Für die Manager von Nissan ist es keine Frage: Das sind Elektroautos. Schließlich werden die Räder der beiden SUVs namens Qashqai und X-Trail von Elektromotoren angetrieben, „stets und ausschließlich“, wie sie bei der Präsentation betonen. Das sorge für ein angenehmes, entspanntes „Fahrerlebnis im Stile reiner Elektroautos“. Und das Besondere daran: Der Stromer braucht keine Ladestation, kommt also ohne Stecker und Ladekabel aus. Denn der Strom wird unterwegs mit einem Generator in Form eines Dreizylinder-Turbobenziner erzeugt.
„Selbstladender Vollhybrid“
„e-Power“ nennt Nissan das Antriebskonzept, das in den beiden Modellen nun erstmals auch in Europa zum Einsatz kommt. Um all jenen eine Brücke in die Ära der Elektromobilität zu bauen, die noch von Reichweitenangst und anderen Vorurteilen gegen das Batterieauto geplagt sind. Beim Qashqai für einen Aufpreis von 2400 Euro gegenüber einem konventionell angetriebenen Modell gleicher Ausstattung, beim X-Trail für einen Zuschlag sogar von nur 1500 Euro. Da fragt man sich schon: Lohnt der technische wie finanzielle Aufwand – und wie „Eco“ ist das Konzept?
Bei Testfahrten im Taunus konnten wir uns kürzlich einen Eindruck von beiden Fahrzeugen und dem außergewöhnlichen Antriebskonzept machen, das in ähnlicher Form nur noch von Honda angeboten wird – hier unter der Bezeichnung e:HEV als „selbstladender Vollhybrid“. Toyota hingegen hat sich hierzulande von der Technik schon vor einem Jahr verabschiedet: Den Prius gibt es seitdem nur noch als PHEV, als ein von außen wiederaufladbares Auto mit Hybridantrieb.
2,1 kWh-Akku muss hier genügen
Nissan nennt sein Konzept, das in Japan schon seit 2016 zum Einsatz kommt und nun für Kunden speziell in Europa weiterentwickelt wurde, ein „Unikat“ und spricht von „Pioniergeist“ und einem „elementaren Meilenstein“. Na ja, geschenkt. Aller Ehren wert ist immerhin das Bestreben, die Kraftstoffverbräuche der mit 140 kW oder 190 PS (Qashqai) bzw. 150 kW oder 204 PS starken SUVs durch Ingenieurskunst zumindest ein wenig zu drücken. So wurden die Benziner beispielsweise mit einer variablen Verdichtung ausgestattet, damit sie durch Anpassung des Kolbenhubs an die Leistungsabfrage möglichst immer im optimalen Drehzahlbereich arbeiten und den Antriebsstrom somit möglichst effizient produzieren.
Da der benzingetriebene Generator fast permanent arbeitet, konnte Nissan den Lithium-Ionen-Akku klein halten: 2,1 Kilowattstunden (kWh) Speicherkapazität müssen genügen. Das ist zwar deutlich mehr als im Honda HR-V e:HEV (1,1 kWh) sowie im seligen Toyota Prius+ (1,0 kWh). Aber allzu weit stromern – ganz klassisch, ganz ohne Motorunterstützung – lässt sich damit nicht, wie wir bei den Testfahrten feststellen müssen: Spätestens nach vier Kilometern im „Eco“-Mode (Kollegen schafften sogar fünf Kilometer, wow) muss der Wechselrichter eingreifen und den Benziner anwerfen. Das reicht letztlich aber für eine Dorf-Durchfahrt ohne Abgas-Emissionen – mehr aber auch nicht.
Verbrauchsvorteil hält sich in Grenzen
Dafür sorgt der hochkomplexe Antrieb für ordentlich Antriebs-„Wumms“ – ansatzlos und von unten heraus. Der X-Trail mit Allradantrieb erreicht Tempo 100 schon nach sieben Sekunden, der mit ePower ausschließlich frongetrieben erhältliche Qashqai nach 7,9 Sekunden – das ist durchaus sportlich für Fahrzeuge mit 1,7 (Qashqai) bzw. knapp zwei Tonnen (X-Trail AWD) Leergewicht.
Die Geräuschkulisse bleibt dabei erfreulich dezent. Der Fahrgastraum ist so gut gekapselt, dass man beim Anspringen des Verbrenners meint, irgendwo sei ein Laubbläser angeworfen worden. Nein, glücklicherweise nicht direkt vor dem Fahrzeug, sondern irgendwo am Wegesrand. Das ist angenehm, aber sicher nicht kaufentscheidend.
Deshalb warteten wir doch mit einiger Spannung auf die Angaben der Bordcomputers über den Energieverbrauch. Und die rissen uns wahrlich nicht vom Fahrersitz: Beim Qashqai stand nach einer großen Runde rund um den Großen Feldberg ein Durchschnittsverbrauch von 5,7 Liter auf 100 Kilometern auf der „Uhr“, beim X-Trail 7,8 Liter. Wie zu erwarten, wurde der Normverbrauch von 5,3 bzw. 6,7 Litern/100 km damit deutlich überschritten – trotz zurückhaltender Fahrweise. „Eco“ ist das beileibe nicht.
Dann doch lieber gleich den vollelektrischen Nissan Ariya. Ok, der ist mit einem Basispreis von 47.490 Euro (vor Förderung) zwar deutlich teurer als die beiden Zwitterwesen, für die im Handel zwischen 41.360 (Qashqai N-Connecta) und 44.290 Euro (X-Trail N-Connecta FWD) aufgerufen werden. Aber nach Abzug der Förderung und inklusive der Steuervorteile ist der Vollstromer deutlich günstiger – und zukunftsfähiger: Zeit zum „Brückenbau“ gab es reichlich – jetzt ist es Zeit, auf die andere Seite zu wechseln.
Und neu und revolutionär ist es auch nicht. Sowas hat Ferdinand Porsche schon vor über 100 Jahren entwickelt.
Die ganze Technik gleicht noch nicht mal den SUV-Nachteil aus. Ein Kombi mit dem gleichen Motor und Doppelkupplungsgetriebe würde vermutlich einen Normverbrauch unter 5 Litern ausweisen und hätte auch einen Testverbrauch von unter 6,5 Litern. Einfach nur schwach. Und es zeigt, dass der Strit immer noch zu billig ist.
Wenn hinten ein Auspuff ist, dann ist das kein Elektrofahrzeug. Die haben so was nicht.
Ach so, wie bei den tollen Plugins? Tolle Autos, ist das keine „Brückentechnologie“? Wahnsinn, wie diese Autoindustrie (besonders in EUROPA) jahrzehntelang die Entwicklung von Elektroautos ignoriert hat und jetzt für diese Plugin-Monster (Merzedes SUV-Coupe) gefeiert wird. Lächerlich, dass solche Autos überhaupt ein „E“ im Kennzeichen haben! Also für mich kommt der Nissan genau zur richtigen Zeit. Setzt mal eure Hater-Brille ab und seid etwas konstruktiver. Danke