In China werden die Herzen bei manchen Damen jetzt höherschlagen. Der Porsche Taycan ist nach der Modellpflege auch in Sternrubin zu haben. Porsche verweist bei dieser Lackierung auf den begehrten Klassiker 911 der Modellreihe 964, der Anfang der 1990er Jahre genau in diesem Farbton (82N / LM3B) zu haben war. Beim Lack des Taycan nimmt Porsche mit dem Modelljahr 2022 den Deckel auch von einigen anderen Farbtöpfen und lässt dem Gestaltungswillen der Käufer fast freien Raum. Schon bei der Konfiguration des Stromers kann man sich die durch die Farbpalette klicken und das Auto beispielsweise auch in „Acidgrün“ bestellen. Insgesamt zusätzliche 63 Lacktöne stehen künftig zur Auswahl, „darunter viele Kultfarben“, wie Porsche betont.
In Anbetracht dieser Farbenpracht fühlt man sich unweigerlich an den Süßigkeiten-Werbeslogan „viele bunte Smarties“ erinnert. Der trifft auch auf den Porsche Taycan zu, der im Zuge der Modellpflege aber vor allem schlauer geworden ist und obendrein mit einer Batterieladung bis zu 25 Kilometer weiterkommen soll.
Optimierung der Elektronik bringt Reichweite
Damit wird aus dem Zuffenhausener Stromer in Bezug auf die Reichweite noch kein Dauerläufer, aber mühsam ernährt sich auch das Elektro-Eichhörnchen. Die Zusatzkilometer kommen durch eine Optimierung des Pulswechselrichters beziehungsweise der Leistungselektronik des Motors zustande. Porsche nutzte dabei die Daten und Erfahrungen unter anderem aus der Formel E.
Der Hebel, den die Porsche-Ingenieure ansetzten, ist die Ansteuerung der Halbleiter. Beim verbesserten Taycan wird der Antrieb binnen 100 Mikrosekunden abgekoppelt und genauso schnell wieder in Betrieb genommen. Während des Fahrens im Teillastbereich verabschiedet sich die Vorderachse komplett vom Vortrieb und beim Segeln oder Stillstand schließt sich die Hinterachse ihr an. Die Möglichkeit, den Antriebsstrang so zu perfektionieren, kommt durch verbesserte Software-Algorithmen zustande. „Wir haben einiges dazugelernt und optimieren den Antriebsstrang jetzt dementsprechend“, erklärt Antriebsexperte Klaus Rechberger.
Maximale Ladeleistung über längere Zeit
Das ist aber noch nicht alles. „Wir haben die Robustheit des Schnellladens verbessert“, sagt Klaus Rechberger. Um das zu bewerkstelligen, muss die Batterie möglichst schnell in ihren Wohlfühlbereich gebracht werden, der sich beim Schnellladen bei mehr als 35 Grad befindet. Um die Batterie dementsprechend zu konditionieren, wird sie durch das Fahrzeug vorgeheizt und hat, sobald man bei der Ladesäule andockt, die optimale Temperatur und legt sofort mit der maximalen Ladegeschwindigkeit von aktuell 270 kW los. Um die Celsius-Wohlfühloase zu kreieren, wird die vorhandene Verlustwärme, die die Antriebe und die verschiedenen Komponenten produzieren, genutzt. „Die Batterie muss man behandeln wie einen Augapfel“, macht Klaus Rechberger klar.
Nicht nur die Ladegeschwindigkeit erhöht sich, sondern auch der Bereich, in dem diese hoch gehalten wird. Wenn man sich eine typische Ladekurve bei einem Elektroauto vor Augen führt, zieht sich das Plateau mit der höchsten Ladeleistung jetzt länger hin. Das bedeutet aber nicht, dass das Stromtanken von fünf bis 80 Prozent SoC (State of Charge/Batterieladung) an einer 800 Volt schneller als die bisher genannten 22,5 Minuten für dauert, sondern dass dieser Wert auch unter nicht idealen Bedingungen realisiert werden kann.
„Diese Zeit wird jetzt nicht mehr im sogenannten Bestpunkt erreicht, sondern sind für den Kunden tatsächlich robust erlebbar. Das ist der wesentliche Punkt“, so Klaus Rechberger. Wenn man bedenkt, dass der Taycan quasi noch ein Jüngling ist, werden vermutlich weiter Verbesserungen folgen. „Gerade beim Elektroantrieb zählt jedes Watt“, so der Techniker.
Die Tüftelei geht also weiter. Ein weiteres Highlight beim überarbeiteten Taycan hat nichts mit dem Laden oder den Elektromotoren zu tun, sondern erleichtert dem Fahrer das Ein- und Ausparken in Längs- und Querparklücken. Das geschieht nämlich per Auto-Pilot mit dem Smartphone, ohne dass der Fahrer hinter dem Lenkrad sitzen muss. Apropos Smartphone: Auch Besitzer eines Handys mit Android Auto können dieses jetzt in das Infotainment des Porsche Taycan integrieren.
“ … wird der Antrieb binnen 100 Mikrosekunden abgekoppelt und …“ Das erscheint mir für eine Trennung per mechanischer Kupplung dann doch etwas zu kurz. Sollte das nicht eher 100 Millisekunden (0,1 sec.) heißen?
Das steuert die Elektronik so schnell. Der Kollege hat den richtigen Wert angegeben.