Grau und Silber waren auch 2024 die beliebtesten Autofarben in Deutschland, gefolgt von Schwarz und Weiß. Das sagt eigentlich schon alles über die Stimmung in Deutschland in Zeiten von Ampel-Koalition und Wirtschaftskrise. Ganz anders war die Stimmungslage in Italien: Die Autokäufer bevorzugten Autos in bunten Farben – mit 30 Prozent war hier der Anteil der chromatischen Farben europaweit am höchsten, stellte Lackspezialist BASF Coatings kürzlich in seinem Jahresbericht fest.

Italien ist farbenfroh – und das soll so bleiben. So ist der neue Fiat Grande Panda in Limone-Gelb erhältlich, in Aqua-Azurblau und Lago-Blau, in Passione-Rot und Gelato-Weiß lieferbar, notfalls auch in Cinema-Black und Luna-Bronze – aber weder in Stein-, Maus- oder Stahlgrau. Fiat ist da nur konsequent – Markenchef Olivier François hatte die Kampagne „No Grey“ schon im Sommer 2023 gestartet. Der Alltag der meisten Menschen, so hieß es damals, sei schon grau genug.

Einfachheit, Glück und Leichtigkeit
Mit einer Länge von 3,99 Metern passt der fünfsitzige "Family Mover" in jede Garage. Und mit einer Breite von 1,76 Meter durch jede enge Gasse in italienischen Kleinstädten. Aber auch der Preis vom knapp 24.000 Euro macht den kleinen Stromer massentauglich.
Einfachheit, Glück und Leichtigkeit
Mit einer Länge von 3,99 Metern passt der fünfsitzige „Family Mover“ in jede Garage. Und mit einer Breite von 1,76 Meter durch jede enge Gasse in italienischen Kleinstädten. Aber auch der Preis vom knapp 24.000 Euro macht den kleinen Stromer massentauglich.

Und dem neuen Stadtstromer, der laut François Einfachheit, Glück und Leichtigkeit im Alltag verkörpern soll, stehen die knalligen Töne ganz ausgezeichnet. Für unsere erste – kurze – Ausfahrt mit dem neuen Grande Panda durch Turin und das Umland haben wir jedenfalls ein zitronengelbes Exemplar gewählt, das uns auf dem Parkplatz angelacht hatte. Wobei uns durch den Kopf schoss: So groß, wie Fiat das Auto durch die Modellbezeichnung macht, ist der Grande Panda eigentlich gar nicht.

„Pocket Utility Vehicle“ für den Weltmarkt

Mit einer Länge von 3,99 Meter und einer Breite von 1,76 Meter (ohne Spiegel) ist er zwar 32 Zentimeter länger und acht Zentimeter breiter als der elektrische Fiat Cinquecento der Neuzeit. Aber die Vettern des Fiat Grande Panda aus dem Stellantis-Konzern – Citroën ë-C3 Electric (4,02 Meter) und Opel Frontera (4,38 Meter) – sprengen beide das Vier-Meter-Maß. Und sie bieten, wie wir sogleich feststellen auch nicht spürbar mehr Platz als der neue Stromer von Fiat.

Den es übrigens auch als 101 PS starken 48-Volt-Mildhybrid gibt. Aber den sparen wir uns hier, auch wenn der Benziner nach Ansicht der Vertriebsstrategen aufgrund der schlechten Ladeinfrastrukturen nicht nur in manchen Teilen Italiens und aufgrund des günstigen Preises von 18.990 Euro in Deutschland eine Weile wohl noch das meistverkaufte Modell sein wird. Angedacht sind auch eine benzingetriebene Allradversion sowie ein Pickup. Denn der Grande Panda soll ein echtes Weltauto werden, mit Verkäufen nicht nur in Europa, sondern auch in Lateinamerika, im Mittleren Osten und Nordafrika. Da sind Elektroautos gerade noch nicht so stark nachgefragt.

Ganz schön pixelig 
Die Optik der LED-Frontscheinwerfer soll an die grobkörnigen Darstellungen der ersten Computerspiele aus den 1980er Jahren erinnern. Und an die vielen kleinen Fenster in der Fassade des Fiat-Stammwerks Lingotto in Turin.
Ganz schön pixelig
Die Optik der LED-Frontscheinwerfer soll an die grobkörnigen Darstellungen der ersten Computerspiele aus den 1980er Jahren erinnern. Und an die vielen kleinen Fenster in der Fassade des Fiat-Stammwerks Lingotto in Turin.

