Alexis Alford alias Lexie Limitless hat angeblich ihren elektrischen Ford Explorer bereits. Zwar nur einen Prototypen – aber immerhin. Denn die Serienmodelle des ersten Stromers aus dem neuen Electric Vehicle Center von Ford in Köln lassen noch auf sich warten. Entgegen der Darstellung in dem Youtube-Video, in dem die 21-jährige Influencerin aus Nevada City in Kalifornien auf den Spuren von Aloha Wanderwell durch die Welt stromert, ist das Elektroauto nicht mehr in 2023, sondern erst im Frühjahr 2024 bestellbar. Die ersten Auslieferungen werden Stand heute im Sommer kommenden Jahres stattfinden – ein gutes halbes Jahr später als geplant. Auch die geplante Weltumrundung der jungen Abenteuerin dürfte sich deshalb verzögern.

Schuld hat die jüngste, dritte Überarbeitung der Richtlinie ECE-R 100 „über die Annahme der harmonisierten technischen Regelungen der Vereinten Nationen für Radfahrzeuge, Ausrüstungsgegenstände und Teile, die in Radfahrzeuge(n) eingebaut und/oder verwendet werden können“, wie es so schön im Beamtensprech heißt. Sie definiert auf knapp 100 Seiten haarklein die Zulassungsbedingen für Straßenfahrzeuge, die mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet sind und schneller als 25 km/h fahren. In Kraft treten die neuen Regeln zum 1. September – justament zu dem Zeitpunkt, da in Köln die Serienproduktion des neuen Ford E-Explorer anlaufen sollte.

Hängen im Schacht 
Da noch keine Antriebsbatterien verfügbar sind, die neuen ECE-Richtlinie entsprechen, kann die Serienproduktion des elektrischen Ford Explorer in Köln erst im Frühjahr 2024 anlaufen - ein halbes Jahr später als geplant. Foto: Ford
Hängen im Schacht
Da noch keine Antriebsbatterien verfügbar sind, die neuen ECE-Richtlinie entsprechen, kann die Serienproduktion des elektrischen Ford Explorer in Köln erst im Frühjahr 2024 anlaufen – ein halbes Jahr später als geplant. Foto: Ford

Für Elektroautos, die bereits auf dem Markt sind wie beispielsweise das Schwestermodell ID.3 oder ID.4 von Volkswagen, müssen die in ECE-R100.3 genannten Bedingungen für eine Typgenehmigung erst zum 1. September 2025 erfüllt werden. Da ist ein gleitender Übergang möglich. So werden der ID.4 und der ID.5 des Modelljahrs 2024, die auf der IAA Mobility vorgestellt werden, bereits den neuen Vorschriften entsprechen. Und der ID.3, hören wir aus Wolfsburg, wird Ende 2024 die EU-Norm erfüllen – für den Zeitpunkt war im Zusammenhang mit der Einführung der Betriebssoftware ID 4.0 ohnehin eine weitere Produktpflege für das Modell geplant.

Ford droht Millionenverlust – und Beschäftigten Kurzarbeit

Der elektrische Ford Explorer, der die Plattform samt Traktionsbatterie von Volkswagen bezieht, ist hingegen ein komplett neues Elektroauto. Und bei der Produktplanung hatten sie in Köln die neue Regel offenbar nicht im Blick: Bei einer Homologation des Fahrzeugs schon im Frühjahr dieses Jahres hätte die Zulassung noch zu den alten Bedingungen erfolgen können.

Nun hängen die Ford-Beschäftigten in Köln in der Luft: Die Produktion des Ford Fiesta ist bereits im Juni ausgelaufen und für eine Wiederaufnahme der Kleinwagen-Fertigung fehlen die Teile. Statt dessen soll die Zeit bis zur Typgenehmigung nun für Trainingsmaßnahmen sowie die Produktion von weiteren Prototypen genutzt werden – eine Art Beschäftigungstherapie, für die wahrscheinlich Kurzarbeit beantragt wird. Das Geschäftsjahr 2023 wird deshalb wohl für die Kölner Ford-Werke GmbH wegen wegbrechender Umsätze mit einem Millionenverlust enden.

Die Konsequenzen für die Reisepläne von „Lexie Limitless“ sind dagegen vernachlässigbar.

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