Erst 2019 gegründet, hat das Start-Up FINN die Marktführerschaft bei Auto-Abos in Deutschland und seit Kurzem auch auf dem US-Markt im Sturm erobert. FINN hat aktuell 35 verschiedene Fahrzeugmarken im Portfolio, angefangen bei Tesla über VW, Mercedes-Benz und BMW bis hin zu Nio & Co. Mit flexiblen Laufzeiten und einer Flatrate inklusive aller Kosten – außer Laden/Tanken – bietet FINN viel Flexibilität bei gleichzeitiger Transparenz der Kosten. EDISON sprach auf der vom CAR-Institut veranstalteten „New Mobility World“ mit Chief Fleet Officer Jürgen Lobach über Kooperationen mit den Autoherstellern, CO2-Kompensationen und das Kundenportfolio.

Jürgen Lobach Foto: FINN

Herr Lobach, Auto-Abos haben ein ganz neues Kundensegment akquiriert: Während früher vorwiegend Geschäftsfahrzeuge und Dienstwagen geleast wurden, richtet sich ein Auto-Abo heute auch und vor allem an Privatkunden, also B2C. Da hat sich was gedreht?

Ja korrekt, das Auto-Abo bietet enorme Flexibilität, so dass das Auto passend zur Lebenssituation kurzfristiger gewählt und ausprobiert werden kann. Eine klassische Idee war zu Anfang zum Beispiel das Cabrio für den Sommer, ein Allrad-Auto für den Winter. Oder auch mal ein Elektro-Auto auszuprobieren, ohne es gleich komplett kaufen zu müssen. Inzwischen hat sich aber aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten noch ein ganz anderer Nutzungsansatz ergeben: Mit unseren Abos kann man auch die langen Lieferzeiten gekaufter Fahrzeuge überbrücken.

Und was tut sich im Geschäft mit Gewerbekunden?

Überraschenderweise ist die Quote an Firmenaccounts bei uns inzwischen auf die Hälfte der Kundschaft angewachsen, womit wir selbst gar nicht gerechnet hatten. Wir haben aktuell rund 2.500 Firmenaccounts und die jeweiligen Nutzer der einzelnen Accounts wachsen dabei exponentiell. Attraktiv sind hier auch neue Modelle wie das „Job-Auto“ als Mitarbeiterbenefit, das ist ein Gehaltsumwandlungsmodell in Form eines Auto-Abos. Wir bieten kurzfristige Verfügbarkeiten und organisieren auch die Schnittstellen für die Buchhaltung im Sinne von „Mobility as a Service“. So helfen wir auch, Elektromobilität in die Fuhrparks zu integrieren.

„Mit unseren Abos kann man auch die langen Lieferzeiten gekaufter Fahrzeuge überbrücken.“

Apropos Elektromobilität: Zu welchem Anteil ist Ihre Fahrzeugflotte elektrifiziert und welche Quote streben Sie in Zukunft an?

Aktuell sind rund 30 Prozent unserer insgesamt ca. 23.000 Fahrzeuge elektrisch angetrieben. Wir wären gern schon weiter, konnten das aber aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten noch nicht realisieren. Unser Ziel ist, die Quote innerhalb der nächsten 12 bis18 Monate auf 40 Prozent zu erhöhen. Für den Verbrenner-Anteil unserer Flotte übernehmen wir aber die Verantwortung in puncto Nachhaltigkeit in Form von CO2-Kompensationszahlungen. Und auch das bei der Produktion und Auslieferung unserer Stromer emittierte CO2 kompensieren wir entsprechend.

Über welche Höhe an CO2-Kompensationszahlungen reden wir konkret und in welcher Form leisten Sie Ihre Beiträge?

Wir reden hier über einen sechsstelligen Betrag pro Jahr. Bis vor Kurzem unterstützten wir damit Klimaschutzprojekte von ClimatePartner und neuerdings kooperieren wir hierbei mit South Pole. Die Projekte, die wir unterstützen, selektieren wir dabei selbst – von Waldschutz- und Aufforstung bis hin zu aktiver CO2-Entnahme aus der Atmosphäre und Speicherung dessen beispielsweise in Beton.

Ihre monatliche Abo-Flatrate liegt teilweise sogar unter den Leasingraten der Hersteller. Wie kann das sein?

In die Kalkulation der Fahrzeughersteller habe ich natürlich keinen Einblick. Aber wir arbeiten aktuell mit 35 Marken zusammen und kooperieren sehr, sehr gut mit den OEMs. Insbesondere in der Zeit, als es die massiven Lieferschwierigkeiten gab. Ich will mal ein konkretes Beispiel nennen: Wir buchen feste Produktions-Slots bei den Herstellern. Dabei lassen wir den Herstellern im Gegenzug weitgehend freie Hand bei der Konfiguration der Fahrzeuge. So können die OEMs einbauen, was gerade verfügbar ist. Also eine Win-Win-Situation für beide Seiten in diesen durch Lieferschwierigkeiten geprägten Zeiten: Wir haben eine gesicherte Liefersituation und die OEMs bekommen eine gesicherte Produktionsauslastung.

„Unser erklärtes Ziel ist: ‚One million cars on the Road‘ bis 2030.

Sie sind erst vor drei Jahren gestartet und haben nach Europa nun auch den US-Markt erschlossen. Können Sie uns ein paar konkrete Zahlen verraten? Und wo soll es noch hingehen?

Wir sind vor drei Jahren mit einer Handvoll Mitarbeiter gestartet und in den letzten zwei Jahren 20-fach gewachsen auf inzwischen rund 400 Mitarbeiter insgesamt, davon 50 auf dem US-Markt. Unser jährlich wiederkehrender Umsatz liegt inzwischen bei 150 Millionen Euro. Und unser erklärtes Ziel ist: „One million cars on the Road“ bis 2030.

Vielen Dank für das Gespräch!

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