So ganz neu ist die Idee nicht. Unter dem Namen „Eidechse“ vertrieb das Unternehmen Adolf Bleichert aus Leipzig in den 1920er und 1930 er Jahren bereits mit viel Erfolg einen vierrädrigen Plattform-Elektrokarren, mit dem Güter aller Art über kurze Strecken transportieren ließen. Der Antrieb erfolgte durch zwei Motoren, die sich unter der Ladefläche in einem Kasten befanden und von einer Bleibatterie gespeist wurden. Gelenkt wurde die „Eidechse“ vom Fahrer vorne mithilfe einer patentierten Trittbrettlenkung ganz einfach durch die Verlagerung des Körpergewichts. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 16 km/h konnten Koffer und Kisten, Pakete und Milchkannen geräuschlos und emissionsfrei durch die Stadt kutschiert wurden.

Pfiffige Patentlösung 
Der Steuerstand lässt sich leicht klappen, wenn der HopOn an einen neuen Standort verbracht werden soll. Foto: Carit
Pfiffige Patentlösung
Der Steuerstand lässt sich leicht klappen, wenn der HopOn an einen neuen Standort verbracht werden soll. Foto: Carit

Das Konzept lebt nun unter dem Namen „HopOn“ wieder auf. So hat die Carit Automotive GmbH aus Münster ihr vollelektrisches Zustellfahrzeug für die Stadt genannt, das jetzt seine Straßenzulassung erhielt. Nutzlasten bis zu 250 Kilogramm lassen sich mit dem nur 84 Zentimeter breiten Elektrokarren mit Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h durch die Stadt bewegen. Für den Antrieb sorgt ein Elektromotor mit 1,5 kW (2 PS) oder 3 kW (4 PS) Leistung, der von 48 Volt Lithium-ionen-Akkus mit wahlweise 30, 50 oder 60 Amperestunden Kapazität gespeist werden. Bis zu 90 Kilometer soll der HopOn damit kommen – je nach Topographie und dem Gewicht der Ladung. Gesteuert wird der Elektrokarren vom Heck aus, ganz klassisch mit Lenkrad und Fußpedalen. Der Steuerstand lässt sich einklappen, wenn das Fahrzeug nicht benötigt oder mit einem ausgewachsenen Lieferwagen etwa in ein neues Zustellgebiet transportiert werden soll.

Alternative zum Lastenrad

„Unser Ziel war die Entwicklung eines echten Kraftfahrzeuges, da wir gesehen haben, dass Lastenräder im professionellen Einsatz schnell an ihre Grenzen stoßen“, sagt Andreas Knappheide, Geschäftsführer der Carit Automotive GmbH & Co. KG. Die Prototypen hatte das Unternehmen, das sich früher mit der Abgasnachbehandlung von Verbrennungsmotoren befasste, in Kooperation mit der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn entwickelt und unter Alltagsbedingungen bei Paketdiensten testen lassen.

Die Produktion der ersten 20 HopOns soll jetzt durch Fachbetriebe in Nordrhein-Westfalen starten. Angepeilt wird eine Produktion von 200 Einheiten noch in diesem Jahr und von 300 Einheiten im ersten Halbjahr 2023. Zu den Verkaufspreisen machte Carit Automotive noch keine Angaben.

Mit der "Eidechse" durch die Stadt 
In den 1920er Jahren hatte das Leipziger Unternehmen von Adolf Bleichert großen Erfolg mit einer elektrischen Transportkarre. Gelenkt wurde diese von vorne - durch die Verlagerung des Körpergewichts auf der Trittplatte. Foto: Bleichert-Archiv
Mit der „Eidechse“ durch die Stadt
In den 1920er Jahren hatte das Leipziger Unternehmen von Adolf Bleichert großen Erfolg mit einer elektrischen Transportkarre. Gelenkt wurde diese von vorne – durch die Verlagerung des Körpergewichts auf der Trittplatte. Foto: Bleichert-Archiv

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