[UPDATE am 19. April] Renault hat am 25. März wegen Lieferengpässen bei Computerchips und Kabelbäumen einen Bestellstopp für all seine Elektroautos und Plug-in-Hybride verhängt. Der ist inzwischen zwar wieder aufgehoben. Aber die Produktion stockt immer noch und ist beim neuen Renault Mégane E-Tech inzwischen sogar komplett gestoppt. Bei Händlern anderer Autohersteller können zwar noch Kaufverträge für die Stromer gezeichnet werden. Aber angesichts der immer länger werdenden Lieferzeiten wächst auch hier bei Kaufinteressenten die Unsicherheit: Werden die Autos rechtzeitig geliefert, um noch die volle Förderung in Anspruch nehmen zu können?
Ende des Jahres läuft bekanntlich der Umweltbonus für Elektroautos aus. Und das Bundeswirtschaftsministerium hat kurz vor Ostern angekündigt, die Förderung für Plug-in-Hybride im kommenden Jahr nicht mehr fortsetzen und den Bundesanteil für Elektroautos deutlich kürzen zu wollen – von derzeit bis zu 6000 Euro auf 4000 Euro.
Es könnte also knapp werden bei der Lieferung des neuen Autos. Denn die Innovationsprämie kann erst nach der Zulassung beantragt werden, nicht nach der Bestellung. Eine Änderung der Regelung und eine Verknüpfung der Prämie an den Kaufvertrag hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck abgelehnt: „Die Anfälligkeit für Missbrauch ist zu hoch, wenn der Zeitpunkt des Vertragsabschluss zählt und nicht die Zulassung.“
Statt dessen schlug er vor, dass die Autohersteller selbst die Differenz ausgleichen, die durch die längeren Lieferzeiten und einen reduzierten Umweltbonus entstehen könnte. Gefordert wären dann fast alle Autohersteller: Zwischen Bestellung und Auslieferung etwa eines Kia EV6, eines VW ID.3 oder Honda e können nach Recherchen der Plattform carwow bis zu zwölf Monate vergehen, beim Skoda Enyaq oder Audi Q4 e-tron sogar bis zu 18 Monate.
E-Löwentage bei Peugeot
Um einer möglichen Kaufzurückhaltung zu begegnen, hatten Peugeot und Hyundai Liefergarantien ausgesprochen: Wer bis Ende April im Rahmen der „E-Löwentage“ einen Peugeot e-208 oder e-2008, einen 3008 Hybrid oder 508 Hybrid ordert, bekommt das Auto noch in diesem Jahr geliefert und kann damit – nach Stand heute – den vollen Umweltbonus einstreichen.
Hyundai gibt nach internen Händlerinformationen – die auf Anfrage vom Hersteller bestätigt wurden – ein ähnliches Versprechen für bestimmte Modelle. Für den Ioniq 5 müssen die Bestellungen allerdings bis Ende April im Handel platziert sein, für den SUV Tucson PHEV bis Ende Mai. Für die Ioniq-Limousine mit Elektroantrieb sowie als PHEV, den Kona Elektro sowie den Santa Fe PHEV reicht es, bis Ende Juni den Kaufvertrag zu zeichnen – die Fahrzeuge sind hier nach Angaben eines Firmensprechers schneller verfügbar.
Hyundai-Händler sollen Herstelleranteil mitfinanzieren
Die Information auf der Website von carwow, wonach für den Kona Elektro und den Ioniq Elektro bereits ein Bestellschluss verhängt worden sei, dementierte der Hyundai-Sprecher. Auch in dem Händlerschreiben („Streng vertraulich“) war davon die Rede, das das „Modell Ioniq“ (die Limousine) „ersatzlos aus dem Programm genommen“ wird und deshalb seit dem 15. März auch für die Variante Hybrid keine Bestellungen mehr entgegen genommen werden sollten. Gleiches gelte für den Kona Elektro des Modelljahres 2021 – die Informationen über das Nachfolgemodell sollen in den kommenden Wochen kommuniziert werden.
Dafür ist nun aus Händlerkreisen zu erfahren, dass sie von der Deutschlandzentrale aufgefordert wurden, Käufern eines Elektroautos bei den Preisen entgegen zu kommen und die voraussichtliche Reduzierung des Umweltbonus zumindest teilweise zu kompensieren. Beim Ioniq 5 ist eine Beteiligung am Herstelleranteil der Umweltprämie in einer Höhe von 500 Euro die Rede. „Damit bliebe bei dem Fahrzeuge gerade noch ein Gewinn von 300 Euro übrig“, wetterte ein Hyundai-Händler im Gespräch mit EDISON. Der Hyundai Partner-Verband, die Vereinigung der Hyundai-Händler in Deutschland, sei bereits aufgefordert worden, gegen die Forderung aus der Deutschland-Zentrale vorzugehen: „Da machen wir nicht mit.“
Renault kassierte Lieferversprechen
Andere Autohersteller zögern noch, ähnliche Liefergarantien auszusprechen oder gar eine Übernahme eines Differenzbetrages beim Umweltbonus im Falle einer verspäteten Auslieferung anzubieten, ergab eine Umfrage von EDISION: Die Belieferung der Fabriken mit bestimmten Schlüsselkomponenten sei nach wie vor kritisch, weshalb die Lieferzeiten eher anwachsen als schrumpfen dürften. „Wir wissen nicht, wie lange wir unsere Liefergarantie noch halten können“, heißt es auch bei Peugeot.
Auch bei Renault Deutschland hatte sich der Vertrieb mit Blick auf das nahende Ende der E-Auto-Förderung in bisheriger Form und Höhe schon für Liefergarantien ausgesprochen. Dann musste auf Geheiß der Konzernzentrale der Verkauf aller Stromer gestoppt – und die geplante Werbekampagne gestoppt werden.