Die Zeiten, als MG noch ebenso schicke wie mäßig verarbeitete Spaßroadster mit Verbrennungsmotoren baute, sind lange vorbei. Und auch die durchaus sehenswerten Limousinen aus britischer Produktion, die Ende der 1990er Jahre unter der Regie von BMW entstanden, sind aus dem Portfolio der Marke komplett verschwunden. Trotzdem – oder deswegen – segelt der Autohersteller, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, nach seiner Wiederbelebung unter chinesischer Flagge und unter Führung der Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) überaus erfolgreich.

Auch im Ursprungsland Europa. Und das trotz eines geringen Marketingaufwands: Außer ein paar Spots im Internet und Filmchen auf den Infobildschirmen zum Beispiel am Münchner Flughafen hält sich MG nach wie vor mit großen Werbekampagnen zurück. Es gibt keine großen Ankündigungen, sondern zunächst die Produkte und erst dann wird darüber gesprochen. Den Kunden scheint es zu gefallen: MG ist kürzlich mit einem Absatz von 104.300 Fahrzeugen in die Top 20 der europäischen Zulassungsstatistik gesprungen.

Fahrspaß wie in alten Zeiten
Der vollelektrische Cyberster soll an die Roadster-Tradition von MG anknüpfen - pünktlich zum 100. Geburtstag der Marke.
Fahrspaß wie in alten Zeiten
Der vollelektrische Cyberster soll an die Roadster-Tradition von MG anknüpfen – pünktlich zum 100. Geburtstag der Marke.

Die Übernahme von MG – Morris Garages – durch Chinas größten Automobilhersteller hat dem Traditionsunternehmen gut getan. Denn SAIC Motor bringt aus Kooperationen mit Volkswagen und General Motors große Erfahrungen im Automobilbau mit. Der Konzern verkauft aktuell weltweit 5,3 Millionen Fahrzeuge im Jahr, davon 2,8 Millionen unter eigenen Marken wie MG, Roewe oder dem Nutzfahrzeughersteller Maxus. Damit war die Unternehmensgruppe 2022 zum 17. Mal in Folge der größte Automobilproduzent Chinas.

Erfolgsmodell MG4

Und das Unternehmen verfügt mittlerweile über eine so große Expertise bei elektrischen Antrieben, dass sich Audi kürzlich entschied, eine Elektro-Plattform von SAIC für die geplanten Elektro-Versionen des Audi A3 und A4 zu nutzen. Bis 2027/2028 wollen Audi und SAIC zudem gemeinsam eine Plattform für künftige E-Autos entwickeln. Basis dafür ist die sogenannte Nebula-Plattform, die aktuell von MG im MG4 verbaut wird. Soviel zum Thema „Vorsprung durch Technik“.

Der 4,28 Meter lange MG4 ist ein großer Erfolg für die SAIC-Tochter auch in Europa. Denn das kompakte Elektroauto muss sich hinter VW ID.3 nicht verstecken. In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden 5.088 Einheiten des Modells in Deutschland verkauft, 30.779 in Europa. Zum Vergleich: Der VW ID.3 kam in Europa auf einen Absatz von 35.233 Einheiten

Vorsprung durch Technik 
Die "Nebula"-Plattform des vollelektrischen MG4 sollen künftig auch die Elektro-Versionen des Audi A3 und A4 nutzen.
Vorsprung durch Technik
Die „Nebula“-Plattform des vollelektrischen MG4 sollen künftig auch die Elektro-Versionen des Audi A3 und A4 nutzen.

Die Erfolge kommen langsam und stetig. Gab es im Jahre 2021 in Deutschland kaum mehr als 3.200 MG-Zulassungen, waren es im Jahr später bereits über 15.600 – ein imposantes Plus von fast 400 Prozent. Das bescherte einen Marktanteil von weiterhin überschaubaren 0,6 Prozent. Tendenz steigend: Zur Jahreshälfte beträgt der Marktanteil in Deutschland bereits 0,7 Prozent – bei einem Zuwachs bei den Neuzulassungen von 184 Prozent seit Jahresbewinn.

Starkes Wachstum in Deutschland

Das ist umso bemerkenswerter als MG bereits weitgehend elektrisch ist: Über 60 Prozent der in Deutschland verkauften Modelle hatten einen Elektroantrieb, 41 Prozent waren als Plug-in-Hybrid unterwegs. „Dass wir im ersten Halbjahr 2023 auf einem so wettbewerbsintensiven Markt wie in Deutschland die am stärksten wachsende Marke sind, macht uns sehr stolz und zeigt uns, dass wir mit unseren rein elektrischen Fahrzeugen und unserer Wachstumsstrategie auf dem richtigen Weg sind“, sagt Philipp Hempel, der bei MG Deutschland, Österreich und Schweiz für den Vertrieb verantwortlich ist. „Wir wissen aber auch, dass wir uns weiterentwickeln und hart arbeiten müssen, um die anspruchsvollen deutschen Kundinnen und Kunden zu überzeugen.“

Familienfreund 
MG brachte mit dem MG5 das erste vollelektrische Kombi auf den Markt - noch vor dem Opel Astra Sports Tourer Electric. Foto: Rother
Familienfreund
MG brachte mit dem MG5 das erste vollelektrische Kombi auf den Markt – noch vor dem Opel Astra Sports Tourer Electric. Foto: Rother

Auch emotional. So bringt MG mit dem „Electric XPOWER“ demnächst eine mit 320 kW oder 435 PS besonders sportliche Variante des MG4 auf den Markt, die den Sprint auf Tempo 100 mit Allradantrieb in 3,8 Sekunden absolvieren kann und über ein komplett neues dynamisches Fahrwerkssystem mit elektronischem Sperrdifferenzial und einer intelligenten Motorsteuerung verfügt. Versprochen wird eine Reichweite nach dem WLTP-Zyklus von 385 Kilometern und in der Stadt von 536 Kilometern – zu einem Kampfpreis von 44.312 Euro.

MG Cyberster schlägt Porsche und Tesla

Noch mehr Fahrspaß verspricht der Cyberster. Im kommenden Jahr soll der vollelektrische Roadster pünktlich zum 100. Geburtstag von MG auf den Markt kommen – zu Preisen ab 56.000 Euro und mit Antriebsleistungen von bis zu 330 kW (449 PS). „Wir wollen einen Sportwagen machen, der dem europäischen Geschmack trifft“, erklärt Chefdesigner Carl Gotham. Das Go kam von oberster Stelle. „Als der CEO das Auto gesehen hat, kam die Ansage: ‘Den machen wir so‘“, erzählt Gotham. MG wird damit erneut ganz vorne sein: Der vollelektrische Porsche Boxster ist erst für 2025 versprochen. Und wann der Tesla Roadster in den Handel kommt, steht noch in den Sternen.

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