Ford wird elektrisch. Deutlich später zwar als manch anderer Autohersteller, dafür aber jetzt mit Hochdruck. Ford investiert aktuell mehr als 50 Milliarden US-Dollar in die Elektrifizierung seiner Produktpalette. Erst jüngst stellte der Autobauer aus Dearborn mit dem Explorer einen neuen vollelektrischen Kompakt-SUV vor – mit der MEB-Plattform aus dem Hause Volkswagen, auf der unter anderem der ID.3 sitzt. Auch bei den Nutzfahrzeugen arbeiten Ford und Volkswagen mittlerweile eng zusammen, unter anderem an einem gemeinsamen Nachfolger von Ford Transit und des VW T6.1.
Zentrales Modell bei der Elektrifizierungsstrategie von Ford wird jedoch die Elektroversion des Transit Courier – ein kompakter Hochdach-Lieferwagen für Innenstädte und die letzten Meilen. Bei Volkswagen läuft das Auto unter der Modellbezeichnung Caddy bzw. Caddy Cargo. Nach dem E-Transit und dem kleineren E-Transit Custom ist der E-Transit Courier das dritte elektrische Nutzfahrzeug aus der Modellfamilie. Produziert wird es ab Herbst kommenden Jahres im rumänischen Ford Otosan-Werk Craiova. Die Markteinführung folgt Ende 2024. Da bleibt noch viel Zeit, den Preis zu kalkulieren.
Für den Antrieb des elektrischen Schnelltransporters der 0,75-Tonnen-Klasse sorgt ein Elektromotor an der Vorderachse, der 100 kW (136 PS) leistet – mehr braucht im städtischen Lieferverkehr ohnehin kein Mensch. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h sollte reichen. Wichtiger sind für Gewerbekunden ohnehin andere Dinge. Beispielsweise ein großes Ladevolumen.
Bis zu 2900 Liter Ladevolumen
Da hat der neue Courier deutlich zugelegt. Im Vergleich zum 2014 eingeführten Vorgängermodell offeriert der Ford E-Transit Courier nun ein Ladevolumen von bis zu 2.900 Litern – ein Zugewinn von 25 Prozent im Vergleich zu seinem Vorgänger. Die Ladebreite zwischen den hinteren Radkästen wächst aufgrund einer neuen Hinterradaufhängung von 1,01 auf 1,22 Meter und ermöglicht somit zum ersten Mal den Transport von zwei Euro-Paletten.
Praktisch auch: Die Laderaumlänge legt um 18 Zentimeter auf nun 1,8 Meter zu. In Verbindung mit der neuen Durchladeöffnung in der Trennwand und dem umklappbaren Beifahrersitz lässt sie sich zusätzlich vergrößern, so dass nun auch bis zu 2,6 Meter lange Gegenstände wie Bretter oder Rohre eingeladen werden können. Der vordere Laderaum unter der Fronthaube fasst beim E-Transit Courier 44 Liter und eignet sich für Ladekabel und kleinere Gegenstände.
Der 4,34 Meter lange E-Transit Courier hat eine maximale Zuladung von bis zu 700 Kilogramm; überschaubar bleibt mit 750 Kilogramm die Zuglast. Ford bietet den E-Transit Courier ausschließlich als zweisitzigen Kastenwagen an. Die schon ab Jahresende lieferbaren Verbrenner-Modelle des Ford Transit Courier aus dem polnischen VW-Werk Posen gibt es auch als Kombi mit einer dreisitzigen Rückbank.
Deutlich geringere Betriebskosten
Innen bietet der Ford E-Transit Courier zwei zwölf Zoll große Displays für Instrumente und Bedienung. Auf dem Zentraldisplay ist die neueste Generation des Bediensystems Sync 4 verbaut. Für Sicherheit an Bord sorgen zahleiche Fahrerassistenzsysteme wie Fernlicht-Assistent, Rückfahrkamera, Tempomat, Spurhaltewarnung, Müdigkeitswarner oder Einparkhilfen. Optional kommt ein Ausstattungspaket hinzu, das eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Fahrspur-Pilot, Totwinkelwarner, Gegenverkehrs-Kollisionswarner und Rückfahr-Brems-Assistent umfasst.
„Mit dem E-Transit Courier erreicht das Segment der kompakten Lieferwagen ein höheres Level“, verspricht Hans Schep, Geschäftsführer von Ford Pro in Europa. „Er vereint uneingeschränkte Elektrofahrzeug-Performance mit größeren Lade- und Transportkapazitäten.“ Nach seiner Kalkulation werden die Unterhalts- und Wartungskosten des vollelektrischen Transit Courier in den meisten europäischen Märkten um mindestens 35 Prozent unter denen vergleichbarer Fahrzeuge mit Dieselmotor liegen. Zudem sei das Modell in das „Ford Pro“ genannte Vertriebs- und Servicekonzept integriert, das Gewerbekunden „praxisrelevante Dienstleistungen aus einer Hand“ offeriere.
Müde Ladeleistung
Wünschen würden sich manche Gewerbekunden allerdings eine höhere Ladegeschwindigkeit. An der Wallbox zieht der E-Courier den Wechselstrom zwar mit branchenüblichen 11 kW. Eine maximale Leistung von 100 Kilowatt am Schnelllader aber ist für ein Elektrofahrzeug, das erst Ende 2024 auf den Markt kommt, sehr geringt. Versprochen wird immerhin, dass es nicht mehr als eine halbe Stunde dauern wird, um den Ladestand hier von zehn auf 80 Prozent zu heben.