Allrad-Modus folgt später

Außerdem habe dieser E-3008 mit 10,6 Metern den kleinsten Wendekreis seiner Klasse, schwören sie bei Peugeot. Das gefällt uns nach den ersten Rangiermanövern natürlich auch. Weniger allerdings die miserable Sicht nach hinten, der im Alltag nervende Nachteil dieser obercool abfallenden Coupelinie. Fast wie im geschlossenen Kleintransporter: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Und dieses Manko wird auch durch das Kinoprogramm, wahlweise in 180-Grad-Vogelperspektive, der Rückfahrkamera nur zum Teil ausgeglichen. Erwähnenswert, weil praktisch: Diese Rückfahrkamera hat immerhin eine Reinigungsdüse. Aber nur gegen Aufpreis gibt es die Kamera mit einer 360-Grad-Umgebungsansicht, was dann von 12 rund ums Auto verteilten Sensoren unterstützt wird.

Unterwegs sind wir mit der besser ausgestatteten GT-Version auf üppigen 20-Zoll großen Aero-Leichtmetallrädern. Erster Eindruck: Diese erwähnten 157 kW (213 PS) des Permanentmagnet-Synchronmotors ziehen nicht die Wurst vom Brot. Aber damit, so finden wir, kommt dieser Franzose dennoch überall gut voran. Auch auf der Autobahn. Wie bei der Konkurrenz können wir auch hier zwischen den Fahrmodi wählen. Im Normalmodus werden bei zarter Betätigung des Strompedals Leistung und Drehmoment leicht reduziert. Im Eco-Modus gibt es mit 125 kW (170 PS) generell etwas weniger Power, wobei wir beim Vollstrom-Kickdown gleich wieder die maximale Leistung parat haben. Und sich in der Sport-Einstellung wie üblich sämtliche Parameter (von der Lenkung bis zum Eingang-Getriebe) spürbar verschärfen. Im später erscheinenden Allrad-Modus (dazu gleich mehr), der die Kraft auf beide Achsen verteilt, wird die Höchstgeschwindigkeit dann allerdings auf 135 km/h begrenzt sein.

Kein Stress auf Rüttel-Schüttel-Straßen 
Wer die Härten des Alltags nicht spüren will, kann sich diesem Franzosen getrost zulegen, so das Fazit unserer Testfahrt.
Kein Stress auf Rüttel-Schüttel-Straßen
Wer die Härten des Alltags nicht spüren will, kann sich diesem Franzosen getrost zulegen, so das Fazit unserer Testfahrt.

Auch über Federung und Dämpfung gibt es, typisch Peugeot, eigentlich wenig zu meckern. Ordentliche Komfortliga. Nicht mal Stress auf Rüttel-Schüttel-Straßen. Wer die Härten des Alltags nicht spüren will, kann sich diesen Franzosen getrost zulegen. Nur die Lenkung, supersoft wie bei einem volldigitalen Videospielzeug, sollte uns etwas mehr Rückmeldung geben, wenn es mal nicht stur geradeaus, sondern um die Kurven geht. Bitte nachbessern. Prinzipiell ist das gesamte Handling-Gefühl aber ein sehr ausgeruhtes (harmlose Lastwechselreaktionen ohne jede Dramatik), was natürlich auch mit dem tiefen Schwerpunkt des Hochsitzers zu tun hat, seine große Batterie befindet sich schließlich tief im Unterboden.

Erfreulich niedrige Stromverbräuche

Und der Stromverbrauch so? Gestartet sind wir mit zu 100 Prozent geladener Batterie, und der Bordcomputer signalisierte uns elektrische Reichweiten von 498 (Sport-Modus) bis 551 Kilometer (Eco-Modus). Am Ende der 114 Kilometer langen Teststrecke im Normal- und Eco-Modus, die mit Autobahn-, City- und diversen Landstraßen-Anteilen wirklich gut gemischt war, lag der Ladezustand der Batterie immer noch bei soliden 71 Prozent. Theoretisch hätten wir da laut Anzeige noch 350 elektrische Kilometer dranhängen können.

Generell signalisierte uns der Bordcomputer bemerkenswert freundliche Momentan-Verbrauchswerte zwischen 13 und 19 kWh bei sonnigen Außentemperaturen von fast 20 Grad. Und grundsätzlich, wir schwören, waren wir unterwegs kein Verkehrshindernis, sondern im südfranzösischen Verkehrsgewühl immer recht flott dabei. Auf einer zweiten, kürzeren Testrunde im Stop and go des vorabendlichen Berufsverkehrs kamen wir sogar auf einen Verbrauchsschnitt von nur 15,2 kWh. Insofern sind die Reichweitenangaben von Peugeot relativ dicht an der Realität. Über 400 Kilometer sollten bei vollgeladener Batterie jederzeit möglich sein.

Löwenkrallen im messerscharfem Blau 
Das neue Peugeot-Emblem mit einem wilderen Löwen ist beim e-3008 von den sechs senkrechten Krallen des Tagfahrlichts gerahmt. Eine schlanke Leiste darüber verbindet die beiden LED-Scheinwerfer.
Löwenkrallen im messerscharfem Blau
Das neue Peugeot-Emblem mit einem wilderen Löwen ist beim E-3008 von den sechs senkrechten Krallen des Tagfahrlichts gerahmt. Eine schlanke Leiste darüber verbindet die beiden LED-Scheinwerfer.