Dabei passt der Elektroantrieb ganz ausgezeichnet zu einem solchen „Pocket Utility Vehicle“ für das Stadtleben und ein paar Wochenendausflüge aufs Land. Mit einem maximalen Drehmoment von 120 Newtonmeter lässt der kleine Strome an der Ampel so manchen Benziner hinter sich. Und der 44 kWh-Akku im Boden ist unter idealen Bedingungen wie in Italien (mit maximal Tempo 130 auf der Autobahn, 90 km/h auf Landstraße sowie angenehmen Temperaturen um die 20 Grad im Frühling) für Reichweiten von bis zu 320 Kilometer gut – da reicht es völlig, einmal in der Woche eine Schnellladestation aufzusuchen und dort Gleichstrom mit bis zu 100 kW aus dem Netz zu saugen. Lediglich 27 Minuten soll es dauern, um den Ladestand von 20 auf 80 Prozent anzuheben.

Darüber wird die Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h völlig nebensächlich. Weil die Autobahnen in Italien und vielen anderen Ländern Europas ohnehin keine höheren Geschwindigkeiten erlauben. Und weil höhere Geschwindigkeiten der Reichweite abträglich wären. Wie viel Strom der Panda verbraucht, bleibt allerdings sein Geheimnis: Der Bordcomputer wirft solche Informationen nicht aus. Für die Fahrer eines Elektroautos sei allein die Anzeige der Reichweite relevant, argumentiert Gaetano Thorel, der Europachef von Fiat/Abarth.

„Family Mover“ der schnörkellosen Art

Insofern müssen können wir hier mit dieser Information nicht dienen. Offiziell wird ein Normverbrauch von 16,8 kWh/100 km angegeben – der Realverbrauch dürfte im Winter eher bei Werten um die 20 kWh/100 liegen. Darauf deuten auch erste Erfahrungen von Käufern mit dem Citroen e-C3. Zumal hier wie da eine Wärmepumpe für das Fahrzeug aktuell nicht verfügbar ist.

Dann müssen sich die Insassen eben an kalten Tagen gegenseitig ein wenig wärmen, wenn sie die Batterie nicht stressen wollen. Immerhin passen bis zu fünf Erwachsene in den Innenraum des elektrischen „Family Mover“. Und dann wird es auch schnell ganz kuschelig und etwas eng. Für zwei Erwachsene und zwei Kinder im schulpflichtigen Alter jedoch ist das Platzangebot mehr als ausreichend. Und auch hinten geht ordentlich was rein: 361 Liter Gepäckvolumen sind immerhin fast doppelt so viel, wie der Ur-Panda von 1980 schlucken konnte.

Klare Kante 
Wie der Ur-Panda von 1980 betont der Grande Panda die klare Linie. Modellbezeichnung und Marke sind ins Blech geprägt. Fotos: Fiat
Klare Kante
Wie der Ur-Panda von 1980 betont der Grande Panda die klare Linie. Modellbezeichnung und Marke sind ins Blech geprägt. Fotos: Fiat

Die „tolle Kiste“, von der Fiat in der ersten Generation insgesamt rund vier Millionen Exemplare verkaufte, stand natürlich bei der Entwicklung des Grande Panda Pate. Nicht nur, was die Farbgebung anbetrifft. Auch die betont kantige Formgestaltung ist eine Referenz der Designer an den Paten. An Front und am Heck ist der Fiat-Schriftzug in großen Lettern ins Blech eingeprägt – an den Seiten die Modellbezeichnung.

Auch im Innenraum wecken fröhlich-bunte Details und die Sitzbezüge Erinnerungen an die (aus heutiger Sicht) heile Welt der 1980er-Jahre. Und die Pixel-Optiken der Frontscheinwerfer und Heckleuchten Reminiszenzen an die grobkörnigen Darstellungen der Computerspiele a la Pac-Man und Tetris, die uns damals fesselten. Da haben die Fiat-Designer rund um Francois Leboine (der vor seinem Wechsel zu Fiat bei Renault den neuen R5 E-Tech Electric im retro-futuristischen Design schuf) tief in die Mottenkiste gegriffen, um für gute Laune zu sorgen.

