Im Volumensegment hat Hyundai längst gezeigt, was aktuell möglich ist. Jetzt klopfen die Südkoreaner selbstbewusster denn je an die Tür zur Premiumliga. Der vollelektrische Hyundai Ioniq 9 setzt nicht nur den Volkswagen-Konzern unter Druck, sondern greift offensiv Premium-Marken wie Cadillac und Volvo an, die mit dem Lyriq und dem EX90 bereits Stromer in der gleichen Größenordnung auf dem Markt haben.

Denn so einen Elektro-Crossover wie den Hyundai Ioniq 9 hätte die internationale Konkurrenz wahrscheinlich auch gerne in der eigenen Palette. Im südkoreanischen Hyundai-Konzern bekam der Kia EV9 vor knapp zwei Jahren den Vortritt und der tut sich trotz gefälligem Design und zeitgemäßer Technik überraschend schwer, auf dem Markt Fuß zu fassen. In Deutschland etwa wurden von dem wenigstens 62.000 Euro teuren Fünfmeter-Brummer lediglich 1413 Exemplare abgesetzt.

Länge läuft 
Mit einem Radstand von 3,13 Metern ist der über fünf Meter lange Ioniq 9 das perfekte Reiseauto für wohlhabende Familien. Bei Fahrten in deutsche Parkhäuser könnte der Großraum-Stromer allerdings Probleme bekommen. Fotos: Hyundai
Länge läuft
Mit einem Radstand von 3,13 Metern ist der über fünf Meter lange Ioniq 9 das perfekte Reiseauto für wohlhabende Familien. Bei Fahrten in deutsche Parkhäuser könnte der Großraum-Stromer allerdings Probleme bekommen. Fotos: Hyundai

Jetzt muss das in den USA gefertigte Schwestermodell Ioniq 9 zeigen, was es kann. Das alles andere als zurückhaltende Design ermöglicht einen Spagat beinahe ins Vansegment hinein, denn der 5,06 Meter lange Elektro-Koloss bietet im Innenraum ein Komfortniveau wie im Luxus-Pendant Cadillac Escalade oder einem Van wie dem Toyota Sienna kratzt. Eine klassenübergreifende Allzweckwaffe, die im Straßenverkehr nicht allein wegen des Pixeldesigns der Scheinwerfer oder der stromlinienförmig weit nach hinten gezogenen Fahrgastzelle auffällt.

Einstiegsversion mit Heckantrieb

Hyundai-CEO Jaehoon Chang macht keinen Hehl aus den Ambitionen, die er mit dem neuen Modell verfolgt: „Basierend auf der hochgelobten Electric-Global Modular Platform der Hyundai Motor Group bietet der Ioniq 9 ein hervorragendes Platzangebot im Innenraum, das den Kunden einen einzigartigen Mehrwert bietet – und gleichzeitig unsere Führungsposition auf dem globalen EV-Markt festigt.“

Schön übersichtlich 
Der Fahrer des Ioniq 9 findet sich hinter dem Steuer schnell zurecht. Insbesondere, wenn er schon einmal in einem Ioniq 5 oder 6 saß.
Schön übersichtlich
Der Fahrer des Ioniq 9 findet sich hinter dem Steuer schnell zurecht. Insbesondere, wenn er schon einmal in einem Ioniq 5 oder 6 saß.

Der Kunde kann dabei frei wählen, ob er einen Hinterrad- oder einen Allradantrieb bevorzugt. Das Batteriepaket im Unterboden mit einer Speicherkapazität von 110 kWh hingegen ist zunächst einmal gesetzt. Die Basisversion muss dabei mit einem 160 kW oder 218 PS starken Elektromotor an der Hinterachse auskommen. Für einen solch großen SUV von einem Gewicht von über 2,6 Tonnen ist das alles andere als imposant. Immerhin soll der Hecktriebler damit bis zu 620 Kilometer ohne Ladestopp rollen können.

Strom laden mit bis zu 260 kW

Das maximale Ladeleistung von bis zu 260 kW, die eine 800-Volt-Plattform ermöglicht, ist beeindruckend. Allerdings laden manche Wettbewerber ihre Stromer mittlerweile mit Spitzenwerten von 300 kW – da werden die Südkoreaner möglicherweise nachlegen müssen. Aktuell dauert es 24 Minuten, um den Ladestand des Batteriepakets von 10 auf 80 Prozent zu heben.

