Wer Motorroller sagt, meint oft Vespa. Das italienische Zweirad steht seit gut 75 Jahren für Freiheit, Unbekümmertheit, Sonne, Wein und natürlich Amore. Kurz: italienisches Lebensgefühl. Nicht zuletzt deswegen ist der Piaggio-Roller vor allem nördlich der Alpen so beliebt. Die einfache, aber unverwechselbare Optik mit dem breiten Beinschild, der Krawatte und der Sitzbank samt den dicken Backen gilt als gewissermaßen als der Urmeter des Roller-Designs. Deswegen versuchten in der Vergangenheit viele Konkurrenten diesem Ideal nahezukommen, ohne es jemals zu erreichen. Und eine Kopie bleibt einfach eine Kopie. Andere Hersteller wie Honda, Yamaha, Peugeot oder auch Aprilia gingen beim Design bewusst einen anderen Weg. Das Ergebnis waren Motorroller, die ganz praktisch waren, aber nicht immer ansehnlich.

Naon Zero-One

Auch bei den Elektrorollern der ersten Stunde schieden sich beim Aussehen zunächst die Geister. Vespa selbst – mit der Elettrica – und einige andere Hersteller blieben dem traditionellen Design treu. Andere setzten sich bewusst vom italienischen Grundentwurf aus den 1950er Jahren ab – ohne damit allerdings viel Erfolg zu haben. Dabei bietet doch gerade die Elektromobilität aufgrund des geringen Bauraums des Antriebs viele Möglichkeiten, etwas ganz Neues zu kreieren. Und so langsam setzt sich die Erkenntnis auch bei den Herstellern durch, wie die Motorroller-Neuheiten des Frühjahrs zeigen.

Akku im Trittbrett, Motor im Hinterrad

So hat das Berliner Start-up Naon um den ehemaligen Porsche-Designer Benjamin Baum bei ihrem Prototypen „Zero-One“ den Elektromotor mit einer Nennleistung von sieben kW und einem Drehmoment von 200 Newtonmeter einfach in die hintere Radnabe gepackt. Zwei Akkus mit zusammen 4,8 kW Speicherkapazität stecken unterm Trittbrett. Das Ergebnis ist ein stylisher Motorroller mit Aluminium-Rahmen, der dem Science-Fiction-Film „Gattaca“ entsprungen sein könnte. “Zehn Jahre Erfahrung in der Gestaltung von Premium Sportwagen haben mir geholfen, das nötige Fingerspitzengefühl zu entwickeln, um die perfekten Proportionen und Design Themen für Premium Produkte gestalten zu können“, erklärt Benjamin Baum.

Geplant sind zwei Varianten: Eine auf 45 km/h gedrosselte Version für die Fahrzeugklasse L1e (Kleinkrafträder) für rund 5000 Euro kosten, aber auch eine 100 km/h schnelle Version für die Leichtkraftradklasse L3e für etwa 6500 Euro. Angepeilt wird hier wie da eine Reichweite von 140 Kilometern. Noch in diesem Jahr sollen die Serienversionen fertig werden.

BMW CE-04
BMW CE-04

BMW CE-04 ähnelt einem Batmobil

Auch BMW setzt ab März mit dem CE 04 ein Design-Zeichen. Der Roller aus dem Motorrad-Werk in Berlin kommt deutlich wuchtiger daher als der feingliedrigere Naon Zero-One und ähnelt eher einem Batmobil. Das BMW-Einspur-Fahrzeug lässt dem imposanten Auftritt auch Taten folgen: Den vollelektrischen Roller gibt es in zwei Leistungsstufen mit 15 kW (20 PS) Dauerleistung (Spitzenleistung: 31 kW) und sowie in einer schwächeren Variante mit 11 kW (15 PS) Dauerleistung und einer Spitzenleistung von 23 kW (31 PS). Gefahren werden dürfen sie mit den Führerscheinklassen A1 beziehungsweise B196. Die flache Batterie hat eine Kapazität von 8,9 Kilowattstunden, befindet sich hier ebenfalls im Trittbrett. Der Elektromotor leitet sich von der E-Maschine ab, die in der Autosparte den Plug-in Hybrid 225xe Active Tourer antreibt.

Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h ist man definitiv nicht untermotorisiert und die Reichweite von rund 130 Kilometer beziehungsweise 100 Kilometer bei der leistungsreduzierten Version reicht für eine entspannte Tour, die dank der 15 Zoll Reifen und dem Fahrwerk mit einer Teleskopgabel vorne sowie einer Einarmschwinge hinten auch sehr komfortabel ausfällt. Der BMW CE 04 kostet 11.990 Euro, was den Stromer aus Berlin zum Luxusmobil unter den neuen Rollern macht. .

Husquarna Vektorr
Husquarna Vektorr

Husquarna kann nicht nur E-Bikes

Der Husqvarna Vektorr komplettiert das Design-Trio. Der Elektroroller der KTM-Schwester ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und einer Reichweite von maximal 95 Kilometer für den urbanen Einsatz gedacht. Wie bei anderen Elektrorollern auch ist hier das Vorderrad an einer Schwinge befestigt und die 4 kW (5,4 PS) starke E-Maschine ist in der hinteren Schwinge untergebracht. Die Batterie kann auch entnommen und innerhalb von zwei Stunden an der heimischen Steckdose wieder mit Energie gefüllt werden. Die technische Basis liefert der Bajaj Chetak-Roller – das indischen Unternehmen ist an der Pierer-Group, Eigner der Marken KTM und Husquarna, finanziell beteiligt. Was der Vektorr kosten wird und wann das Modell in den Handel kommt, ist noch nicht bekannt.

Horwin SK3 mit Mittelmotor

Auch der österreichisch-chinesische Hersteller Horwin aus Kammersdorf zeigt mit dem sportlichen Elektroroller SK3 Kante. Ausgelegt ist der Elektroroller, der über einen Mittelmotor mit 6,2 kW (8,4 PS) Leistung verfügt, für eine Spitzengeschwindigkeit von 90 km/h. Eine Akku mit 2,6 kWh Kapazität sorgt für eine Reichweite von 80 Kilometern – sofern man mit maximal 45 km/h durch die Stadt rollte. Wer schneller und weiter unterwegs sein möchte, kann sich einen zweiten Akku zulegen – und kommt dann im Stadtverkehr bis zu 160 Kilometer weit.

Horwin SK3
Horwin SK3

Das Fahrwerk mit je zwei Stoßdämpfern vorne und hinten soll gemeinsam mit den 14-Zoll Reifen die nötige Stabilität gewährleisten. Gebremst wird per CBS-Bremse (Combined Brake System), bei der automatisch beide Bremsen bei einer Verzögerung eingesetzt werden. Mit dem großen Display ist man auch während der Fahrt über alles informiert. Die Preise beginnen bei 3.990 Euro auch einigermaßen erschwinglich.

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