Elon Musk hat in der Nacht zu Freitag in Los Angeles sein neuestes Baby vorgestellt: Den „Cybertruck“, einen elektrisch angetriebenen Pick-up im extrem futuristischen Design. Für die, die sich in der Autowelt nicht so sehr auskennen: Das sind Kleinlaster mit einer offenen Ladefläche, die sich nicht nur bei Farmern im Mittleren Westen der USA großer Beliebtheit erfreuen, sondern auch bei Großstadtbewohnern, die damit zum Beispiel am Wochenende mit Fahrrädern oder Motocross-Maschine raus aufs Land fahren um dort Abenteuer zu erleben. Diese Geländewagen waren bislang ausschließlich mit Benziner oder Dieselmotor erhältlich – ab Ende 2021 wird es ein solches Fahrzeug nun auch mit emissionsfreiem Elektroantrieb von Tesla geben.

Wie aus einer anderen Welt: Tesla-Designer Franz von Holzhausen hat sich offenbar von den neuen Stealth-Zerstörern der US-Navy inspirieren lassen. Foto: Tesla

Und was für eins. Schon das Design dürfte für Aufsehen auf den Straßen sorgen: Der Cybertruck sieht aus, als wäre er dem Science-Fiction-Film „Blade Runner 2049“ entsprungen. Vielleicht hat sich Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen aber auch von Tarnkappenbombern und Stealth-Zerstörern der Zumwalt-Klasse inspirieren lassen, die durch glatte und speziell geneigte Flächen mit glatten und geneigten Kreuzern verhindern wollen, vom feindlichen Radar erfasst zu werden. Der Cybertruck sprengt jedenfalls auch in dem Punkt (fast) alle Konventionen.

Karosserie aus Spezialstahl

Für militärische Einsätze – auf der großen Ladefläche von derartigen Pritschenwagen lassen sich wunderbar Lafetten für die Montage von schweren Maschinenkanonen befestigen, was zum Beispiel dem Toyota Hilux große Verkaufserfolge beschert – ist Teslas Cybertruck jedenfalls bestens vorbereitet: Die Beplankung des Fahrerhauses und der Ladefläche besteht aus einem widerstandsfähigem Spezialstahl, auf dem auch Schläge mit dem Vorschlaghammer keine Spuren hinterlassen lassen. Und die Scheiben bestehen aus angeblich bruchsicherem Tesla Armor-Glas. Steinschlag oder Wurfgegenstände sollen auch hier keine Wirkung erzielen können. So weit die Theorie.

„Armor Glas“ noch verwundbar

Bei der Weltpremiere am späten Donnerstagabend in Los Angeles ging eine Demonstration allerdings schief: Stahlkugeln, die von Holzhausen auf die Seitenscheiben warf, dellten beide Scheiben ordentlich ein. Musk brauchte ein, zwei Sekunden, um den Schaden zu verdauen. Dann versuchte er es mit Humor: „Immerhin ist die Kugel nicht durchgegangen“. Bis zum Serienstart, versprach er, werde man den Mangel aber abstellen.

Wie mit der Axt geformt: Ungewöhnlich ist die Formgebung des elektrogetriebenen Pritschenwagen. Foto: Tesla

Und was bietet der Cybertruck neben „Exoskelett“ und Armor Glas noch? Nun ja, auf alle Fälle einen bärenstarken Elektroantrieb. Zur Auswahl stehen Varianten mit Heckmotor (für Großstädter), mit Allradantrieb (für Farmer) und eine besonders starke Variante mit insgesamt drei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse. Die einfachste Version soll umgerechnet 36.000 Euro kosten, die Topversion 63.000 Euro. Für die Topversion wird eine Beschleinigung in 2,9 Sekunden auf Tempo 100 versprochen und eine Spitzengeschwindigkeit von 209 km/h. Bei der Basisversion ist schon bei Tempo 177 Schluss – aber wer kauft die schon?

Platz für sechs: Blick in den Innenraum des Cybertrucks. Die Steuerung über das Zentraldisplay ist Tesla-typisch, die Form des Lenkrads neu.

Alle Varianten können fast 1,6 Tonnen auf der Ladefläche transportieren. Die Kabine im Tesla-typtischen Stil fasst sechs Personen. Serienmäßig ist ein Luftfahrwerk, das sich sowohl dem Gelände als auch dem Ladegewicht anpasst sowie eine elektrische Heckklappe, in die eine Rampe integriert ist – das Motorrad kann darüber ruckzuck hochgefahren werden.

Jede Menge Platz: Vier Quadratmeter groß ist die Ladefläche, geladen werden können bis zu 1,6 Tonnen. Foto: Tesla

Und wie steht es um die Reichweite? In der Savanne oder im Wald ist das Angebot an Ladesäulen bekanntlich nicht so üppig. Nun, da lässt sich Tesla nicht lumpen. Der Cybertruck soll mit verschiedenen Akkupacks angeboten werden, mit denen Touren von rund 400, 480 und sogar 800 (!) Kilometer Länge möglich sein sollen. Aber bis zum Serienstart Ende 2021/Anfang 2022 ist es ja noch eine Weile hin. Da kann noch viel passieren, zumal der Wettbewerber Rivian seinen E-Pickup schon für Ende 2020 angekündigt hat und auch Ford sein Erfolgsmodell F-150 in der nächsten Generation mit einem Elektroantrieb bringen will. Die Bestellbücher sind, typisch Tesla, allerdings ab sofort geöffnet, übrigens auch in Deutschland. Schon mit 100 Euro ist man dabei.

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2 Kommentare

  1. Marcel

    Der Herr, der die Scheiben zerstört hat, ist übrigen Franz von Holzhausen, der Chefdesinger von Tesla und nicht von Hirschhausen

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    • Franz W. Rother

      Das nennt man einen Freudschen Verschreiber. Vielen Dank für den Hinweis – haben wir korrigiert.

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