Mit ausziehbarem Ladekabel

Antriebstechnisch ist der neue Panda hingegen durchaus auf der Höhe der Zeit. Zumindest nach den Maßstäben des Stellantis-Konzerns. Der elektrische Frontantrieb, der auch im Citroen e-C3 surrt und dem neuen Opel Frontera Beine macht, gilt als einigermaßen sparsam. Und der 44 Kilowattstunden fassende LFP-Akku des chinesischen Zulieferers SVOLT – später soll noch ein Stromspeicher mit 52 kWh Speicherkapazität sowie ein Akku mit geringere Kapazität nachgeschoben werden – hat sich als stabiler Stromspeicher schon in einer Vielzahl von anderen Elektroautos bewährt. Gleichstrom kann er wie gesagt mit 100 kW aufnehmen, Wechselstrom mit bis zu 11 kW.

Es sei denn, man entscheidet sich für eine pfiffige Ladelösung, die sich die Fiat-Ingenieure ausgedacht haben: Gegen einen Aufpreis von 200 Euro steckt hinter der Frontmaske ein Spiralkabel von 4,5 Metern Länge, das sich wie bei einem Bodenstaubsauger herausziehen lässt, um den Wagen mit der Wallbox oder einer Wechselstrom-Ladestation zu verbinden. Mit bis zu 7 kW Leistung lässt sich darüber Strom ziehen – der Ladeport hinten links gibt dann allerdings auch nicht mehr her.

Panda an der Strippe 
Gegen einen Aufpreis von 200 Euro liefert Fiat den Grande Panda auch mit einem 4,5 Meter langen Spriralkabel zum Wechselstrom-Laden, das wie bei einem Bodenstaubsauger auf dem Fahrzeug gezogen wird. Wechselstrom lässt sich darüber mit 7 kW laden.
Panda an der Strippe
Gegen einen Aufpreis von 200 Euro liefert Fiat den Grande Panda auch mit einem 4,5 Meter langen Spriralkabel zum Wechselstrom-Laden, das wie bei einem Bodenstaubsauger auf dem Fahrzeug gezogen wird. Wechselstrom lässt sich darüber mit 7 kW laden.

In Turin haben sie sich bei aller Rückbesinnung auf das Erbe der Marke Fiat („Heritage is King“) auch viel Mühe gegeben, den CO2-Fußabdruck des Grande Panda möglichst klein zu halten. Nach den Richtlinien der EU zählt nicht nur der Antrieb, sondern beispielsweise auch das verwendete Baumaterial auf die Fahrzeugbilanz ein. So sind die Sitze und das Armaturenbrett mit Textilien bezogen, das zu einem Drittel aus Bambusfasern besteht. Und in die Kunststoffverkleidungen im Innenraum sind 140 recycelte Getränkekartons eingeflossen. Auch das sollte im Alltag für ein gutes Klimagewissen sorgen.

Elektro-Panda ab 24.900 Euro in Deutschland

Für ein gutes Gefühl dürfte bei Kaufinteressenten auch der Blick in die Preisliste sorgen. Denn der vollelektrische Family-Mover wird in der „schnörkellosen“, aber sicherheitstechnisch gut ausgestatteten Basisausstattung „Red“ bei uns bereits für 24.900 Euro angeboten. In Frankreich liegt der Einstiegspreis dank der staatlichen Förderung dort sogar nur bei 18.900 Euro. Für die „La Prima“ genannte Topversion sind 3000 Euro mehr hinzulegen. Zum Vergleich: Den Citroen e-C3 gibt es bei uns bereits für 23.300 Euro, den Opel Frontera für 23.900 Euro.

Dafür vermittelt der „Pandino“ eine Menge italienische Lebensfreude. Und die ist in Zeiten wie diesen eigentlich unbezahlbar. Im März läuft im serbischen Kragujevac die Produktion des neuen Fiat-„Blockbuster“ (Olivier François) an, kurz darauf stehen bei den Händlern die ersten Exemplare zu Probefahrten bereit. Mit 15.000 Vorbestellungen lässt sich das Geschäft mit dem Grande Panda auch bereits gut an.

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