Der Slogan ist wie oftmals bei Tesla kernig, simpel und eindrucksvoll: „It’s a beast“. So heißt ansonsten die bestens gesicherte Panzerlimousine des Präsidenten. Tesla benennt seine Zugmaschine mit Namen Semi Truck auf der eigenen Website genauso. So kann sich jeder etwas unter dem „Semi“ vorstellen.
Präsentiert wurde der erste vollelektrische Lastwagen mit dem Tesla-Logo bereits im Herbst 2017. Doch außer zwei Prototypen war bisher nicht viel vom Mega-Stromer auf den amerikanischen Straßen zu sehen. Nach Europa sollen die elektrischen Zugmaschinen nächstes Jahr rollen – sobald die Bestellungen der Kunden in den USA abgearbeitet sind.
Eigentlich sollten dieses Jahr im Tesla-Werk in Austin, Texas, bereits 50.000 Semi Trucks vom Band laufen. Tatsächlich wurden bislang kaum mehr als ein paar hundert fertiggestellt. Das Gros davon ging an den Lebensmittelkonzern PepsiCo. Der hatte bereits Ende 2017 100 Trucks bestellt und erste Zugmaschinen Anfang des Jahres am Standort Sacramento in Betrieb genommen. Andere Kunden wie die Brauerei Anheuser-Busch, der Lieferdienst UPS und die Kaufhauskette Walmart warten auf ihre Modelle noch. Doch in den nächsten Monaten soll die Produktion endlich hochgefahren werden, verspricht Tesla.
Verbrauch von 125 kWh auf 100 Kilometern
Wie schon bei seinen Elektro-Pkw kann man Tesla eines nicht vorwerfen: das Design. Der Semi Truck ist gefällig, allemal windschlüpfrig und sofort als Tesla zu erkennen. Ähnlichkeiten mit dem Tesla Model 3 oder Y sind alles andere als Zufall. Und ein Familiengesicht bei einer Limousine und einem Mittelklasse-SUV hinzubekommen, ist nicht schwer. Das auf eine gewaltige Zugmaschine der 40-Tonnen-Liga zu projizieren – schon eher.
Die Leistungsdaten sind wie bei fast immer bei Tesla erst einmal eindrucksvoll: Angetrieben von einem Antriebspaket des Model S Plaid schafft die rund 735 kW oder 1.020 PS starke Zugmaschine mit drei Elektromotoren an den beiden Hinterachsen den Spurt auf Tempo 100 in kaum mehr als 20 Sekunden. Er verbraucht nach dem amerikanischen Zyklus auf umgerechnet 100 Kilometern 125 Kilowattstunden Strom Kilometer. Und mit einer Akkuladung soll er – je nach Größe des Akkupakets – zwischen 480 und 800 Kilometer Reichweite schaffen. Die Stromspeicher sollen anschließend an speziellen Mega-Chargern mit angeblich bis zu 2,4 Megawatt Ladeleistung in weniger als 20 Minuten auf 70 Prozent ihrer vollen Kapazität aufgefüllt werden können.
Im Vergleich zu dieselgetriebenen Lastzügen verspricht Tesla Betriebskosten, die weniger als halb so hoch sind. Zur Einordnung: In den USA kostet die Kilowattstunde Strom nur umgerechnet etwa 12 Cent, der Liter Diesel umgerechnet etwa ein Euro. Der Durchschnittsverbrauch eines schweren Trucks der Klasse 7 oder 8 in den USA liegt um die 40 Litern/100 km oder sechs Meilen pro Gallone.
Fuhrparkbetreiber sollen durch die Umstellung auf den Elektroantrieb in den ersten drei Jahren bis zu 200.000 US-Dollar an Energiekosteen einsparen können – verspricht Tesla. Mindestens genauso groß soll der Vorteil durch Ferndiagnose, Bremsenergierückgewinnung, Softwareupdates (over the air) und deutlich weniger wartungsintensive Teile sein. Auf diese Weise sollen auch die Einsatzzeiten der Zugmaschinen deutlich steigen.
