Der chinesische Elektroauto-Hersteller NIO hat sich für 2023 viel vorgenommen. Auf dem mit Spannung erwarteten traditionellen NIO-Day, der diesmal am Produktionsstandort Hefei stattfand, präsentierte Firmengründer William Li mit dem sportiven Coupé EC7 nicht nur ein komplett neues Modell, sondern auch ein Facelift für das sechssitzige E-SUV ES8. In Europa wird der SUV wegen eines Rechtsstreits mit Audi ab kommendem Jahr als EL8 angeboten. Fast noch interessanter aber war die Vorstellung einer neuen „Ultra“ genannten Schnellladestation. Dort können die Akkus der Elektroautos mit einer maximalen Stromstärke von 650 Ampere und einer Leistung von bis zu 500 kW versorgt werden.

Ein Upgrade gab es auch für die „Power-Swap“ genannten Batterie-Wechselstationen. Dank neuer Hochleistungs-Prozessoren und -Sensoren, aber auch aufgrund eines von 13 auf 21 Akkus vergrößerten Vorrats-Speichers sollen die Anlagen in der Lage sein, während eines Tages bis zu 408 Akku-Wechsel vollautomatisch vorzunehmen. Das wären etwa 30 Prozent mehr als bisher. Und der Batteriewechsel soll aufgrund der neuen Technik in den Stationen auch noch einmal schneller über die Bühne gehen: Statt nach gut fünf Minuten soll das Auto nach nur zwei Minuten und 30 Sekunden mit einem frischen Akku weiterfahren können. Ein Tankvorgang dauert bei einem Auto mit konventionellem Antrieb deutlich länger.

NIO-Aktie unter Druck

„Wir werden auch 2023 Produkte, Technologien und Dienstleistungen anbieten, die die Erwartungen der Nutzer übertreffen“, versprach Li seinen Fans, aber auch den NIO-Aktionären. An der Börse stehen die Papiere des Unternehmens mächtig unter Druck. Seit Jahresbeginn haben die NIO-Aktien über 60 Prozent an Wert verloren. Und die Talfahrt könnte noch weitergehen: Für das vierte Quartal rechnet Li wegen anhaltender Lieferprobleme infolge der Corona-Pandemie in China nur noch mit einem weltweiten Absatz von 38.500 bis 39.500 Fahrzeugen – zuvor waren für den Zeitraum zwischen 43.000 bis 48.000 Auslieferungen erwartet worden.

NIO EC7 
Das neue Elektro-Coupé glänzt unter anderem dank eines aktiven Heckspoilers mit einem niedrigen cW-Wert von 0,23.
NIO EC7
Das neue Elektro-Coupé glänzt unter anderem dank eines aktiven Heckspoilers mit einem niedrigen cW-Wert von 0,23.

Aber vielleicht helfen die Modellneuheiten vom NIO-Day den Aktienkurs zu stabilisieren. Der neue EC7 etwa, der im kommenden März in den Handel kommt, glänzt unter anderem mit einer nach Firmenangaben „hocheffizienten elektrischen Antriebsplattform der zweiten Generation“, mit einer Antriebsleistung von 480 kW (653 PS) und einem Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,23. Zu letzterem trägt unter anderem ein aktiver Heckspoiler bei. Als weiteres Highlight des Fahrzeugs nennt NIO ein fast zwei Quadratmeter großes Panoramadach, das sich durch eine elektrochrome Beschichtung in fünf Stufen abdunkeln lässt.

33 Sensoren für teilautonomes Fahren

Auch der neue ES/EL8 (der bereits in Norwegen angeboten wird) hat einige interessante Features zu bieten wie eine zweistufige Luftfederung und eine verbesserte Fahrwerksregelung. Die Antriebsleistung des Allradlers steigt von 400 auf 480 kW, was eine Beschleunigung in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 ermöglichen soll. Beide Modelle erhalten intelligente „Mehrstrahl-Scheinwerfer“, die unter anderem Animationen projizieren können. Vor allem sollen es insgesamt 33 Hochleistungssensoren beiden Fahrzeugen ermöglichen, teilautonom auf Level 3 zu fahren, also auf der Autobahn auch die Spur zu wechseln – oder vollautomatisch den Weg zur nächsten Batterie-Wechselstation zu nehmen.

NIO ES/EL8 
Der Elektro-Allradler wurde gründlich überarbeitet. Unter anderem stieg die Antriebsleistung von 400 auf 480 kW. Fotos: NIO
NIO ES/EL8
Der Elektro-Allradler wurde gründlich überarbeitet. Unter anderem stieg die Antriebsleistung von 400 auf 480 kW. Fotos: NIO

Noch völlig offen ist, wann die beiden neuen Autos, aber auch die neuen Batteriewechsel- und Ladestationen, nach Europa kommen. In China soll der NIO EC7 ab Mai, der ES/EL8 ab Juni erhältlich sein, zu Preisen ab umgerechnet 65.780 Euro (EC7 mit 75 kWh-Akku) bzw. 71.200 Euro (ES/EL8). Ohne Akku und bei Nutzung des Wechselsystems werden die Elektroautos dort zu Preisen von umgerechnet 56.354 Euro (EC7) bzw. 61.700 Euro (ES/EL8) angeboten.

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