Optisch ist der neue Hyundai Ioniq 9, der bereits Anfang kommenden Jahres in den USA auf den Markt rollt, allemal mutig. Er sticht mit einem markig-massiven Gesicht mit bekannter Pixelstruktur und großen Flächen ins Auge. Er will sich damit vom Schwestermodell Kia EV9 abgrenzen, mit dem er sich die konzernübergreifende E-GMP-Plattform teilt. Die Qualitäten des 5,06 Meter langen Elektro-Crossovers, der gleichsam Lifestyle-Fahrzeug, Familientransporter und 4×4-Van in einem sein möchte, sind dabei überaus vielfältig. Der Kunde hat die Wahl, ob der Ioniq 9 mit vier, fünf, sechs oder sieben Sitzgelegenheiten unterwegs ist, was den Aufenthaltswert im Fond entsprechend beeinflusst. Der Radstand: stattliche 3,13 Meter.

Die Sitze sind vorn wie hinten elektrisch zu justieren und zu klimatisieren. Auch freuen sich die Insassen jeden Alters über bequeme Sitzgelegenheiten, praktische Ablagen und USB-Anschlüsse für die Stromverbraucher des Reisealltags. Doch auch wenn Familienmitglieder letztlich ein wichtiges Wort bei der Wahl des Crossovers mitzureden haben – das Fahren ist kaum weniger wichtig als die große Praktikabilität des neuen Stromers. der mit einer verschiebbaren Mittelkonsole, einem Frunk (52 – 88 Liter) sowie dem variablen Laderaum (338 bis 908 Liter) hinter der elektrischen Heckklappe glänzen kann.

Ein Stromer für alle Fälle
Der vom ehemaligen Rolls-Royce- und VW-Designer Simon Loasby gezeichnete Elektro-Crossover von 5,06 Metern Länge will Lifestyle-Fahrzeug, Familientransporter und 4×4-Van in einem sein. Angeboten wird er mit vier, fünf, sechs und sieben Sitzen. Fotos: Hyundai

Nach dem Einstieg in den stattlichen – noch mit Tarnfolien überzogenen – Elektrokoloss fallen nicht nur das gute Platzangebot und die beiden großen, leicht zum Fahrer gebogenen Displays auf. Als angenehm werden auch die exzellenten Sitze empfunden, die auf längeren Strecken Entspannung bereiten dürften.

Der Ioniq 9 lässt sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen

Heute geht es im kalifornischen Niemandsland aber erst einmal auf einen abgesperrten Handlingkurs, um einen ersten Eindruck vom fahrerischen Potenzial des Hyundai Ioniq 9 zu bekommen. Der ist mit seinem Gewicht von rund 2,5 Tonnen kaum etwas für die eilige Kurvenhatz gebaut. Doch schneller als erwartet zeigt er, dass er weit mehr als einfach nur stabil auf der großen Kreisbahn seine Bahnen ziehen kann. Dank des guten cW-Werts von 0,26 oder 0,27 (je nach Bauart des Außenspiegels) ist es auch bei höheren Tempi angenehm leise im Innenraum des SUV, der immerhin bis zu 200 km/h schnell sein kann.

Noch im Tarnkleid 
In Kalifornien durften wir kurz vor der Weltpremiere in Los Angeles in einsamer Landschaft schon einmal eine Runde mit dem neuen Flaggschiff von Hyundai drehen.
Noch im Tarnkleid
In Kalifornien durften wir kurz vor der Weltpremiere in Los Angeles in einsamer Landschaft schon einmal eine Runde mit dem neuen Flaggschiff von Hyundai drehen.

Die Nickbewegungen vor engen Kurven sind geringer als das Wanken der Karosserie, wenn der Ioniq 9 so richtig schnell wird. Immerhin: das große Akkupaket mit seiner Kapazität von 110 kWh, flach im Unterboden des Familien-SUV verbaut, sorgt dafür, dass der Südkoreaner lange stoisch ruhig in der Spur bleibt und im Grenzbereich leicht kalkulierbar über die Vorderachse schiebt.

Allradler mit deutlich mehr Wumms

Die Lenkung ist betont leichtgängig und etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahn wäre eine fahrdynamische Versuchung. Doch im Alltag wird kein Kunde den elektrischen Ioniq 9 über eine kurvenreiche Landstraße jagen, sondern lieber mit Kind und Kegel den imposanten Reisekomfort genießen. Das ändert nichts daran, dass die optionale Allradversion im Ioniq 9 mit McPherson-Federbeinen vorn und Mehrlenkerachse hinten klar die bessere Ausführung ist.

Wohnlandschaft
Das gute Platzangebot und die beiden großen, leicht zum Fahrer gebogenen Displays werden auf der ersten Testfahrt ebenso als angenehm empfunden wie die die exzellenten, selbstverständlich elektrisch verstellbaren und klimatisierbaren Sitze des Ioniq 9.
Wohnlandschaft
Das gute Platzangebot und die beiden großen, leicht zum Fahrer gebogenen Displays werden auf der ersten Testfahrt ebenso als angenehm empfunden wie die die exzellenten, selbstverständlich elektrisch verstellbaren und klimatisierbaren Sitze des Ioniq 9.

Neben dem reinen Hecktriebler mit in dieser SUV-Liga recht überschaubaren 160 kW (218 PS) Leistung und nur 350 Nm Drehmoment seien dem Interessierten die Allrad-Versionen mit 313 kW oder 435 PS ans Herz gelegt, die über einen zusätzlichen Elektromotor mit entweder 70 oder – in der Topversion – 160 kW Leistung an der Vorderachse verfügen. Allrad in dieser Gewichtklasse ist nicht nur bei regennasser oder verschmutzter Fahrbahn die bessere Wahl, bringt eben auch nennenswerte Vorteile, wenn es dynamischer wird.

Basispreis in Europa wohl unter 60.000 Euro

Wenn es allerdings flott über die Piste geht, wird es nichts mit der von Hyundai versprochenen Reichweite von bis zu 620 Kilometer – wahrscheinlich wird man schon nach 450 Kilometer eine Ladesäule ansteuern müssen. Am mit Gleichstrom betriebenen Schnelllader wird immerhin mit bis zu 260 Kilowatt Leistung nachgetankt, so dass sich das üppige Akkupaket in weniger als 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent füllt. Vielleicht wird bis zum Marktstart in Europa, der für das „späten Frühjahr“ vorgesehen ist, bei der Ladeleistung sogar noch einmal nachgelegt. Das würde den Hyundai Ioniq 9 neben seinem Basispreis von wohl unter 60.000 Euro noch einmal begehrlicher machen.

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