4680er Batteriezellen für mehr Reichweite
Dass es bis zu den ersten Auslieferungen des Tesla Semi Truck so lange dauerte, hat verschiedenste Gründe. Hauptschuld hat wohl die Batterietechnik. Ursprünglich sollte der Tesla Semi mit der gleichen Akkutechnik fahren wie die sportlichen Plaid-Versionen des Model S und des Model X. Auch war ursprünglich geplant, die beiden Antriebsachsen der Zugmaschine mit Elektromotoren aus dem Pkw-Regal zu bewegen. Dies hätte allerdings die Nutzlast des Lastzugs um fast eine Tonne eingeschränkt. Also musste Tesla technisch nachlegen.
So kommen die Modelle des Semi nun mit einem neu entwickelten Akkupaket auf die Highways. Die Batteriezellen sind acht Zentimeter hoch und haben einen Durchmesser vor 4,6 Zentimetern. Die nach der Baugröße benannten 4680er-Module bringen mehr Kapazität ins Akkupaket und sollen letztlich bis zu 20 Prozent mehr Reichweite bringen. Die versprochenen 800 Kilometer Reichweite sollen dadurch auch bei einem voll beladenen Auflieger realisierbar sein.
Die maximale Nutzlast des Tesla Semi Trucks beträgt 37,2 Tonnen (82.000 Pfund). Neben der Normalversion mit einer Reichweite von 800 Kilometern sind zwei weitere Versionen geplant, mit Reichweiten von mit knapp 500 Kilometer sowie über 1.000 Kilometer. Damit die Ladezeit an den neuen V4-DC-Superchargern nicht zu lange wird, verfügt der Semi Truck über ein 1.000-Volt-Bordnetz. Die schnellsten Systeme gab es bisher beim Lucid Air (900 Volt). Audi Etron GT / Porsche Taycan und verschiedene Modellen wie Kia EV6 oder Hyundai Ioniq 5/6 verfügen über eine 800-Volt-Architektur.
Preise ab 150.000 Dollar
Die Fahrerkabine sieht anders aus als man es von einer herkömmlichen Zugmaschine kennt. Denn der Chauffeur sitzt zentral in der Mitte, während sich links und rechts vom Lenkrad zwei große Bildschirm für Fahrerinformationen und die zusätzlichen Kamerabilder der Außenspiegel befinden. Die Zugmaschine des Tesla Semi soll in zwei Versionen mit und ohne Schlafkabine lieferbar sein.
Die US-Preise beginnen aktuell bei rund 150.000 Dollar für die Version mit kleinem Akkupaket. Die 800-Kilometer-Version kostet mindestens 180.000 Dollar. Die Zeit für Tesla drängt. In den kommenden Jahren planen eine Reihe von Nutzfahrzeugherstellern, elektrische Lastwagen und Zugmaschinen mit Batterie- und Brennstoffzellenantrieb auf den Markt zu bringen. Einige wie der Nikola Tre sind auch bereits auf dem Markt. Der Semi Truck dürfte für Tesla also alles andere als ein Selbstläufer werden.
Ich halte „kleine falsche Botschaften“ in Qualitätspublikationen für relativ ärgerlich.
„Im Vergleich zu dieselgetriebenen Lastzügen verspricht Tesla Betriebskosten, die weniger als halb so hoch sind. Na ja, in den USA kostet die Kilowattstunde Strom nur umgerechnet etwa 12 Cent.“
Na klar, nur 12 cent…
Ist das manipulativ oder einfach schlecht?
Sie können doch nicht ernsthaft mit der 12 Cent-Botschaft die Assoziation „nur ein Drittel der Stromkosten“ wecken und VERGESSEN den Diesel Preis in den USA zu kommunizieren. Übrigens 50% der Betriebskosten sind 50% der Betriebskosten!