NIO macht einiges anders – ganz anders als die Konkurrenz. Immer wieder betonen die Chinesen, dass der Kunde im Zentrum aller Bestrebungen steht und keine Marke einen direkteren Austausch mit seiner Community pflegt. Und dann ist da noch die Sache mit dem Batteriewechsel. An sich zumindest in Europa scheinbar dem Tode geweiht, weil kein anderer Autohersteller mit ins Boot sprang, mühen sich der Autobauer aus Shanghai, auch in der alten Welt immer mehr sogenannte Swap-Stations in Betrieb zu nehmen.

Die Zahl ist mit sieben Stück in ganz Deutschland aber noch überschaubar. Daher setzt NIO bei seinem neuen Elektro-SUV der oberen Mittelklasse auf einen Nachschlag bei der Ladegeschwindigkeit: Statt der bisherigen 140 Kilowatt tankt der Nio EL6 – der in China seit 2019 als ES6 verkauft wird – nun an der Schnellladesäule Gleichstrom mit bis zu 180 kW. Das ist kein Bestwert, aber eine spürbare Verbesserung im Vergleich zur Erstausgabe, aber auch zur Konkurrenz anderer chinesischer Marken wie BYD. In 30 Minuten erstarkt der Familien-SUV so von 10 auf 80 Prozent – das passt.

Länge läuft 
Mit einer Länge von 4,85 Metern ist der Nio EL6 einen Tick länger als Teslas Model Y. Der Radstand ist mit 2,92 Metern nur drei Zentimeter länger als beim Konkurrenten, der als Allradler hierzulande bei 54.990 Euro startet - inklusive Akku .
Länge läuft
Mit einer Länge von 4,85 Metern ist der Nio EL6 einen Tick länger als Teslas Model Y. Der Radstand ist mit 2,92 Metern nur drei Zentimeter länger als beim Konkurrenten, der als Allradler hierzulande bei 54.990 Euro startet – inklusive Akku .

Das gilt auch für das gewohnt gefällige NIO-Design innen wie außen sowie das Platzangebot. Vorne wie hinten lässt es sich auch auf längeren Fahrten bequem aushalten und besonders angenehm. Und dem kleinen Assistenten Nomi kann man bei Nichtgefallen endlich auch den Mund verbieten. Dann gibt es keine ebenso nervigen wie gut gemeinten Ratschläge, die Finger vom Telefon zu lassen oder auf die Straße zu blicken. Die Komfortsitze lassen sich in eine Liegeposition wie im Flugzeug bringen, um beispielsweise beim Nachladen besonders entspannen zu können oder durch das Panoramadach in den Sternenhimmel zu blicken.

530 Kilometer mit dem großen Akku

Keine Überraschungen bietet der Nio EL6 beim Antrieb, denn Plattform und Motoren kennt man bereits vom kleinen Bruder ET5. Während vorne ein Induktionsmotor mit 150 kW oder 204 PS Leistung arbeitet, sorgt ein stärkerer Permanentmagnetmotor mit 210 kW (286 PS) an der Hinterachse für den Großteil des Vortriebs. So kann der Fahrer aus stattlichen 360 kW Systemleistung und 700 Nm Drehmoment schöpfen. Das reicht nicht nur für den Spurt auf Tempo 100 von 4,5 Sekunden, sondern auch eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h auf der Autobahn.

Ruhe sanft
Die Komfortsitze des EL6 lassen sich in eine Liegeposition wie im Flugzeug bringen, um beispielsweise beim Nachladen besonders entspannen zu können oder durch das Panoramadach in den Sternenhimmel zu blicken.
Ruhe sanft
Die Komfortsitze des EL6 lassen sich in eine Liegeposition wie im Flugzeug bringen, um beispielsweise beim Nachladen besonders entspannen zu können oder durch das Panoramadach in den Sternenhimmel zu blicken.

Die Lenkung ist leichtgängig und durchaus präzise – jedoch fehlt es an der nötigen Rückmeldung und auch an den entsprechenden Rückstellkräften, die noch mehr Fahrfreude verbreiten würden. Speziell angesteuerte Dämpfer an der Vorderachse sorgen dafür, dass der NIO EL6 bei starken Bremsmanövern deutlich weniger nach vorne einnickt. Der Normverbrauch des über 2,2 Tonnen schweren Elektroallradlers: 20,4 bis 22,1 kWh / 100 Kilometern. Mit dem kleinen 75-kWh-Akkupaket liegt die Reichweite bei rund 400 Kilometern, während das 100 kWh-Paket knapp 530 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp schafft.

Preise ab 53.500 Euro – ohne Akku

Doch man muss mit dem 4,85 Meter langen Nio EL6 nicht rasen, um seine helle Freude zu empfinden, denn gerade im Alltag kann der chinesische Crossover mächtig punkten. Das gilt nicht nur für das Platzangebot vorn wie hinten, Sitzklimatisierung oder eine elektrisch verstellbare Rückbank, sondern auch zahlreiche Komfortfunktionen oder ein Laderaum, der sich wie von Geisterhand von 668 auf 1.430 Liter erweitern lässt. Matrix-Scheinwerfer, Head-Up-Display oder eine elektronische Dämpfereinstellung sind serienmäßig an Bord.

Derart komplett ausgestattet, kostet der NIO EL6 in der Basisversion mit dem kleinen 75-kWh-Akkupaket und Batteriemiete mindestens 53.500 Euro. Kauft man die Batterie dazu, werden für 75 kWh noch einmal 12.000 Euro extra fällig, beim Kauf des 100 kWh-Akkus steigt der Preis um 21.000 Euro. Schlauer ist es, die Batterie zu mieten. Dann zahlt man für den Stromspeicher lediglich 169 beziehungsweise 289 Euro im Monat – und darf die Batteriewechselstationen nutzen. Bei sieben Anlagen wird es schlielich nicht bleiben.

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