Für Ford läuft es derzeit überhaupt nicht gut in Europa. Weil der Ford Fiesta seit Sommer vergangenen Jahres nicht mehr produziert wird, die Auslieferung der neuen Stromer aufgrund einer neuen Batterie-Norm sich um ein Jahr verspätete, sind die Fahrzeugverkäufe massiv eingebrochen. Der Marktanteil in den Ländern der EU beträgt aktuell nur noch drei Prozent, in Deutschland liegt er nur wenig darüber. Zur Erinnerung: 2019 entfielen auf Ford hierzulande noch fast acht Prozent aller Neuwagenverkäufe.
In Köln geht deshalb schon die Angst um, dass Ford dem Beispiel von General Motors folgen und zumindest die Pkw-Fertigung in Deutschland einstellen könnte. Vor wenigen Tagen gab die Geschäftsführung bekannt, bis Ende 2027 rund 4000 Job in Europa zu streichen, 2900 davon in Deutschland. Das John Andrews-Entwicklungszentrum soll beinahe komplett wegfallen, die Bereiche Werkzeugbau, Schmiede und Druckguss sollen verkauft werden.
Die 2500 Beschäftigten im Ford Cologne Electric Vehicle Center sind von den Stellenstreichungen zwar nicht betroffen. Aber auch dort läuft es alles andere als rund: Weil die Nachfrage nach dem neuen vollelektrischen Ford Explorer und der Coupé-Variante Capri lahmt (im Oktober wurden laut Kraftfahrtbundesamt in Deutschland nur 589 Exemplare der beiden Modelle neu zugelassen), ist zumindest bis zum Jahreswechsel Kurzarbeit anberaumt. Und auch im erste Quartal 2025 soll die Produktion der beiden Elektroautos zumindest tageweise ruhen.
Kleiner Stromer für knapp 37.000 Euro
Umso größere Hoffnungen setzen zumindest die Vertriebsstrategen von Ford auf den Puma Gen-E, der Ende März/Anfang April kommenden Jahres in den Handel kommt. Produziert wird der vollelektrische City-SUV allerdings nicht in Köln, sondern zusammen mit seinem benzingetriebenen Schwestermodell und dem Ford Transit Courier vom türkischen Joint Venture Ford Otosan im rumänischen Craiova – zu vermutlich deutlich niedrigeren Kosten als in der Domstadt. Dies erlaubt es, das Modell zu einem Basispreis von 36.900 Euro anzubieten. Der Explorer in der schwächsten Version (mit 52 kWh-Akku und 125 kW starkem Antrieb) steht derzeit mit 42.500 Euro in der Preisliste.
Allerdings ist der Ford Puma in der 92 kW (125PS) starken Eco-Boost-Version schon für 28.900 Euro zu haben. Der aktuelle „Aktionspreis“ für den mildhybridisierten Benziner beträgt sogar nur 26.423 Euro – da werden die Ford-Verkäufer einiges an Überzeugungskraft aufwenden müssen, um Interessenten für die vollelektrische Version zu gewinnen.
Besonders sparsamer Elektroantrieb
Hinzu kommt: Mit einer Antriebsleistung von 123,5 kW oder 168 PS und einer Reichweite von bis zu 376 Kilometern im Drittelmix (WLTP-Norm) unterscheidet sich der Puma Gen-E nicht gravierend von seinen Wettbewerbern in dem Segment. Wie etwa vom beinahe preisgleichen (ab 36.740 Euro) Opel Mokka Electric, der mit seinem 115 kW starken Elektromotor bis zu 402 Kilometer weit kommt. Dessen Akku fasst inzwischen immerhin 54 kWh – der Ford Puma muss sich mit netto 43,6 kWh begnügen.
Was immerhin für einen sparsamen Elektromotor spricht. Den Stromverbrauch der im britischen Halewood produzierten Maschine gibt Ford mit 13,1 kWh/100km an. Die maximale Ladeleistung beträgt allerdings wie beim Stellantis-Fahrzeug auch nur 100 kW am Schnelllader und von 11 kW an der Wallbox – da nehmen sich die beiden Konkurrenten nichts. Immerhin soll sich auf Reisen der Akku des Puma an der mit Gleichstrom betriebenen Schnellladesäule in nur 23 Minuten von 10 auf 80 Prozent füllen lassen
Immerhin haben die Ford-Designer unter der Fronthaube des Puma noch Platz für einen kleinen, 43 Liter fassenden Frunk gefunden, in dem sich das Ladekabel verstauen lässt. Und die bekannte MegaBox unter dem Kofferraumboden wächst zur auswaschbaren Gigabox, so dass sich unter der elektrischen Heckklappe in Summe bis zu 523 Liter verstauen lassen. Da muss nicht nur der Opel Mokka Electric (maximal 350 Liter), sondern manch größeres SUV vor Neid erblassen.
Sportlich tief geduckt wie ein ST
Ansonsten hat sich Exterieur-Designer Nedzad Mujcinovic viel Mühe gegeben, um dem Puma Gen-E in der kurzen Entwicklungszeit von nur sechs Monaten eine Optik zu geben, die ihn nicht nur vom benzingetriebenen Schwestermodell abhebt, sondern mit dem glattflächigen Frontschild samt extragroßer Ford-Pflaume auch an seine großen Elektro-Brüder Explorer, Capri und Mustang Mach-E heranrücken lässt. Auch das spezielle Lichtdesign der Matrix-LED-Scheinwerfer sowie die exklusiv dem Gen-E vorbehaltene knallgelbe Lackierung dürfte im nächtlichen Straßenverkehr für einen hohen Aufmerksamkeitswert sorgen. Ebenso wie die Sprintqualitäten des leicht tiefergelegten Elektro-Puma: In nur acht Sekunden erreicht er Tempo 100 – fast zwei Sekunden schneller als in der ST-Ausführung des Benziners.
Das macht es den Ford-Verkäufern etwas leichter, den Puma an den Mann und an die Frau zu bringen. Dazu wurden unter anderem ein Leasingprogramm mit Monatsraten ab 299 Euro aufgelegt. Im Vertrieb gehen sie davon aus, dass wenigstens ein Fünftel aller Puma-Verkäufe künftig auf das Konto des Gen-E gehen. Bis Ende Oktober dieses Jahres setzte Ford 1387 Exemplare des Modells ab – im kommenden Jahr sollte also eine Zahl um die 1800 stehen. Wir drücken die Daumen.
Der sieht gut aus! Aber so 500 km Reichweite sollte heutzutage schon drinliegen…