Die schlechte Nachricht vorweg: Zunächst wird der neue Fiat TRIS allein in Afrika und dem Nahen Osten angeboten werden. Doch ein Einsatz in Europa scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. Der Fiat TRIS ist ein dreirädriges Elektromobil, dass in den ausgefahrenen Spuren der Piaggio Ape („Biene“) unterwegs. Die Produktion der Ape im italienischen Pontedera bei Pisa musste im November 2024 aufgrund neuer Abgasvorschriften und Sicherheitsbestimmungen der EU eingestellt werden. Sie wird seitdem nur noch in Indien gebaut.

Während das italienische Lastendreirad von Piaggio zwischen Palermo und Bozen jedoch seit sieben Jahrzehnten mit Zwei- und Viertakttechnik über Straßen und Wege knatterte, um die Waren zum Kunden zu bringen, ist der Fiat TRIS rein elektrisch unterwegs. Eine Akkuladung des 6,9 kWh großen Batteriepakets reicht angeblich für 90 Kilometer – genug, um den Transportbedarf eines Handwerkers oder Kleinbauern im urbanen Alltag zu decken. Nachgeladen wird der TRIS ähnlich wie der Vespa Elettrica-Roller oder der elektrische Fiat Topolino an einer mit 220 Volt betriebenen Haushaltssteckdose. Das kleine Akkupaket soll sich hier in dreieinhalb Stunden von 0 auf 80 Prozent füllen lassen. Vollständig gefüllt ist die Batterie nach Angaben des Herstellers in vier Stunden und 40 Minuten.

Legendär
Die dreirädrige, wendige und preiswerte Ape von Piaggio erfreute sich nicht nur in Italien großer Beliebtheit. Nach 77 Jahren wurden die Produktion in Italien 2024 wegen verschärfter Abgas- und Sicherheitsbestimmungen der EU eingestellt.

Angetrieben wird der Fiat TRIS von einem 48-Volt-Elektromotor, der 9 kW oder 12 PS und ein maximales Drehmoment von 45 Newtonmeter liefert. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 45 km/h – für den Betrieb reicht also ein Mofa-Führerschein der Klasse AM, der bereits ab 15 Jahren erworben werden kann.

Produktion in Marokko

„Der TRIS ist mehr als nur ein neues Fahrzeug – er ist ein Durchbruch in der Art und Weise, wie wir urbane Mobilität denken. Er ist entstanden aus der italienischen Kreativität des Centro Stile und wurde entwickelt für die Realitäten des täglichen Lebens“, erklärte Fiat-CEO Olivier Francois bei der Vorstellung der Pläne im vergangenen Mai. „Mit seinem Debüt im Nahen Osten und in Afrika“, ist der Markenchef überzeugt, „wird der TRIS die Mobilität auf der letzten Meile verändern und neue Wege zu wirtschaftlicher Selbstbestimmung und sozialer Teilhabe eröffnen. Und wir glauben, dass sein Potenzial weit darüber hinausgeht – Europa könnte das nächste Land sein, denn diese Art von intelligenter, nachhaltiger Lösung spricht eine universelle Sprache.“

In Warnfarbe
Der Fiat TRIS ist aus Kostengründen ausschließlich mit einer Fahrerkabine in Orange und nur in einer Akkugröße erhältlich.

Hergestellt wird der kleine Stromer seit September im Stellantis-Werk Kenitra in Marokko, wo auch der Fiat Topolino vom Band läuft. Der Produktionsstandort ist nicht zufällig gewählt. Die Arbeitskosten sind in dem nordafrikanischen Land deutlich niedriger, die Kilowattstunde Strom kostet Privatkunden dort derzeit nur etwa zwölf Cent – das macht den Betrieb des Dreirads schnell rentabel. Als vielseitiges Nutzfahrzeug wurde der 3,20 Meter lange und nur 1,50 Meter breite Fiat TRIS für ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten konzipiert – von der städtischen Logistik und der Zustellung auf der letzten Meile bis hin zu mobilen Unternehmen und Transportdiensten.

Verkaufspreis in Marokko ab 4500 Euro

Angeboten wird er in Marokko und den Nachbarländern zunächst als Pritsche, als Pick-Up und als reines Fahrgestell für individuelle Aufbauten. Die Pick-Up-Version verfügt über eine 2,25 Quadratmeter große Ladefläche, die sich perfekt zum Transport von Feldfrüchten, Sand und Mobiliar eignet. Die Nutzlast beträgt 540 Kilogramm, das Gesamtgewicht 1025 Kilogramm. Perfekt für die Fahrten in und durch die Gassen der Innenstadt ist ein Wendekreis von 6,10 Metern.

Stellantis-Werk Kenitra 
Seit 2019 produziert der Konzern nahe der marokkanischen Hauptstadt Rabat Autos, seit Frühjahr 2025 verstärkt elektrische Kleinfahrzeuge - für Fiat, Citroën und auch Opel. Fotos: Stellantis
Stellantis-Werk Kenitra
Seit 2019 produziert der Konzern nahe der marokkanischen Hauptstadt Rabat Autos, seit Frühjahr 2025 verstärkt elektrische Kleinfahrzeuge – für Fiat, Citroën und auch Opel. Fotos: Stellantis

Innen ist der Fiat TRIS zwar nicht ganz so spartanisch wie einst die Ape, großen Komfort darf der Fahrer jedoch nicht erwarten. Er blickt auf ein 5,7 Zoll Display, auf dem unter anderem Tempo, Batteriestand und Reichweite dargestellt werden. Und immerhin wird er durch einen Dreipunkt-Sicherheitsgurt geschützt. Zudem gibt es USB-Steckdosen zum Laden des Smartphone.

Der Name TRIS steht übrigens nicht allein für die drei Räder, sondern auch für die drei LED-Scheinwerfer, mit denen das Elektro-Dreirad sich seinen Weg durch die Dunkelheit bahnt. Angeboten wird der Kleintransporter in Marokko zu einem Basispreis von 48.000 Dirham, umgerechnet etwa 4500 Euro. Zum Vergleich: Die benzingetriebene Piaggio APE 50 mit Kastenaufbau und 2 kW Antriebsleistung kostete bei uns zuletzt 8.499 Euro, also fast doppelt so viel.

(Mit Ergänzungen von Franz Rother)

Artikel teilen

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert