Linda Jackson, die britische Chefin der französischen Traditionsmarke Peugeot, ist eigentlich noch nicht hundertprozentig von der Elektromobilität überzeugt. „Derzeit stellt die E-Mobilität die bestmögliche Lösung dar“, äußerte die 64-jährige kürzlich in einem Interview. Ob die derzeit beste Lösung auch im Jahr 2035 ideal sei, könne aber niemand sagen. Vielleicht sei dann der Brennstoffzellenantrieb die bessere Alternative. Aber ihre Meinung sei nicht relevant: „Die Elektromobilität ist der Weg, für den man sich in Europa gemeinsam entschieden hat, um die CO₂-Ziele zu erreichen. Und für den liefern wir.“ Der Vielmarken-Konzern Stellantis habe dafür alle nötigen Technologien und auch Plattformen parat.
Erstes Auto auf STLA-Plattform
Beispielsweise die nagelneue Plattform „STLA Medium“. Und die darf Peugeot nun als erste Konzernmarke für den e-3008 nutzen. Ein 4,54 Meter langes Crossover, mit dem Peugeot nicht nur technologisch mit Wettbewerbern wie dem VW ID.4 oder dem BYD Atto gleichziehen will, sondern sich auch eine Etage höher als „Marke der gehobenen Klasse“ neu positionieren will. Ob die Strategie aufgeht, wird sich im kommenden Februar zeigen, wenn die ersten Exemplare des Peugeot e-3008 aus dem Werk in Sochaux zu den Händlern in Europa stromern werden. Zu welchen Preisen, bleibt vorerst noch Betriebsgeheimnis.
Das Design des neuen Elektroautos ist immerhin ansprechend, die Leistungsdaten sind vielversprechend. Angeboten wird das Modell in drei Motorvarianten mit 154 kW (210 PS), 169 kW (230 PS) sowie als Allradler mit 235 kW (320 PS) Antriebsleistung. Die Motorleistung wird über vier Fahrmodi an die Antriebsachse(n) übertragen – je nachdem, ob der Fahrer besonders effizient oder eher sportlich unterwegs sein möchte. Zudem bietet der e-3008 drei manuell schaltbare Stufen für die Rekuperation. Auf einigen Märkten Europas mit schlechter Ladeinfrastruktur soll der Peugeot 3008 übergangsweise auch noch in ein zwei Hybridversionen (mit und ohne Stecker) angeboten werden.
Akkupakete mit bis zu 98 kWh
„Die Einführung des neuen Peugeot e-3008 ist ein wichtiger Schritt in der Transformation von Peugeot zu einer überzeugenden 100 Prozent elektrischen Marke, die neue Maßstäbe für Design, Fahrspaß und Effizienz setzt“, sagt Peugeot-CEO Jackson bei der Weltpremiere des neuen Modells in Sochaux. Mit dem größten Akkupaket, das 98 Kilowattstunden Strom speichern kann, sollen sich in der 169 kW starken Long-Range-Variante Reichweiten von bis zu 700 Kilometer darstellen lassen. Alternativ gibt es einen Akku mit 73 kWh Speicherkapazität, mit dem 525 Kilometer zwischen den Ladestopps liegen. Beim Thema Nachladen setzt Stellantis etwas überraschend wie schon beim e-2008 weiterhin auf die bekannte 400-Volt-Technik. Beim Peugeot e-3008 ermöglichst sie – wie übrigens auch beim neuen Renault Scenic – immerhin eine maximale Ladegeschwindigkeit von 160 Kilowatt.
Die neue Technik haben die Franzosen ausgesprochen elegant verpackt.: Der Peugeot e-3008 ist sowohl von außen wie im Innenraum ein Hingucker. Das Markengesicht mit den markanten Licht- oder Löwenkrallen und dem großflächigen Grill dazwischen hat das Team um Chefdesigner Gilles Vidal gekonnt weiterentwickelt. Das sanft abfallende Heck wurde sehr sportlich gestaltet: Der Peugeot e-3009 will ein Spaßfahrzeug sein und auch ein junges Publikum ansprechen.
Gekrümmtes i-Cockpit wie bei BMW
Dem dürfte auch der neu gestaltete Innenraum und das stylishe i-Cockpit gefallen. Dieses wird von einem 21 Zoll großen und leicht gekrümmten Flachbildschirm dominiert, der sich nach BMW-Vorbild von den Instrumenten über dem (recht kleinen) Lenkrad bis weit in die Mittelkonsole zieht. Kleiner Nachteil: Ein echtes Head-Up-Display, das die Fahrinformationen wie beim VW ID.4 in die Wind projeziert, bleibt damit außen vor.
Dem neuen Zeitgeist legte Peugeot zudem großen Wert auf nachhaltige Materialien. Über 500 Kilogramm des Fahrzeuggewichts bestehen aus grünem Stahl und Aluminium sowie aus recycelten Kunststoffen. Chrom und Leder? Das war gestern. Dafür ist der Peugeot e-3008 bestens vernetzt und und mit einer ganzen Armada an Assistenzsystemen ausgestattet. Elektrische Komfortsitze sollen zudem für eine hohe Aufenthaltsqualität auf langen Strecken, aber auch beim Ladestopp sorgen.
„2024 wird das Jahr der Elektromobilität bei Peugeot“, sagt Markenchefin Jackson. Mit dem e-5008 steht auch schon der nächste Stromer in den Startlöchern. Er soll kurz nach dem e-3008 in den Handel kommen. Da werden sich dieübrigen Marken des Stellantis-Konzerns sputen müssen.
(Mitarbeit: Patrick Solberg)