Traveler und Terra heißen die Modelle, die es für den Volkswagen-Konzern in den USA richten sollen. Das eine Fahrzeug ist ein SUV, das andere ein Pick Up. Beide sind imposant große Fahrzeuge, beide verfügen über eine modernes Design – und über einen elektrischen Antrieb. Damit beide ein Erfolg werden, haben die Wolfsburger in den Südstaaten der USA eine alte Marke reaktiviert – Scout.

Den Namen trugen in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts robuste Geländewagen, die vom amerikanischen US-Landmaschinen- und Schulbushersteller International Harvester produziert wurden. In Europa wurden über 1000 Exemplare des robusten SUV zwischen 1976 und 1982 vom Schweizer Autohersteller Monteverdi mit einer eleganten italienischen Karosserie versehen und als Monteverdi Safari verkaufte. 

Autos fürs Abenteuer im Gelände

Harvester International wurde 1985 aufgelöst. Das Traktorengeschäft ging in Case IH auf. Die Lkw-Sparte wiederum wurde als Navistar fortgeführt – und 2021 von der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton übernommen. Zusammen mit den Namensrechten an Scout.

Liebhaberobjekt
Die SUVs von International Harvester Scout genießen in Nordamerika Kultstatus. Eine treue Fangemeinde pflegt die mächtigen Fahrzeuge aus den 1970er Jahren, die wie dieser Scout II von einem V8-Motor angetrieben waren. Foto: Troy Spelma/unsplash
Liebhaberobjekt
Die SUVs von International Harvester Scout genießen in Nordamerika Kultstatus. Eine treue Fangemeinde pflegt die mächtigen Fahrzeuge aus den 1970er Jahren, die wie dieser Scout II von einem V8-Motor angetrieben waren. Foto: Troy Spelma/unsplash

Nun soll die SUV-Marke Scout wieder aufleben. Zunächst nur in den USA, später – vielleicht – auch in Europa. „Nach zwei Jahren der Vorbereitung ist nun endlich der Tag gekommen, die nächste Generation der Scout-Fahrzeuge mit der Welt zu teilen“, freut sich Scott Keogh, Präsident und CEO von Scout Motors.

„Die ursprüngliche Kernidee – robuste, vielseitige Fahrzeuge, die sowohl für das Abenteuer im Gelände als auch für die Familie geeignet sind – ist“, so findet er, „aktueller denn je. Wir könnten nicht stolzer sein, diese ikonische amerikanische Marke wiederzubeleben, tausende von amerikanischen Arbeitsplätzen zu schaffen und den amerikanischen Einfallsreichtum wieder zum Einsatz zu bringen.“

Die Volkswagen-Verantwortlichen wurmt es seit Jahrzehnten, dass man in Nordamerika nur kleine Brötchen backen konnte und vom großen Kuchen, dem Markt für Fullsize-Pick-Ups und Geländewagen, kaum mehr als ein paar Krumen abbekam. Das soll sich mit der neuen, betont amerikanisch positionierten Marke Scout ändern. Die Ziele sind ehrgeizig: Angepeilt wird ein Anteil am US-Markt in diesem Segment von mindestens zehn Prozent.

Klare Kante

Das Doppelpack, das die Wende bringen soll, der 5,28 Meter lange Traveler und der 5,82 Meter lange Pick-up Terra nutzen trotz unterschiedlichem Radstand die gleiche technische Basis. Beide Modelle bestehen aus einem robusten Leiterrahmen mit entsprechend aufgesetzter Karosserie und Starrachse hinten, um zusammen mit 35-Zoll-Radsatz und über 30 Zentimetern Bodenfreiheit glaubwürdig für entsprechende Offroad-Fähigkeiten einzustehen.

Elektroantrieb mit 800 Volt-Architektur

Für den Antrieb sorgen Elektromotoren, die deutlich mehr als 367 kW (500 PS) und 1.350 Nm Drehmoment leisten sollen. Für schnelles Nachladen sind Scout Traveler und Terra mit einem 800-Volt-Bordnetz ausgestattet, das Ladegeschwindigkeiten von bis zu 350 Kilowatt ermöglichen soll. Die Reichweite wird mit 560 Kilometer angegeben.

Länge läuft 
Mit einer Länge von 5,28 Metern und einer Breite von 2,32 Metern bei einem Radstand von 3,06 Metern wäre der Scout Traveler für europäische Straßenverhältnisse überdimensioniert. In USA und Kanada ist das hingegen Normalmaß.
Länge läuft
Mit einer Länge von 5,28 Metern und einer Breite von 2,32 Metern bei einem Radstand von 3,06 Metern wäre der Scout Traveler für europäische Straßenverhältnisse überdimensioniert. In USA und Kanada ist das hingegen SUV-Normalmaß.

Etwas überraschend wird es neben den vollelektrischen Versionen auch jeweils eine geben, bei dem ein Benziner als Reichweitenverlängerer dient. Ähnliche Konzepte verfolgte einst BMW beim i3 REX. Der Mazda MX30 setzt aktuell sogar einen Wankelmotor als Generator ein, um die Reichweite des kleinen Stromers auf 680 Kilometer zu vergrößern. Bei den Scout-SUVs wird wohl ein konventioneller Benziner dafür sorgen, dass der Aktionsradius auf über 900 Kilometer steigt.

Bestellbar sofort – fahrbar aber erst 2027

Denn Scout wird sich in USA mit harter Konkurrenz messen müssen. Mit dem Tesla Cybertruck, dem Ford F-150 Lightning sowie dem Rivian R1T und R1S antreten sollen. Deshalb soll es auch bei Anhängelast und Zuladung keinerlei Abstriche trotz Elektroantrieb geben. So können die neuen Autos bis zu 4,5 Tonnen an den Haken nehmen. Und die Zuladung beider Modelle soll bei über 900 Kilogramm liegen.

Holz und Leder 
Im Innenraum gibt sich der Scout Traveler ganz klassisch. Nicht nur bei der Auswahl der Materialien, sondern auch mit zahlreichen Schaltern und Hebeln für eine einfache Bedienung. Einen Touchscreen gibt es aber trotzdem. Fotos: Scout Motors
Holz und Leder
Im Innenraum gibt sich der Scout Traveler ganz klassisch. Nicht nur bei der Auswahl der Materialien, sondern auch mit zahlreichen Schaltern und Hebeln für eine einfache Bedienung. Einen Touchscreen gibt es aber trotzdem. Fotos: Scout Motors

„Ein Scout-Fahrzeug sollte immer ein hilfreicher Begleiter sein“, sagt Chris Benjamin – der Chefdesigner von Scout Motors war früher für Jeep tätig. „Es sollte dem Kunden immer ermöglichen, die Dinge zu tun, die er tun möchte und seine Erfahrungen einfacher, besser und schneller machen.“ Und das zu einem fairen Preis: Los gehen soll es für weniger als 60.000 Dollar – vor Incentives durch die US-Bundesstaaten.

Bestellungen werden in USA und Kanada ab sofort gegen Anzahlung von 100 Dollar entgegengenommen. Bis zur Auslieferung der Fahrzeuge kann es allerdings noch dauern: Statt wie ursprünglich geplant Ende 2023 werden im neuen Werk in Blythewood nahe Columbia im Zentrum von South Carolina, das für eine Produktionskapazität von 200.000 Fahrzeugen ausgelegt ist, wohl erst 2027 die Bänder anlaufen. Das nennt man wohl einen Fehlstart.

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