Der Smart Fortwo revolutionierte vor 25 Jahren die Autowelt – zumindest die in Europa. Bald ist der mittlerweile rein elektrische Zweisitzer jedoch Geschichte, denn die neuen Modelle aus der Kooperation von Mercedes mit Geely haben eher größere Dimensionen – der Smart #1 ist ein ausgewachsener E-SUV.

Da kommt der Microlino sicher vielen gerade recht. Denn die elektrische Knutschkugel passt mit einer Länge von 2,51 und einer Breite von nicht einmal 1,50 Metern auf den ersten Blick perfekt in die Großstadt – als Alternative zum Renault Twizy (dessen Produktion kürzlich ausgelaufen ist) und anderen Minifahrzeugen (von „Autos“ mag man da gar nicht reden) wie dem Opel Rocks-e oder dem Citroen Ami. Kleinen Fahr-Kisten für zwei mit einem Dach über den Köpfen und minimalem Komfort. Viel mehr – so der erste Eindruck – bietet auch der Microlino nicht. Aber der kleine Schweizer darf mit einem echten Kennzeichen ausgestattet sogar auf die Autobahn und über diese mit einer Geschwindigkeit von bis zu 90 km/h in die nächste Stadt surren. Die Konkurrenz aus dem Stellantis-Konzern ist auf Tempo 45 begrenz und mit einer Reichweite von maximal 75 Kilometern auf den Stadtverkehr limiert.

Einsteigen will gelernt sein 
Gewöhnungsbedürftig ist der Einstieg in den Microlino durch die Fronttür. Auch weil die Lenkradsäule im Unterschied zur historischen Isetta beim Öffnen stehen bleibt.
Einsteigen will gelernt sein
Gewöhnungsbedürftig ist der Einstieg in den Microlino durch die Fronttür. Auch weil die Lenkradsäule im Unterschied zur historischen Isetta beim Öffnen stehen bleibt.

Die Idee des Microlino hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Und lange Zeit sah es so aus, als würde es das Minicar aus der Schweiz nicht in die Serie schaffen. Doch jetzt ist er da und das Unternehmen Micro bringt nach dem Kickscooter seinen knuddeligen Microlino doch noch zum Kunden. Die optischen Gemeinsamkeiten mit der einstigen BMW Isetta aus den 1950er Jahren sind offensichtlich. Doch sonst haben die beiden eiförmigen Citymobile mit der Fronttür nicht viel gemein.

Unter 17.690 Euro läuft nichts

Während die Isetta als Billigauto daherkam und gedacht war, ehemaligen Motorradfahrern ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, spricht der Nachbau mit einem Preis von 22.690 Euro für die zweifarbige und mit einem 10,5 kWh-Akku ausgestattete Pioneer-Variante eine wohlhabende Großstadt-Klientel an, die auf der Suche nach einem spaßigen Zweit- oder Drittwagen ist. Das später verfügbare Basismodell mit dem kleinen 6-kWh-Akku kostet mindestens 17.690 Euro – und ist ebenfalls alles andere als ein Schnäppchen. Auch weil es für Elektrofahrzeuge dieses Kalibers keine Förderung gibt.

Schmalspur-Lösung 
In der Großstadt ist der Mikrolino in seinem Element, hier findet er überall einen Parkplatz. Auf dem Land fühlt sich der Fahrer des Leichtmobils unwohl. Auch weil sich Unebenheiten in der Fahrbahn hier hart bemerkbar machen.
Schmalspur-Lösung
In der Großstadt ist der Mikrolino in seinem Element, hier findet er überall einen Parkplatz. Auf dem Land fühlt sich der Fahrer des Leichtmobils unwohl. Auch weil sich Unebenheiten in der Fahrbahn hier hart bemerkbar machen.

Dafür sind die Reichweiten bescheiden. Mit dem 10,7 kWh- Akku kommt der Zweisitzer bis zu 177 Kilometer, mit dem kleinen maximal 90 Kilometer weit. Später soll noch eine Version mit 14-kWh-Akku bis zu 230 Kilometer am Stück schaffen. Zu nochmals höheren Preisen, versteht sich.

Perfekt nur in der Stadt

Für den laut surrenden Antrieb sorgt bei beiden Versionen ein Elektromotor im Heck, der maximal 13 kW (17 PS) bei 89 Nm Drehmoment leistet. Das reicht für einen Ampelspurt von 0 auf Tempo 50 in fünf Sekunden – für ein Fahrzeug mit einem Leergewicht von 435 Kilogramm ist das kein schlechter Wert. Ansonsten darf man von dem Microlino nicht viel erwarten. Es gibt weder Airbags noch irgendwelche Assistenzsysteme oder so etwas wie Fahrkomfort: Er rumpelt etwas ungelenk vom Bordsteine herunter und gibt jede Unebenheit in der Fahrbahn unmittelbar an seine Insassen weiter.

Nur das Nötigste 
Der Micolino kommt trotz des hohen Preises sehr spartanisch daher. Es gibt weder Airbags noch Assistenzsystme.
Nur das Nötigste
Der Micolino kommt trotz des hohen Preises sehr spartanisch daher. Es gibt weder Airbags noch Assistenzsystme.

Für die Innenstadt reicht die Antriebskraft vollkommen. Doch auf der Landstraße rücken einem schnell die Lastwagen zu Leibe. Denn es dauert einige Zeit, ehe das beim italienischen Auftragsfertiger Cecomp in Turin produzierte Kleinstmobil die 70-km/h-Marke erreicht. Bergauf sind nicht mehr als 60 km/h drin. Daher sollte man Ausflüge besser auf die City beschränken und die Auffahrten zur Autobahn besser links liegenlassen. Dann besteht auch die Chance, den Normverbrauch von sechs kWh pro 100 Kilometer zu erreichen.

Laden mit maximal 2,6 kW

Platz gibt es im Innern ernsthaft nur für einen großen Erwachsenen oder zwei zierliche Personen, denn sonst wird es auf der nur schwach gepolsterten Bank schneller unbequem als einem lieb ist. Der Einstieg durch die nach vorne aufschwingende Fronttür nach Isetta-Vorbild ist eher ein Schau-Effekt – es bringt kaum nennenswerte Vorteile mit sich. Zumal im Unterschied zum BMW die Lenksäule stehen bleibt und sich der Fahrer um sie herumwinden muss.

Das kann dauern 
Geladen werden kann der Akku des Microlino ausschließlich an der Haushaltssteckdose. Mit maximal 2,6 kW.
Das kann dauern
Geladen werden kann der Akku des Microlino ausschließlich an der Haushaltssteckdose. Mit maximal 2,6 kW.

Das schmale Basispaket bietet unter anderem LED-Scheinwerfer, digitale Instrumente, eine in der Länge marginal verschiebbare Kunstledersitzbank und 13-Zoll-Radsatz mit Stahlfelgen. Neben Platz für zwei Erwachsene bietet das kleine Elektromobil 230 Liter Gepäckraum für bis zu drei Getränkekisten. Apropos Laden: Strom zieht der Microlino ausschließlich an einer Haushaltssteckdose in knapp vier Stunden mit maximal 1,4 oder 2,6 Kilowatt.

Der Vertrieb erfolgt übrigens über den Mobilitätsdienstleister Astara, der in Deutschland bereits Fahrzeuge der Marken SsangYong, Maxus und Isuzu vertreibt. Bestellt wird der Microlino online über das Internet. Ob er ein legitimer Smart-Fortwo-Nachfolger werden kann? Wir sind skeptisch.

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