigenen Belange zu richten“. In der aktuellen Marktwachstumsphase brauche es „vor allem zwei Dinge, um Menschen zu einer nachhaltigeren Mobilität zu bewegen: Einfachheit und Wirtschaftlichkeit. Bei aller Dynamik und Komplexität eines so jungen und wachsenden Marktes ist gerade das der Auftrag aller handelnden Akteure. Sie müssen ihre Produkte leicht verständlich, einfach nutzbar und uneingeschränkt zugänglich machen.“ Bei Ionity „sehen wir keinen dieser Punkte gegeben“. Die Folge: „Elektromobilitätskritiker genauso wie Klimawandelleugner können die Preismaßnahme zudem als Beleg einer vermeintlich nicht funktionierenden, batterieelektrischen Mobilität aufnehmen.“

Preiswerte Alternative
Mit über 30.000 öffentlichen Ladepunkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das Netzwerk von EnBW das derzeit größte in Europa und mit Ladeleistungen von bis zu 300 Kilowatt auch eines der schnellsten. Foto: EnBW

Harsche, klare Worte, die in der nächsten Sitzung des Ionity-Aufsichtsrats am kommenden Dienstag (24. März) sicher für Diskussionsstoff sorgen werden. Zumal nach Insiderinformationen auch bei Ionity selbst nicht alle Manager glücklich mit dem neuen Preismodell sind, das auf Druck der Autohersteller mit der Inbestriebnahme des 200. Ladeplatzes in Europa in Kraft gesetzt wurde: „Wir hatten keine Wahl“.

Allerdings ist das Tischtuch für die EnbW nicht auf Dauer zerschnitten: „Unsere Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem Betreiber Ionity auszusetzen, ist keine Entscheidung gegen deren Angebot an Ladeinfrastruktur, sondern ein klares und ausdrückliches Bekenntnis zu einer alltagstauglichen und einfachen Elektromobilität für alle“. Man bleibe auch weiterhin „gerne mit Ionity im Austausch“ und würde sich freuen, wenn man das Angebot von Ionity „unter den oben skizzierten Vorzeichen möglichst bald wieder“in das größte Ladenetz im deutschsprachigen Raum mit mehr als 30.000 Ladepunkten integrieren könnte.

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3 Kommentare

  1. Stefan K.

    Die EnBW hat recht und macht bezüglich Elektromobilität vieles richtig. Einheitlicher Preis und super App, übersichtliche Rechnungsstellung.

    Die Hersteller hinter Ionity versuchen ihren Markt mit protektionistischen Maßnahmen zu schützen anstatt in konkurrenzfähige Produkte zu investieren.

    Ich persönlich komme auch ohne die Ionity Säulen aus (die Ionity App ist sowieso eine Zumutung)…

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  2. Jan Schultze-Melling

    Ich bin wirklich erstaunt, dass ausgerechnet ENBW eine derartig klare Sprache für E-Mobilität und gegen die Kartell-Interessen der großen Automobilkonzerne spricht. Sehr schön!
    Hier müsste endlich der Staat eingreifen. Ich will einen Strompreis für E-Mobilität von 10 Cent / kwh. So wie in den USA. Das wäre so viel hilfreicher als die Kaufprämien. Die Mobilität muss billiger sein. Nicht unbedingt die Fahrzeuge. Jemand der viel fährt und daher viel CO2 produziert soll sich umorientieren. Nicht unbedingt der Rentner mit einer Fahrleistung von 4000 km/Jahr

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  3. Markus Wolter

    Wenn das die Methoden sind, mit denen die deutsche Autoindustrie grosszügig unterstützt von der Bundesregierung Newcomer wie Tesla ausschalten will: Protektionismus in reinster Form.

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