55 Jahre ist es bald her, dass in bei Ford in Köln-Niehl der erste Ford Capri vom Band lief. Ein schmuckes, 4,30 Meter langes und benzingetriebenes Fastback-Coupé, mit dem der Autobauer den Erfolg des zweitürigen Mustang in den USA in Europa wiederholen wollte. Ursprünglich sollte das heckgetriebene, viersitzige „Pony-Car“ Colt heißen. Aber weil Mitsubishi den Namen für eine eigene Produktlinie geschützt hatte, wurde der „Flotte mit der großen Klappe“ kurzerhand nach der vielbesungenen italienischen Insel benannt. Vom britischen Ford Consul hatte es in den 1960er Jahren schon eine Variante mit diesem Namen gegeben.
Es war der Beginn einer grandiosen Erfolgsgeschichte. Allein von der ersten Serie wurden zwischen 1969 und 1973 rund 784.000 Fahrzeuge verkauft. Als im Dezember 1986 die Capri-Fertigung eingestellt wurde, waren insgesamt fast 1,9 Millionen Exemplare hergestellt worden – und war ein Kultauto entstanden, dem der VW Scirocco (eine Million Einheiten zwischen 1974 und 2016) und der Opel Manta (1,1 Millionen Einheiten zwischen 1970 und 1988) nie das Wasser reichen konnten.
An die Erfolgsgeschichte hofft Ford nun mit dem neuen Ford Capri anknüpfen zu können – einem vollelektrischen SUV-Coupé auf der MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns. Mit einer Länge von 4,63 Metern, einer Höhe von 1,63 Metern und einem Radstand von 2,77 Metern. Zierlich ist daran wenig, mit einem Gewicht von knapp 2,5 Tonnen ist er auch mehr als doppelt so schwer wie das Vorbild von 1969, das je nach Motorisierung zwischen 975 und 1140 Kilogramm auf die Waage brachte.
„Wir huldigen unserer Tradition“
Optisch teilt der Capri 2.0 mit dem Klassiker immerhin das Fließheck, die Doppelscheinwerfer sowie die zum Heck rund auslaufende Scheibe in C-Form. Und natürlich haben sie bei Ford auch in der historischen Farbpalette gekramt und sich mit „Vivid Yellow“ für eine Präsentationslackierung entschieden, die dem poppigen Farbton „Canary Yellow“ aus den 1970er Jahren sehr nahe kommt.
Wer den Oldtimer nicht mehr vor Augen hat und zur Capri-Fangemeinde zählt, dürfte aber wohl eher Vergleiche zum Polestar 2 oder gar zum Aiways U6 aus China ziehen – beide Modelle verfügen über eine ähnliche Dachlinie und Heckkonstruktion. Bei Ford lässt man sich durch solche Vergleiche natürlich nicht irritieren. „Wir huldigen unserer Tradition und erfinden unsere Zukunft neu – mit einem Fahrzeug, das in dieser Form nur Ford bauen kann“, sagt Design-Direktor Amko Leenarts, der in einer Pressemitteilung die Rückkehr einer Legende feiert.
Die Antriebstechnik ist hingegen keine Neuerfindung – man kennt sie bereits vom Schwestermodell, dem elektrischen Ford Explorer. Zur Markteinführung gibt es den Elektro-Capri zunächst als 210 kW (286PS) starken Hecktriebler, dessen 77 kWh große Batterie für eine Reichweite von 627 Kilometern gut sein soll. Die Allrad-Version, die kurz darauf in den Handel kommt, hat eine Antriebsleistung von 250 kW (340 PS) und einen 79 kWh fassenden Akku an Bord. Damit soll unter perfekten Bedingungen und bei moderater Fahrweise eine Norm-Reichweite von 592 Kilometern möglich sein. Geladen wird anschließend daheim an der Wallbox mit 11 kW oder unterwegs mit 135 (Version mit Heckabntrieb) oder 185 (Allradler) Kilowatt. Hier wie da sind Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h möglich.
Preise starten zunächst bei 51.950 Euro
Auch das Interieur des Capri unterscheidet sich nicht vom Elektro-Explorer. Es gibt ein 14,6 Zoll großes Touchpad in der Mittelkonsole, das sich das nach oben schwenken lässt, um dahinter in einem 17 Liter fassenden Geheimfach – dem sogenannten „Private Locker“ – Wertgegenstände oder auch einen Laptop verschwinden zu lassen. Über fast die gesamte Breite des Cockpits zieht sich als weitere Besonderheit eine Soundbar. Und eine Armada von Assistenzsystemen sorgt für sicheres und entspanntes Stromern. Gegen Aufpreis gibt es zudem ein großes Glasdach, eine Wärmepumpe sowie eine elektrische Heckklappe, um den bei voller Bestuhlung 570 Liter fassenden Kofferraum per Knopfdruck oder mit einer Fußbewegung öffnen zu können. Bei umgelegter Rücksitzbank passen übrigens 1510 Liter in das Gepäckabteil – das sind lediglich 24 Liter weniger als im Explorer mit Steilheck.
Angeboten wird der Ford Capri zum Modellstart mit Heckantrieb und 77 kWh großer „Extended Range“-Batterie zum Basispreis von 51.950 Euro. Zur Erinnerung: Der Explorer startet bei 49.500 Euro, liegt also 2450 Euro unter einem gleich ausgestatteten Capri. Der Allradler dürfte demnach bei 55.000 Euro starten. Das wären dann wiederum 2.900 Euro unter dem Ford Mustang Mach-E mit Allradantrieb und 72,6 kWh fassenden Akku.
Das dürfte ein spannendes Rennen werden – zwischen dem Capri aus Köln und dem großen Bruder aus Mexiko. Und natürlich auch das mit den Stiefschwestern von VW (ID.5), Skoda (Enyaq Coupé), Cupra (Tavascan) und Audi (Q4 Sportback). Dass der neue Capri allerdings wieder ein Kultauto wird, glaubt selbst bei Ford in Köln kaum jemand.