Doch angesichts von Dimensionen und Fahrzeugmasse dürften die meisten Käufer die Allradversionen wählen. Dann gibt es im aktuellen Performance-Topmodell zusätzlich 160 kW an der Vorderachse und eine Systemleistung, die mit 320 kW deutlich besser zu einem solchen Luxusmodell passt. Dank einem maximalen Drehmoment von 700 Newtonmeter geht es dann aus dem Stand in 5,2 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis rauf auf 200 km/h – wo immer das noch möglich ist.

Kurze Ladepause 
Das 800-Volt-Bordnetz erlaubt hohe Ladeleistungen. Beim Ioniq 9 fließt Gleichstrom mit bis zu 260 kW in den 110 kWh großen Akku.
Kurze Ladepause
Das 800-Volt-Bordnetz erlaubt hohe Ladeleistungen. Beim Ioniq 9 fließt Gleichstrom mit bis zu 260 kW in den 110 kWh großen Akku.

Das Fahrwerk ist überaus komfortabel und so cruist der Elektrokreuzer selbst mit den optionalen 21-Zöllern und üppigen 285er Pneus der Topversion betont entspannt vor sich hin. In schnell gefahrenen Kurven hilft der niedrige Schwerpunkt das großen Akkupaketes im Unterboden der E-GMP-Plattform. Etwas genickt und gewankt wird jedoch trotzdem. Bei einem Leergewicht von mehr als 2,6 Tonnen keine Überraschung.

Wahlweise mit sechs oder sieben Sitzen

Ob der Ioniq 9 als Sechs- oder Siebensitzer ausgeliefert wird, entscheidet allein der Kunde. Doch gerade mit den beiden Einzelsitzen in der zweiten Reihe lässt es sich Dank des Radstandes von 3,13 Metern perfekt reisen. Anders als bei so manchem Wettbewerber gibt es nicht nur großzügige Platzverhältnisse im Fond, sondern auch dort eine elektrische Sitzverstellung nebst Sitzklimatisierung sowie eine engagierte Rüttelmassage, Ablagen und USB-Ports, wohin man auch schaut.

Platz in Hülle und Fülle 
Platznot kommt in dem Hyundai Ioniq zu keinem Zeitpunkt auf, egal, ob er mit sechs oder sieben Sitzen belegt ist. Das Kofferraum fasst bis zu 1313 Liter - selbst ein Fahrrad passt da locker rein, wenn die Rücksitzlehnen elektrisch umgelegt werden.
Platz in Hülle und Fülle
Platznot kommt in dem Hyundai Ioniq zu keinem Zeitpunkt auf, egal, ob er mit sechs oder sieben Sitzen belegt ist. Das Kofferraum fasst bis zu 1313 Liter – selbst ein Fahrrad passt da locker rein, wenn die Rücksitzlehnen elektrisch umgelegt werden.

Die vordere Mittelkonsole lässt sich um bis zu 20 Zentimeter nach hinten schieben und als Zauberbox mit 5,6 Litern Volumen vielfältiger denn je für alle Insassen nutzen – das ist klasse gelöst. Auch sonst gib es ordentlich Stauraum. Der Frunk, der Stauraum unter der Fronthaube fasst beim Allradler 52 Liter, beim Hecktriebler 88 Liter. Der eigentliche Laderaum hinten hat je nach Sitzkonfiguration ein Stauvolumen zwischen 338 und 1.323 Litern – zu Hause muss da kaum etwas bleiben.

Der mindestens 60.000 Euro teure Hyundai Ioniq 9 ist ein angenehmes Reisemobil. Abgesehen von viel Platz im Innern und dem kräftigen Antrieb fühlen sich Fahrer und Passagiere auch wegen des geringen Geräuschniveaus schnell wohnlich. Die beiden 12,3-Zoll-Displays hinter dem Lenkrad und für die zentralen Funktionen von Navigation oder Soundsystem sind leicht zum Piloten hin geneigt. Zentrale Bedienelemente werden einfach per Taster bedient – das gefällt ebenfalls. Fehlt an sich allein ein optionales Beifahrerdisplay, das zumindest zum Marktstart in Europa Mitte des Jahres erst einmal nicht angeboten wird.

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