Mehr als drei Jahre hat die Entwicklung bisher gedauert, aber nun ist Land in Sicht: Mitte des Jahres soll der kleine Xbus von ElectricBrands aus Itzehoe endlich auf die Straße kommen. Die Produktion im norddeutschen Itzehoe soll im zweiten Quartal anlaufen, gab das Unternehmen jetzt bekannt – und stellte die Serienversion des zu 98 Prozent recycelbaren Elektroautos vor. ElectricBrands ist übrigens die Nachfolgegesellschaft der emobs GmbH aus Münster, die an dem XBUS unter dem Namen eBussy bereits seit 2018 gearbeitet hatte.
Knuffiges Aussehen, die hohe Flexibilität des Fahrzeugkonzepts sowie der Elektroantrieb erinnern ein wenig an das legendäre Swatch Auto des Designers Johann Thomforde und des Schweizer Uhrenbauers Nicolas Hayek aus den 1990er Jahren, das unter der Regie von Daimler und zunächst mit einem Verbrennungsmotor zum Smart Fortwo wurde.
„Immer größere Autos können nicht die Antwort sein“
Doch der Xbus des norddeutschen Start-ups ist rund 30 Jahre später konzipiert worden. Seitdem hat sich der Wind gedreht. Ein Elektroantrieb ist heute fast schon Pflicht. Und mit der Ausrichtung auf das Nutzfahrzeuggeschäft bedient der Newcomer sicher eine Marktnische: Auch bei Kommunalfahrzeugen und bei Fahrzeugen für den Nahverkehr ist die Antriebswende derzeit schwer angesagt.
„Die Zeit ist reif für den Xbus“, findet Ralf Haller, der Gründer der Electric Brands AG. „Wenn wir auf die wachsende Verkehrsdichte schauen, können immer größere Autos nicht die Antwort sein. Wir brauchen clevere, wandlungsfähige und nachhaltige Konzepte, die uns allen die individuelle Mobilität und den persönlichen Lifestyle erhalten – und das ohne Abgase, dafür aber mit Komfort, gewohnter Reichweite und angemessener Geschwindigkeit. Und genau da setzen wir mit dem Xbus an.“
Allrad ist Serie, mehr Bodenfreiheit auf Wunsch
Der nur 600 Kilogramm schwere Elektrofloh ist 3,96 Meter lang, 1,64 Meter breit und je nach Ausführung rund zwei Meter hoch. Neben der Normalversion gibt es einen Offroader mit deutlich mehr Bodenfreiheit – Allrad ist Serie.
Für den Antrieb sorgen bis zu 56 kW (76 PS) starke Radnabenmotoren von Schaeffler, die im Dauerbetrieb immerhin 15 kW (20 PS) leisten und so bevorzugt in der Innenstadt Waren und drei Personen transportieren sollen. Und das auf engstem Raum: Die ins Rad integrierten und einzeln ansteuerbaren Elektromotoren ermöglichen es, mit dem Xbus auf der stelle zu drehen.
Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h. Der Verbrauch liegt je nach Version zwischen 5 bis 10 kWh auf 100 Kilometern. In der Basisversion mit acht Akkupacks und einer Speicherkapazität von 10 kWh des deutschen Herstellers UniverCell beträgt die Reichweite „mindestens“ 100 Kilometern möglich. Wer den Xbus ähnlich wie beim Sion von Sono Motors mit Solarzellen auf dem Dach ordert, soll sogar bis zu 200 Kilometer weit kommen können.
Geladen wird der Stromspeicher an einer 220-Volt-Haushaltssteckdose in drei bis fünf Stunden. An einer Ladesäule oder Wallbox mit 11 kW Leistung reicht schon eine knappe Stunde. Und wem das nicht reicht, kann bis zu 24 weiteren Akkupacks aufladen – je vier mit 5 kWh Kapazität für 1.620 Euro. Dann sind theoretisch bis zu 600 Kilometer drin. Auch an einem Akku-Wechselsystem wird gearbeitet.
Der XBus kann sich wandeln wie ein Chamäleon
Der Xbus kann aber nicht nur seine Electric Brands Xbus kann sich wandeln wie ein Chamäleon und ist so für Lieferdienste, Handel und Gewerbe ebenso geeignet wie für den privaten Freizeiteinsatz. Dafür stehen mit dem Xbus City und Xbus Offroad zwei Fahrgestelle zur Verfügung. Beide Varianten gibt es als Basis sowie mit acht verschiedenen Modulen, die innerhalb von zwei Personen mit wenigen Handgriffen kurzer Zeit tauschbar sind.
„Was mich sofort fasziniert hat an Ralf Hallers Idee ist, dass es im Grunde nicht nur um ein Fahrzeug geht, sondern um ein Konzept mit vielen Möglichkeiten“, erläutert Designer Yaroslav Yakovlev, „also musste ich die Basis und die Module so entwerfen, dass sie immer eine harmonische Einheit bilden. Und alles musste leicht sein. Deshalb die Türgriffmulden, deshalb optional die kleinen Rückkameras statt gewohnter Spiegel.“
In der Basisversion kommt der Xbus als Pickup daher. Soll das Fahrzeug mehr als nur zwei Personen transportieren, kann hinter dem Standardmodul eine Fondkabine mit Seitentüren und Heckklappe, einer zweiten Sitzreihe sowie einem Laderaum montieren. Durch Umklappen der zweiten Sitzreihe und der Beifahrersitzlehne gibt es dann ein Ladevolumen von bis zu drei Kubikmetern. Für Lieferdienste bietet Electric Brands einen Kofferaufbau an. Und Bauunternehmen können sich für kippbare Ladefläche entscheiden. Der Mittelaufbau kann als Werkzeugschrank genutzt werden – oder ein weiteres Akkupaket beheimaten. Andere Aufbauten machen aus dem Xbus sogar ein Freizeitcabrio oder einen Camper.
Preise beginnen bei 17.380 Euro
Der Basispreis für den Xbus mit Fahrerkabine, aber ohne Aufbauten beträgt 17.380 Euro. Die Standard-Version des Bus mit Doppelkabine und Pickup-Klappen 20.350 Euro. Für den Camper samt Küche und Waschbecken, Kühlschrank und Kochplatte, sind 29.480 Euro fällig – als Offroader 2.200 Euro mehr.
CEO Henne ist vom Erfolg des Konzepts überzeugt: „Ich denke, dass die über 9.000 Reservierungen allein über unsere kleine Homepage und die inzwischen über 10.000 Vorbestellungen über unsere 600 Service- und Vertriebspartner eine deutliche Sprache sprechen.“
Erwähnen sollte man noch, daß es sich um ein Leichtfahrzeug handelt, also nur rudimentäre Sicherheitsstandards (im Vergleich zum vollwertigen PKW / Transporter) eingehalten sind. Also kein Airbag, kein getestetes Crashverhalten etc.. Als gewerbliches Fahrzeug sicherlich zu gebrauchen, als Freizeitmobil und Personentransporter eher nicht.
Ich frage mich dabei, warum man im gewerblichen Betrieb auf Sicherheitstandardmäßig wie Airbag verzuckten sollte. Das kann dann wohl nur bei 1-Mann/-Frau Unternehmen in Frage kommen, deren CEOs ein ausgeprägtes Risikobereitschafts-Ego besitzen. Jeder Mitarbeiter würde da bestimmt nicht mitmachen!!