Was auch noch gesagt werden muss: Eine nervende Lärmkulisse ist hier praktisch nicht vorhanden. Leise rauscht der Fahrtwind, unsere Unterhaltung mit einem Beifahrer könnte in zarter Zimmerlautstärke stattfinden. Apropos Quatschen. Mit dem Befehl „Ok Peugeot“ können wir (Beifahrer inklusive) die Sprachsteuerung des Franzosen aktivieren. Funktioniert ganz leidlich. Schnell noch die dazu passende News. Gerade eben nämlich hat Peugeot angekündigt, das nun auch die allwissende künstliche Intelligenz ChatGPT in den Stromer kommen soll. Aktivierbar über Peugeots „Service Store“. Erst einmal nur in einer sechsmonatigen, kostenlosen Pilotphase, die später nach dem Feedback der Kunden erweitert werden soll und dann vermutlich Aufpreis kosten dürfte.

Preise ab 48.650 Euro

Per Smartphone über die App „My Peugeot“ können wir auch hier, wie in verschiedenen anderen Stromern, etliche Aktionen per Fernbedienung auslösen. Zum Beispiel vergessene Türen schließen, eine kuschlige Innenraumtemperatur vorwählen oder einfach das Laden der Batterie starten. Oder den Routenplaner von Free2move Charge nutzen. Aber auch das Navi des GT-Modells hat eine komplette Routenplaner-Funktion, um beispielsweise die Reichweite zu maximieren. Feine Ladeplanung: Berücksichtigt sämtliche Eckdaten — von der Geschwindigkeit bis zum aktuellen Ladezustand der Batterie. Später, Peugeot spricht hier, so über den Daumen gepeilt, von Anfang 2025, soll noch ein weiterer elektrischer Baustein folgen. Nämlich diese mittlerweile bekannte V2L-Funktion, mit deren Hilfe über die Batterie des Autos verschiedene andere elektrische Geräte, zum Beispiel unser Elektrofahrrad oder der Camping-Kühlschrank mit Strom versorgt werden können.

Ordentlich Platz fürs Reisegepäck
Blick in den Kofferraum des Peugeot e-3008. Etwas störend ist nur die hohe Ladekante.
Ordentlich Platz fürs Reisegepäck
Blick in den Kofferraum des Peugeot E-3008. Etwas störend ist nur die hohe Ladekante.

So, bestellbar ist dieser frontgetriebene Stromer bereits, Ende März sollen die ersten Exemplare bei unseren Händlern stehen. In der Basisversion Allure bekommt man ihn für 48.650 Euro oder im monatlichen Leasingmodell für 498,79 Euro (48 Monate, jährlich maximal 10.000 Kilometer, 990 Euro Überführungskosten). Der reizende elektrische GT startet allerdings erst bei strammen 53.450 Euro oder 551 Euro im Leasing (bei gleichen Konditionen). Garantien? Bei der Batterie sind es 8 Jahre oder 160.000 Kilometer, bis dahin sollen noch mindestens 70 Prozent der Ladekapazität garantiert sein. Und fürs ganze Auto offeriert dieser E-3008 was Besonderes. Nämlich „Allure Care“, eine Garantie, die sich mit jeder Inspektion bei Peugeot um jeweils zwei Jahre auf acht Jahre verlängert.

Long-Range-Version für bis zu 700 Kilometer

Dieser von uns gefahrene Fronttriebler E-3008 ist aber erst der Anfang, seine nächsten Versionen sind schon in Sichtweite. So folgt im Oktober die Variante mit Allradantrieb („Dualmotor“) und einer deutlich höheren Systemleistung von 240 kW (320 PS) sowie einer Reichweite von 525 Kilometern. Vorn die E-Maschine mit 157 kW (213 PS), hinten der zweite Motor mit 83 kW (113 PS). Klingt spannend für alle Oberförster und Bergbewohner, die von der Rückkehr einer schneesicheren Jahreszeit träumen. Und dann folgt zum gleichen Zeitpunkt noch diese zwar nur 170 kW (230 PS) starke, aber voll ausdauernde „Long Range“-Version mit Vorderradantrieb, die uns per 98 kWh fassenden Bic Mac-Akku bis zu 700 Kilometer Reichweite bieten soll. Klassenbestwert, jubelt da bereits Peugeot.

Beinahe vergessen: In Deutschland kommt im März auch eine 100 kW (136 PS) starke Hybrid-Version (48-Volt-System, Dreizylinder-Mildhybrid, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe) des neuen 3008 auf den Markt. Dieser 136 e-DSC6 soll nach WLTP-Norm im Schnitt nur 5,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen und bis auf Tempo 200 flitzen. Er kostet relativ günstige 39.250 Euro (319 Euro im Leasing). Okay, nur für den Fall, dass Sie zu den Angsthasen gehören, denen ein richtiger Vollstromer noch nicht so geheuer ist.

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