Nach dem erst jüngst gestarteten Luxus-SUV vom Typ EX90 bringt Volvo nunmehr das zweite Modell auf der flexiblen SPA2-Plattform heraus. Doch anders als so mancher erwartet hatte, wurde es eine fünf Meter lange Elektrolimousine mit kurzem Heck und großer Klappe – aber kein Kombi. Ob es ein besonders geräumiges Familienmodell aus schwedischer Fertigung nochmals geben wird, lässt CEO Jim Rowan bei der Präsentation des neuen Autos offen, denn die Kombis, für die Volvo seit Jahrzehnten bekannt ist, wurden in der Gunst der Autokäufer längst von den flexibler nutzbaren SUVs abgelöst. Und die bietet Volvo bereits mit dem EX30, EX40 und EX90 in großer Vielfalt an.

Den ES90 haben die Volvo-Designer für die „besonderen Momente im Leben“ entwickelt. In Schweden dürfte die Limousine schon bald Regierungsmitglieder transportieren – mit einer Reichweite von 700 Kilometern kommen sie damit gut durchs Land. Fotos: Volvo
Der neuen Volvo ES90, der zum Jahresende in den Handel kommt, ist der rein elektrische Nachfolger des Verbrennermodells S90 – unterwegs auf der gleichen SPA2-Plattform wie der EX90. Doch hat die 90er-Limousine gegenüber dem SUV einen mächtigen Trumpf: Im Unterschied zum EX90 verfügt der ES 90 bereits über eine 800-Volt-Architektur. „Auf dem Weg zur vollständigen Elektrifizierung ist unsere 800-Volt-Technik ein weiteres wichtiges Upgrade für unsere Kunden“, sagt Anders Bell, Chief Engineering Officer bei Volvo Cars. „Sie macht unsere Elektroautos noch effizienter, hilft beim schnelleren Laden und sorgt dafür, dass man mit einer einzigen Akkuladung noch weiter kommt.“
Bis zu 700 Kilometer Reichweite
Der exakt fünf Meter lange Volvo ES90 wird zum Start mit drei Antrieben zu bekommen sein. Die 71.990 Euro teure Basisversion wird von einem 245 kW oder 333 PS starken Heckmotor angetrieben und schafft mit seinem 92-kWh-Batteriepaket und dank eines niedrigen cW-Werts von 0,25 und eines entsprechend niedrigen Normverbrauchs von nur 16,1 kWh/100 eine WLTP-Reichweite von 700 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp. Der Großteil der zahlungskräftigen Kunden dürfte sich aber für die leistungsstärkeren Allradversionen (ab 83.990 Euro) entscheiden, die 330 kW (449 PS), als Performance-Version (ab 94.490 Euro) sogar 500 kW (680 PS) leisten und mit einem maximalen Drehmoment von 870 Newtonmeter aufwarten.

Um die Beladung des Kofferraum zur erleichtern, verfügt der ES90 über eine riesige Heckklappe, die selbstverständlich elektrisch betätigt wird. Nicht nur in dem Punkt ähnelt der Volvo dem (deutlich kleineren) Polestar 2.
Damit spurtet der Stromer aus dem Stand in vier Sekunden auf Tempo 100. Der Temporausch wird – wie bei Volvo seit Jahren üblich – vernünftigerweise schon bei 180 km/h abgeregelt. Mit dem größeren 106-kWh-Batteriepaket schaffen die Allradler ebenfalls 700 Kilometer Normreichweite. Nachgeladen werden kann am High Power Charger dank des 800-Volt-Bordnetzes dann mit bis zu 350 kW. Maximal 20 Minuten soll es dauern, um den Ladestand von 10 auf 80 Prozent anzuheben. Zudem kann der Volvo ES90 bidirektional laden, den Strom also beispielsweise ins Hausnetz einspeisen. Und in einigen Märkten ist der Stromer auch mit einer komfortablen Plug-and-Charge-Funktion ausgestattet. Der Ladevorgang startet dann automatisch, sobald das Fahrzeug an die öffentliche Ladestation angeschlossen ist.
Üppig Platz dank 3,10 Metern Radstand
Für den nötigen Luxus im Innenraum, des ES 90 sorgt nicht allein der üppige Radstand von 3,10 Metern, sondern auch zahlreiche Komfort- und Sicherheitsdetails. Und wie im EX90 gibt es natürlich auch hier das famose Soundsystem von Bower & Wilkins, das die Insassen aus 25 Boxen mit maximal 1.610 Watt beschallt. Vorne wie hinten können sich die Insassen auf klimatisierten Komfortsitzen räkeln, auch hinten ist dafür reichlich Platz. Auch das Platzangebot im Kofferraum kann sich mit einem Ladevolumen zwischen 391 bis 1.256 Litern sehen lassen.

Speziell mit der weißen Innenausstattung kommt das neue Flaggschiff von Volvo sehr edel daher. Es gibt für den Fahrer ein Head-up-Display, ein kleines Display hinterm Lenkrad und einen riesigen Touchscreen auf der Mittelkonsole zur Steuerung aller Funktionen.
Wie schon beim EX90 halten die Schweden an dem puristischen Anzeige- und Bedienkonzept fest. So blickt der Fahrer auf gerade einmal 9,1 Zoll große Instrumente nebst 13,2-Zoll-Head-Up-Display, während die zentralen Funktionen – insbesondere die intelligente Google-Integration – über einen 14,5 Zoll großen Touchscreen oder Sprache bedient werden. Ein Beifahrerdisplay hat der Volvo ES90 im Unterschied zu einigen Wettbewerbern noch nicht im Angebot.
Wichtiger denn je bleibt auch bei der neuen Elektrolimousine das Thema Nachhaltigkeit. Mehr als zuvor setzen die Schweden beim neuesten Elektromodell auf die Wiederverwertung. 29 Prozent des im ES90 verwendeten Aluminiums und 18 Prozent des Stahls sind recycelt. Der Volvo ES90 enthält zudem 16 Prozent recycelte Polymere und biobasierte Materialien. Der CO2-Fußabdruck des Stromers ist dadurch erfreulich klein.