Bisher gibt es nicht mehr als nur eine Absichtserklärung. Doch wer sich deren Inhalt genau anschaut, dürfte kaum einen Zweifel daran haben, dass es Mercedes und Rivian mit einer Kooperation sehr ernst meinen. Geplant ist ein gemeinsames Joint Venture, in dem Mercedes und Rivian auf europäischem Boden ein Werk für Elektrotransporter errichten. Der zeitliche Rahmen für eine solche gemeinsame Fertigung in Mittel- oder Osteuropa ist bisher sehr vage; es steht jedoch wohl fest, dass ein bestehender Mercedes-Standort als Lokalität ausgewählt wird. 2025/2026 könnte er losgehen. Vorausgesetzt, die europäischen Regulierungsbehörden stimmen zu.
„Beitrag zum Schutz des Planeten“
Beide Unternehmen planen Fahrzeugkonzepte für eine Fertigung auf gemeinsamen Produktionslinien. Der geplante große Elektrovan von Mercedes basiert auf der rein elektrischen Plattform VAN.EA (MB Vans Electric Architecture). Rivians Elektrovan soll dagegen auf der Rivian-eigenen Light-Van-Plattform unterwegs sein.
„Rivian wurde gegründet, um den Abschied von fossilen Brennstoffen attraktiv zu gestalten. Hierzu wollen wir durch das Angebot herausragender Fahrzeuge und Dienste beitragen“, sagt Rivian-CEO RJ Scaringe. „Die Zusammenarbeit mit Mercedes ermöglicht uns, gemeinsam herausragende Elektrotransporter zu produzieren, die nicht nur unsere Kunden überzeugen, sondern gleichzeitig einen Beitrag zum Schutz des Planeten leisten.“
Elektro-Lieferwagen für die letzte Meile
Rivian hat sich in den vergangenen Jahren mit großen Verzögerungen insbesondere sein Elektro-Doppel R1T und R1S auf den Markt gebracht. Elektro-SUV und -Pick-Up sind ebenso wie der Last-Mile-Lieferwagen Electric Delivery Van (EDV) die ersten Fahrzeuge von Rivian für Privat- und Gewerbekunden. R1T und R1S konkurrieren dabei mit Modellen wie dem Ford F-150 Lightning oder dem Tesla Model X. Während diese beiden Modelle in erster Linie auf wohlhabende Privatkunden zielen, richtet sich der gemeinsam mit Amazon entwickelte Rivian EDV an gewerbliche Nutzer und speziell an Flottenbetreiber aus der Logistikbranche.
Mercedes ist dabei, auch im Van-Segment sein Portfolio weiter zu elektrifizieren. Aktuell sind mit E-Vito, E-Sprinter, E-Vito Tourer und EQV vier rein elektrische Modelle im Angebot. In den nächsten Monaten wird das Portfolio um den elektrischen Mercedes Citan und den EQT erweitert, im kommenden Jahr die nächster Sprinter-Generation ebenfalls elektrifiziert. 2025 folgt mit dem VAN.EA eine komplett elektrische Fahrzeugarchitektur, auf der alle mittelgroßen und großen Vans unterwegs sein werden.
Neue Elektro-Architektur
„Seit 2010 haben wir zahlreiche elektrische Vans produziert und auf den Markt gebracht. Ab 2025 werden alle Vans auf Basis unserer neuen Architektur VAN.EA rein elektrisch sein“, erklärt Mathias Geisen, Leiter Mercedes Vans. „Ich freue mich sehr, dass wir in dieser Transformation nun mit Rivian zusammenarbeiten – einem hochdynamischen und inspirierenden Partner mit einer starken Technologieposition. Wir teilen Investitionen und Technologie, weil wir ein gemeinsames strategisches Ziel haben: die Elektrifizierung des Van-Markts mit nachhaltigen und technologisch überlegenen Produkten für unsere Kunden voranzutreiben.“
Weitere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit sollen zwischen Mercedes und Rivian ebenfalls ausgelotet werden. Vielleicht bekommt so auch ein elektrischer Pick-Up eine neue Chance, der bestens auf den US-Markt passen würde. Das europäische Verbrennermodell der Mercedes X-Klasse aus der Renault-Nissan-Kooperation wurde mangels Kundennachfrage nach nur drei Jahren Bauzeit bereits 2020 wieder eingestellt.